Die Mehrheit der Weltbevölkerung ist von der Wechselbeziehung zwischen vom Menschen verursachten Kohlendioxidemissionen und dem Klimawandel überzeugt. Saubere, elektrische Autos werden als Schlüssel im Kampf gegen die Erderwärmung gesehen. Dabei ist E-Mobility in der Automobilbranche nicht neu. Toyota hat bereits vor 20 Jahren den ersten hybriden, Prius, auf den Markt gebracht. Dennoch ging die Entwicklung von E-Autos bestenfalls schleppend voran. Grund für diese träge Entwicklung ist zugleich ihr Hoffnungsträger: Batterien. Die Fortschritte bei der Leistungsfähigkeit von Batterien vollziehen sich im Vergleich zu den Fortschritten der Digitalisierung recht langsam. Von der Blei-Säure-Batteriezelle bis zur Einführung leistungsfähigerer Nickel-Metallhydrid-Batterien im Jahr 1989 vergingen ganze 150 Jahre. Und bis es 1990 die heute üblichen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akkus vom Labor in die Videokameras und Handys schafften, verstrichen noch weitere zehn Jahre.

Das große Problem bei Autos: Die Flüssigbatterien können nicht dicht beieinanderliegen, ohne Brandgefahr zu erzeugen. Daher ist die Akkulaufzeit und somit die Reichweite von Elektroautos meist auf 120 bis 240 Kilometer pro Ladung begrenzt. Zudem dauert auch das Aufladen bisweilen mehrere Stunden. Das ist weniger dramatisch, wenn nachts aufgeladen werden kann, auf Reisen jedoch ist es ein wesentliches Hindernis. Weiterer Nachteil für den Verbraucher: Je länger die Akkulaufzeit und je schneller das Ladegerät, desto teurer ist auch das Auto. Zudem spielt bei der Verbreitung von Elektroautos auch die Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Dies ist in Europa oder in Kalifornien weniger problematisch, allerdings gibt es beispielsweise in den übrigen US-Bundesstaaten kaum Ladestationen, sodass die Fahrer befürchten müssen, am Straßenrand liegen zu bleiben. Zudem trägt auch die Diskussion über die "saubere" Herstellung von Strom nicht zur raschen Verbreitung bei - schließlich wird Strom noch zu einem großen Teil aus Kohle hergestellt.

Nichtsdestotrotz werden kontinuierlich Fortschritte sowohl hinsichtlich der Leistungsfähigkeit als auch der Kosten von Batterien erzielt. So hat Toyota jüngst die Entwicklung einer Festkörperbatterie angekündigt, die die Reichweite der Fahrzeuge verdoppeln könnte, und Nissan hat vor Kurzem das erschwingliche Elektromodell Leaf mit erheblich verbesserter Reichweite eingeführt. Starkes Interesse an der Entwicklung zeigt auch China, das jüngst zehn Milliarden Dollar in diesem Bereich investierte, und Giganten wie Samsung und Panasonic stecken ebenfalls Milliarden in die Weiterentwicklung von Akkutechnologien.

Da auf lange Sicht sowohl die Ladezeiten sinken und die Batteriekapazitäten zunehmen werden als auch die Anzahl der Ladestationen steigt, ist davon auszugehen, dass sich die derzeitige Ambivalenz unter den Verbrauchern allmählich auflöst. Und da auch die Kosten für E-Autos abnehmen, dürfte sich die Kosten-Nutzen-Analyse, die bislang eher für traditionelle Fahrzeuge sprach, zugunsten Ersterer verschieben. Bis dahin sind Hybridautos die Zwischenlösung. Insgesamt bietet die Branche daher ein enormes Wachstumspotenzial. Doch trotz der sich abzeichnenden Veränderungen werden sich die Gewinne von Erstausrüstern und damit das Verhalten ihrer Aktienkurse in naher Zukunft kaum ändern. Ihr Wohl und Wehe dürfte weiterhin vom gesamtwirtschaftlichen Klima abhängen und davon, wie sie ihren Absatz auf größere, profitablere SUV und Lkw verlagern können.

Für Investitionen in die Transformation der Automobilbranche gibt es daher einen direkteren Weg, nämlich Unternehmen, die die neuen Technologien liefern. Gelingt es beispielsweise einem Hersteller, dass seine Kameras oder Batterien in einem Fahrzeug verbaut werden, schlägt sich dies im Gewinn und am Ende auch im Aktienkurs nieder. Als Anleger kommt es hier darauf an, die Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden.

Zur Person: Yan Taw Boon ist Fondsmanager des Neuberger Berman Next Generation Mobility. Der thematische Aktienfonds des unabhängigen US-amerikanischen Vermögensverwalters investiert in Unternehmen, die Lösungen für die Weiterentwicklung autonomer, elektrischer und vernetzter Fahrzeuge anbieten. Dabei zielt er insbesondere auf die Investitionspotenziale ab, die die Transformation des globalen Verkehrssektors schaffen.