Der DAX wird am Freitag wieder von Zoll-Sorgen belastet. Droht jetzt der nächste Abverkauf wie im April? Außerdem im Fokus: die Aktien von BMW. Als Zusatz: die Bedeutung von nachhaltiger Geldanlage in Deutschland.
Der DAX ist am Freitag etwas weiter von seiner am Vortag erreichten Bestmarke zurückgefallen. US-Präsident Donald Trump drohte der Europäischen Union mit pauschalen Strafzöllen von 15 oder 20 Prozent. "Der Optimismus aus der ersten Wochenhälfte mit neuem Dax-Rekord weicht vor dem Wochenende der Angst vor einer bösen Zoll-Überraschung", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Risikofreude der Anleger dürfte daher begrenzt bleiben.
Im frühen Handel fiel der deutsche Leitindex um 0,43 Prozent auf 24.351,84 Punkte. Am Donnerstag hatte der Dax bei 24.639 Zählern noch einen weiteren Höchststand erreicht. Nach rund 24 Prozent Plus im laufenden Jahr fehlten dann jedoch die Anschlusskäufe. Auf Wochensicht steht der Dax trotzdem immer noch etwa 2,4 Prozent im Plus. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab um 0,31 Prozent auf 31.552,51 Punkte nach. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,45 Prozent abwärts.
Zuletzt hatte der Zollstreit die Anleger weitgehend kaltgelassen. "Die Zölle haben aber weiterhin das Potenzial, Welthandel und Unternehmensgewinne massiv zu bremsen", mahnte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Dies sollten die Anleger trotz des mittlerweile eingetretenen Gewöhnungseffekts im Blick behalten. Neben der Drohung in Richtung EU verhängte Trump außerdem neue Zölle gegen Kanada in Höhe von 35 Prozent.
Aktien von BMW im Fokus
Die britische Investmentbank Barclays hat das Kursziel für die Aktien von BMW von 73,50 auf 82,50 Euro angehoben und die Papiere von "Underweight" auf "Equal Weight" hochgestuft. Die letzten Signale der Münchner vor dem Quartalsbericht stimmten den Analysten Henning Cosman optimistischer hinsichtlich Marge und Barmittelzuflüsse im zweiten Quartal. Mit Blick auf eine möglichst gütliche Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU gebe es nun für die Margenprognosen an das zweite Halbjahr obendrein eher Chancen als Risiken, schrieb Cosman am Donnerstagabend. Er liegt insgesamt mit seinen Schätzungen nun nach eigener Aussage im Einklang mit dem Konsens. Die zuletzt starke Kursentwicklung sei untermauert worden.
Investieren in Deutschland
Klimaziele werden aufgeweicht, Firmen opfern Diversitätsprogramme: In Zeiten von Donald Trump haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz an Bedeutung verloren. Das zeigt sich auch im Verhalten von Sparern. Ihr Interesse an nachhaltiger Geldanlage ist das zweite Jahr in Folge geschrumpft, geht aus eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox hervor.
Demnach interessieren sich 64 Prozent für Geldanlagen, die ökologischen, sozialen und ethischen Mindeststandards genügen - etwa Fonds, die auf Aktien aus Branchen wie Rüstung, Tabak, Öl und Gas oder Glücksspiel verzichten. In einer früheren Studie im Vorjahr hatten noch 69 und 2022 sogar 79 Prozent Interesse an nachhaltigen Anlagen.
Nur jeder Sechste (16 Prozent) ist in solche Finanzprodukte investiert, so die Umfrage, an der im Mai rund 1.000 Menschen teilnahmen. Vor einem Jahr waren es 21 Prozent und vor drei Jahren fast ein Viertel (24 Prozent). Statt Klimaschutz dominierten heute andere Themen die Debatten, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Am größten ist die Aufgeschlossenheit bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren. Hier bekunden laut Studie 81 Prozent generelles Interesse an ökologisch und ethisch einwandfreien Geldanlagen. Bei den über 70-Jährigen interessiert sich dagegen nur noch die Hälfte für ESG-Anlagen - das Label steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung).
Auch ist das Desinteresse an nachhaltigen Geldanlagen unter Ostdeutschen mit 44 Prozent größer als bei Westdeutschen (36 Prozent) und bei kinderlosen Haushalten sogar fast doppelt so hoch (40 Prozent) wie bei Familien mit Kindern.
Generell gilt: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten mit Interesse an nachhaltigen Geldanlagen würde "auf jeden Fall" oder "eher" auf Rendite verzichten, wenn die Investments wichtige Nachhaltigkeits-Standards einhalten. Für 34 Prozent käme das nicht infrage.
Bei den Kriterien, die die Befragten wichtig finden, gibt es große Unterschiede. Am meisten Wert legen sie auf den Verzicht von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Tierversuchen (je 37 Prozent). Auch ein schonender Umgang mit den Ressourcen des Planeten und Investitionen in erneuerbare Energien werden oft genannt (29 bzw. 27 Prozent), ebenso der Ausschluss von Branchen wie Glücksspiel (22 Prozent) und Rüstung (20 Prozent).
Enthält Material von dpa-AFX
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