Die Wirtschaft ändert sich in einem atemberaubenden Tempo. Durch die digitale Beschleunigung und die immer schneller aufeinanderfolgenden Innovationen verkürzen sich die Lebenszyklen vieler Unternehmen. Der digitale Wandel wirkt sich auch auf traditionelle und etablierte Geschäftsmodelle aus und erschwert damit verlässliche Langzeitprognosen. Entsprechend ist es wichtig, neue Entwicklungen möglichst früh zu erkennen, um schneller reagieren zu können.

Als Folge dieser rasanten Entwicklung verschwinden langjährige Aktienstars zunehmend von der Bildfläche, und dominierende Konzerne mit solidem Geschäftsmodell - wie etwa ExxonMobil, General Electric oder IBM - besitzen nur noch einen Bruchteil des Marktwerts im Vergleich zum Beispiel zu den ­FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google [Alphabet]). Wer diese Techwerte nicht in seinem Portfolio hatte, ist dem US-Aktienindex gnadenlos hinterhergelaufen.

Unterdessen werden immer wieder neue Marktführer hervorgebracht, und schon steht beispielsweise die Blockchain-Technologie in den Startlöchern. Während in Deutschland die Energiekonzerne RWE und Eon in den vergangenen Jahren mehrfach ihre Strategie ändern mussten, ist es durchaus ungewiss, ob das aktuelle Geschäftsmodell langfristig trägt. Banken suchen nach neuen Einnahmen, da kleine Fintechs auf der einen Seite und sehr große Kapitalsammelstellen - die sogenannten Schattenbanken - auf der anderen Seite deren Existenzberechtigung infrage stellen. Kommt ein Unternehmen aus dem Tritt, kann der Marktwert sehr schnell fallen. Für Investoren heißt dies, sie können nicht davon ausgehen, dass sich langfristig erfolgreiche Unternehmen auch künftig in ihrem Portfolio positiv entwickeln.

Eine Anlagestrategie, die seit Jahren praktiziert wird, ist es, auf Unternehmen zu setzen, deren Kurse sich in den vergangenen zwölf Monaten gut entwickelt haben. Der wissenschaftlich belegte "Momentum-Effekt" besagt, dass sich diese Aktien in überdurchschnittlich vielen Fällen auch künftig gut entwickeln werden. Diese Strategie hat zwar weiter ihre Berechtigung, lässt sich jedoch optimieren. Verläuft die fundamentale Entwicklung des Unternehmens dann doch nicht so positiv, wie die Kurse dies erwarten ließen, drohen Kursverluste.

Wir bei Smart-Invest haben ein Analysesystem entwickelt, das diese Gefahr deutlich reduzieren kann, indem kurzfristigere Indikatoren integriert werden. Hierbei steht das sogenannte "Gewinn-Momentum" im Zentrum. Da die Gewinnentwicklung der wichtigste Treiber der Kursentwicklung ist, liegt es nahe, auf Titel zu setzen, bei denen die Gewinnentwicklung besonders positiv war. Bei der Aktienauswahl nach "Gewinn-Momentum" wartet man nicht, bis das Unternehmen die Gewinne bekannt gibt, sondern wählt Unternehmen aus, bei denen die Analysten die Gewinnschätzungen in letzter Zeit besonders stark nach oben revidiert haben.

Auf diese Weise kommen Investoren bei der Aktienauswahl so früh wie möglich in die "Nahrungskette" der Informationen und können schnell reagieren. Umfangreiche Berechnungen von Smart-Invest und der Einsatz dieser Aktienauswahl in einem Fondsportfolio haben gezeigt, dass sich damit das Ertrag-Risiko-Profil eines Aktiendepots deutlich verbessern lässt. Denn in einer Aktienauswahl nach der Gewinndynamik ist das Portfolio immer in den Unternehmen investiert, bei denen die Analysten aktuell in Bezug auf die Steigerung der Gewinnentwicklung besonders optimistisch sind.

So lässt sich zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit deutlich steigern, bei Unternehmen investiert zu sein, die eine Gewinnüberraschung ("earnings surprise") veröffentlichen. Ein Beispiel ist Fiat Chrysler: Der Autokonzern hat jüngst sehr gute Zahlen geliefert, und es werden weitere Steigerungen erwartet. Mit einer Aktienauswahl nach "Gewinn-Momentum" muss der Investor nicht mehr darauf vertrauen, dass das Geschäftsmodell auch in zehn Jahren noch erfolgreich ist.

Arne Sand: Sand studierte Elektrotechnik mit den Schwerpunkten Datenverarbeitung und Regelungstechnik. 1994 gründete er mit Max Schott die Sand und Schott GmbH. Diese führt er bis heute als geschäftsführender Gesellschafter. Seit Oktober 2007 ist Sand überdies geschäftsführender Gesellschafter der Smart-­Invest. Sein Interesse gilt quantitativ gesteuerten technischen und fundamentalen Wertpapier-Handelsstrategien.