Einmal pro Woche verfolgen Silberfans mit großer Aufmerksamkeit den Bericht über die aktuelle Stimmung an der Terminbörse Commodity Exchange, wo der Silberpreis maßgeblich beeinflusst wird. Hier erfahren sie, welche Trends und Transaktionen bei Silber-Futures auf Wochensicht zu beobachten waren. Durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) erfahren Anleger beispielsweise, ob das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht zugenommen oder eher abgenommen hat. Wichtig zu wissen: Ein Terminkontrakt auf Silber repräsentiert papiermäßig den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber. Beim Commitments of Traders-Report interessieren sich Anleger aber in erster Linie dafür, welche Transaktionen unter den verschiedenen Gruppen von Marktakteuren im Berichtszeitraum registriert wurden. Daraus lässt sich dann ein Bild über die aktuelle Stimmungslage unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), den Großspekulanten (Non-Commercials) und den Kleinspekulanten (Non-Reportables) ableiten. Außerdem erfährt man dadurch, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 20. Februar hat sich das allgemeine Interesse an Silber, ablesbar an der Anzahl offener Silber-Kontrakte (Open Interest), von 194.100 auf 203.600 Futures (+4,9 Prozent) deutlich erhöht. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) war jedoch zum dritten Mal in Folge ein Minus im zweistelligen Prozentbereich registriert worden. Im Vergleich zur Vorwoche reduzierte sich der Optimismus von 21.900 auf 19.400 Kontrakte (-11,4 Prozent) und rutschte damit leicht unter das zum Jahresultimo festgestellte Niveau. Dies war jedoch ausschließlich auf die Transaktionen der Großspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen.

Weil große Terminspekulanten auf der einen Seite ihr Long-Exposure um 1.600 Futures reduziert haben und auf der anderen Seite ihr Short-Engagement um fast 1.800 Kontrakte erhöht haben, hat sich deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) auf Wochensicht von 8.700 auf 5.300 Futures (-39,1 Prozent) kräftig reduziert. Zur Erinnerung: Vor drei Wochen war hier noch ein Wert von über 32.000 Kontrakte gemeldet worden. Kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum hingegen zuversichtlicher geworden. Deren Netto-Long-Position legte nämlich von 13.200 auf 14.100 Kontrakte (+6,8 Prozent) zu. Obwohl die Großspekulanten - gemessen an der Zahl gehaltener Silber-Futures - fast das dreifache Gewicht der Kleinspekulanten auf die Waage bringen, fällt der Optimismus der "kleinen Silberfans" um den Faktor 3,7 höher aus. Diese Kräfteverhältnisse gab es im vergangenen Jahr ganz selten zu beobachten.

Auf Seite 2: LBMA-Analystenumfrage sieht Potenzial bei Silber

Ende Januar veröffentlichte die London Bullion Market Association, der wichtigste Handelsplatz für physisches Silber, ihre jährliche Analystenumfrage hinsichtlich der Perspektiven von Gold, Silber, Platin und Palladium. Wichtigste Erkenntnis: Das arithmetische Mittel sämtlicher Prognosen zum durchschnittlichen Silberpreis im Jahr 2018 lag bei 17,81 Dollar, wobei die 25 Edelmetallexperten für das laufende Jahr Schwankungen zwischen 14,00 und 23,00 Dollar erwarten. Hinsichtlich der prognostizierten durchschnittlichen Silberpreise reichten die Schätzungen von 16,00 Dollar (Société Générale) bis 20,00 Dollar (Macquarie Capital). Der Analyst mit der treffsichersten Prognose gewinnt übrigens einen Unzenbarren Gold und - nicht zu vergessen - berufliches Renommee.

Aus charttechnischer Sicht kann man dem Silberpreis auf Zehnjahressicht heftige Kursschwankungen zwischen unter zehn (2008) und fast 50 Dollar (2011) attestieren. Vor diesem Hintergrund ist man geneigt, das vergangene Jahr angesichts einer Tradingrange von 15,50 bis 18,50 Dollar fast schon als "langweilig" zu bezeichnen. Erhöhte Spannung ergibt sich aktuell allerdings aus dem Umstand, dass sich sowohl die mittelfristige 100-Tage-Linie als auch die langfristige 200-Tage-Linie in Reichweite befindet. Ihr nachhaltiges Überwinden wäre als charttechnisches Kaufsignal zu sehen. Sollten beide Durchschnittslinien zudem nach oben drehen, könnte dieses Trendwechselsignal weitere chartinduzierte Käufe auslösen. Während oberhalb von 15,50 Dollar eine massive Unterstützungszone angesiedelt ist, reicht eine markante Widerstandszone von 17,00 bis 18,50 Dollar. Deren nachhaltiges Überwinden dürfte kein leichtes Unterfangen werden.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.