Das Problem ist nicht nur die Menge an Plastik, sondern auch, dass Plastik Jahrhunderte braucht, bis es sich zersetzt hat. Doch auch dann ist das Plastik nicht aus der Welt. Vielmehr zerfällt es zu Mikroplastik. Über Tiere, die den Kunststoff mit Futter verwechseln, können die Mikroteilchen in unsere Nahrungsmittel gelangen.

Keine Frage, es besteht akuter Handlungsbedarf. Ab 2021 sind viele Einwegprodukte aus ölbasiertem Kunststoff in Europa verboten. Bis 2029 soll die Recyclingquote für Plastikflaschen von 30 Prozent auf 90 Prozent gesteigert werden. Es ist ein Anfang, der aber bei Weitem nicht ausreicht, das Plastikmüllproblem zu lösen. In erster Linie gilt es, Müll zu vermeiden oder durch umweltfreundlichere Stoffe zu ersetzen.

Daran arbeitet eine ganze Industrie. Die niederländische Firma Corbion, die seit fast 90 Jahren Erfahrung mit Fermentierung hat, ist Weltmarktführer bei Milchsäure und deren Derivaten. Zutaten, aus denen Biokunststoffe namens Polylactide, kurz PLA, hergestellt werden. Die Alternative zu erdölbasiertem Kunststoff entsteht, einfach ausgedrückt, durch Fermentation und Polymerisation von Zucker und Milchsäure.

Eine gute Alternative


PLA kann für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt werden - von Lebensmittelverpackungen über Touchscreen-Computer bis hin zu langlebigen Automobilkomponenten oder im 3-D-Drucker. PLA kann sowohl recycelt als auch in Industrieanlagen kompostiert werden.

Zusammen mit dem französischen Ölkonzern Total hat Corbion in Thailand ein neues Werk für die Herstellung von PLA in Betrieb genommen. Die jährliche Kapazität von 75 000 Tonnen PLA soll bis 2023 erreicht werden. Die Wachstumsrate für den PLA-Markt schätzen Branchenexperten auf 20 Prozent pro Jahr.

PLA ist bei Corbion nur ein Werkstoff, der innerhalb der Sparte Innovation Platform bis zur Marktreife entwickelt und vermarktet wurde. Zusammen mit namhaften Firmen wie BASF arbeiten die Niederländer an weiteren innovativen Stoffen und Materialien.

Seit 2016 investierte Corbion in seine Innovation Platform 200 Millionen Euro. Dazu zählt auch die Übernahme von Terravia im Jahr 2017, einem Hersteller von Algenprodukten. Die Anlage in Brasilien produziert spezielle Öle, Fette und Proteine, die Nahrungsmitteln für Mensch und Tier zugesetzt werden.

Corbion hat mit dem einträglichen, aber stagnierenden Backmittelgeschäft eine solide Basis. Der Trigger für den Aktienkurs ist das PLA-Geschäft. Die Algensparte bietet ein hohes Überraschungsmoment. Langfristig sollten sich beide Trends bei Corbion auszahlen.