Berlin erlebt wie kaum eine andere deutsche Großstadt eine Transformation. Die Stadt zieht viele junge Kreative aus Deutschland und dem Ausland an. Für Start-ups, Hightech-­Unternehmen und die junge Digitalwirtschaft ist die deutsche Hauptstadt daher hoch attraktiv. Hinzu kommt eine starke Binnenwanderung vom ländlichen Raum in die großen Städte Deutschlands. Durch den Zuzug verändert sich die Sozialstruktur Berlins. Der alte "Kiez" kollidiert mit neuen Lebenswelten. Einstige Arbeiterviertel wandeln sich zu hippen Stadtteilen. Veränderte Wohnbedürfnisse der Neuberliner und die im Zuge der wirtschaftlichen Prosperität steigenden Einkommen beleben die Immobilieninvestitionen und gehen mit steigenden Mietpreisen einher. Sinnvoll wäre es, neuen Wohnraum für unterschiedliche Einkommensgruppen zu schaffen.

Vor drei Jahren kündigte die Berliner Regierung an, innerhalb von fünf Jahren 20 000 geförderte Wohnungen zu bauen. Realisiert wurden bislang etwa 9000 Einheiten, Tendenz abnehmend. Um die Angebotslücke zu schließen, wären Anreize für private Investitionen im Berliner Wohnungsmarkt, speziell auch im geförderten Wohnungsbau, dringend nötig. Dazu gehören auch administrative Erleichterungen. Doch während man in anderen Städten höchstens ein bis zwei Jahre auf eine Baugenehmigung wartet, dauert der Prozess in Berlin drei bis fünf Jahre. Statt den Neubau anzuregen und eine dynamische Stadtentwicklungspolitik zu gestalten, bremst die Berliner Regierung. Es scheint, der Senat macht vor allem Politik für alteingesessene Berliner, deren verlässliche Wählerstimmen man sich sichern will, statt für politisch schwieriger einzuschätzende Neuberliner. Deshalb bemüht sich die Berliner Politik auch nicht, Investoren und Bauherren Sicherheit oder gar öffentliche Unterstützung zu bieten. Enteignungen zu erwägen und Mieten zu deckeln schafft kein Vertrauen. Das Ergebnis: Niemand will in Berlin bauen.

Für Investoren ist schwer abzuschätzen, wie sich die politischen Rahmenbedingungen für den Berliner Wohnungsmarkt entwickeln werden. Sollte der Mietendeckel tatsächlich einer verfassungsrechtlichen Prüfung standhalten, wird er wie die meisten restriktiven Bauvorschriften vor allem denen zugutekommen, die sich die Mieten ohnehin leisten können - also den gut ausgebildeten kreativen Köpfen, die es nach Berlin zieht. Sollte man sich als Investor also aus Berlin zurückziehen? Wir glauben nicht und halten deshalb zum Beispiel an unserer Position in die Deutsche Wohnen, die rund 70 Prozent ihrer Objekte in Berlin hat, im Portfolio unseres Immobilienaktienfonds Skagen m2 fest. Da die Einwohnerzahl weiter wachsen wird, werden Bestandshalter ihre Mieter noch stärker nach deren Bonität auswählen.

Wir nehmen aus der Politik aber auch positive Signale für den Mietwohnungsmarkt wahr. So sehen wir einige, wenn auch noch frühe Anzeichen dafür, dass der Gesetzgeber versucht, Investitionen zur Senkung der CO2-Emissionen in der Immobilienwirtschaft zu beschleunigen, indem er Subventionen und/oder Steueranreize für Vermieter einführt. Je nachdem, wie diese Maßnahmen ausgestaltet werden, können sie nicht nur den Mietern helfen, sondern zugleich ein Schlüssel für Deutschland sein, um die selbst gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen.

Wir sind der Auffassung, dass die deutsche Hauptstadt ihre einzigartige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Dynamik nutzen und durch eine aktive Wohnungsbaupolitik unterstützen sollte. Restriktionen wie der Mietendeckel oder langwierige Baugenehmigungen verstärken nur Konflikte zwischen Alteingesessenen und Zuziehenden, zwischen Gering- und Besserverdienenden um den knappen Wohnraum in der Stadt. Besser wäre es, Investitionshemmnisse abzubauen, Flächenpotenziale für den Wohnungsbau zu erschließen und als öffentliche Hand aktiv Wohnraum zu schaffen.