von Peter Bösenberg, Derivatespezialist von der Société Générale

Bei Quanto-Produkten wird der Zertifikatepreis ohne Wechselkursentwicklung berechnet. Ein Quanto-Papier bildet also die Performance des Basiswerts mit einem konstanten Wechselkurs von eins ab. Dieser Mechanismus ist in der Regel natürlich nicht kostenlos. Am Beispiel eines Quanto-Zertifikats auf Gold soll die Funktionsweise erläutert werden. Die Höhe der "Quanto-Gebühr" hängt grundsätzlich von drei Faktoren ab: von der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen, der Volatilität des Goldpreises und des Wechselkurses sowie von der Korrelation zwischen dem Wechselkurs und dem Goldpreis.

Wie wirkt sich die Zinsdifferenz zwischen beiden Währungsräumen aus? Angenommen, Gold notiert bei 1200 Dollar je Feinunze, der Dollar-Wechselkurs bei 1,25 Euro, die Euro-Tagesgeldzinsen bei 0,25 Prozent, die Dollar-Tagesgeldzinsen bei 0,75 Prozent und das Zertifikat bei 1000 Euro. Kauft ein Anleger ein solches Zertifikat, erhält die Emittentin also 1000 Euro und muss ein entsprechendes Absicherungsgeschäft vornehmen. Da Gold in Dollar notiert, werden die 1000 Euro zu 0,25 Prozent angelegt, und gleichzeitig wird ein Kredit in Höhe von 1250 Dollar aufgenommen, um die notwendige Menge Gold erwerben zu können. Für den Kredit fallen Zinsen in Höhe von 0,75 Prozent an.

Weiter angenommen, dass die Zinsen und der Wechselkurs konstant bleiben und sich der Goldpreis binnen Jahresfrist auf 2400 Dollar verdoppelt. Das Quanto-Zertifikat hätte in diesem Fall einen Wert von 2000 Euro. Aus Emittentensicht sind aus den 1250 Dollar, die in Gold investiert wurden, 2500 Dollar geworden. Bei einem Wechselkurs von 1,25 Euro entspricht das genau 2000 Euro. Aufgrund der positiven Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen sind jedoch Kosten in Höhe von fünf Euro für die Absicherung entstanden. Während mit der Anlage von 1000 Euro Zinsen in Höhe von 2,50 Euro erzielt wurden, sind 9,375 Dollar Kreditkosten entstanden, umgerechnet 7,50 Euro. Die Quanto-Gebühr beträgt also die Differenz von fünf Euro.

Der zweite wichtige Einflussfaktor auf die Höhe der QuantoGebühr ist die Korrelation zwischen dem Euro-Dollar-Wechselkurs und dem Goldpreis. Neigen die Werte dazu, sich im Gleichklang zu entwickeln, wäre die Korrelation nahe +1, bei entgegengesetzter Entwicklung nahe -1. Grundsätzlich gilt, dass eine Quanto-Absicherung umso teurer ist, je höher die Korrelation zwischen dem Wechselkurs und der Kursentwicklung des Basiswerts ist. Beispiel hohe Korrelation: Wäre der Wechselkurs etwa von 1,25 auf 1,30 Euro gestiegen, hätten die 2500 Dollar nur noch einen Wert von rund 1923 Euro. Während also der Besitzer eines Quanto-Zertifikats einen Anspruch auf Rückzahlung von 2000 Euro hat, stehen dem Emittenten aus seinem Absicherungsgeschäft nur 1923 Euro zur Verfügung. Dies würde einer für den Anleger positiven Quanto-Gebühr entsprechen.

Auch die Volatilitäten des Wechselkurses und des Goldpreises beeinflussen die Kosten einer Währungssicherung. Hohe Volatilitäten machen Anlageprodukte teurer. Insbesondere in Zeiten sich sprunghaft ändernder Volatilitäten besteht für den Emittenten das Risiko, dass sich der Wert seiner Absicherung deutlich verringert. Ein solches Szenario führt unter sonst gleichen Bedingungen und einer positiven Korrelation zu einer höheren Quanto-Gebühr.

Aus Anlegersicht gilt es zu beachten, dass eine Währungssicherung ein Zertifikat sowohl teurer als auch billiger machen kann. Die entstehenden Kosten betragen in der Regel wenige Prozentpunkte pro Jahr, wogegen die tatsächlichen Wechselkursveränderungen recht ausgeprägt sein können. Daher sollten sich Anleger vor einer Entscheidung für oder gegen ein Quanto-Zertifikat fragen, ob man mit einer Kursentwicklung rechnet, die eine Absicherung überhaupt attraktiv erscheinen lässt.

Peter Bösenberg

Bösenberg ist Head of Public Distribution Germany & Austria bei der Société Générale in Deutschland. Die Société Générale Group gehört zu den führenden Großbanken der Eurozone. Gegründet im Jahr 1864 beschäftigt die Bank derzeit mehr als 154 000 Mitarbeiter weltweit. Bei Derivaten zählt die Société Générale zu den Weltmarktführern in den Bereichen Aktien-, Zins-, Kredit-, Devisen- und Rohstoffderivate.