Die Citibank ist nicht für Übertreibungen oder Schock-Analysen bekannt. Doch nun hat sich die US-Großbank zu den Zukunftsaussichten für Gold und Rohöl geäußert. Unter bestimmten Bedingungen könnte der Goldpreis in den nächsten Monaten um etwa 50 Prozent zulegen. Die Prognosen der Citi trafen in der Vergangenheit oft ins Schwarze. 

Im Dezember 2022 veröffentlichten die Analysten der Citibank eine Prognose, wie sich Gold und Rohöl im Jahr 2023 entwickeln würden. Damals erwarteten sie im Jahresverlauf einen Anstieg auf mindestens 1.900 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) Gold und einen Ölpreis-Rückgang auf 70 Dollar pro Barrel. Citi verwies damals auf eine abnehmende globale Nachfrage nach dem schwarzen Gold.

Beide Citi-Ziele wurden im Jahresverlauf erreicht: Gold schoss bekanntlich sogar auf ein neues Allzeithoch oberhalb von 2.000 Dollar, Brent-Öl rutschte bis auf 70,20 Dollar ab. Zum Zeitpunkt der Prognosen notierte der Goldpreis bei etwa 1.770 Dollar und Brent-Öl bei knapp 90 Dollar.

Zentralbanken würden verstärkt Gold kaufen, wenn...

Nun hat sich die Citi erneut zu den beiden Rohstoffen geäußert. Demnach könnte Gold, das derzeit bei 2.023 Dollar am Spotmarkt gehandelt wird, in den kommenden 12 bis 18 Monaten auf 3.000 Dollar pro Feinunze steigen – ein Potenzial von fast 50 Prozent. Aakash Doshi, Leiter des Rohstoff-Research bei Citi Nordamerika, machte das gegenüber "CNBC" vom Eintreten eines der folgenden drei Szenarien abhängig.

Sollte es zu einer Stagflation oder einer tiefen globalen Rezession kommen, werden die Zentralbanken die Käufe des Edelmetalls drastisch erhöhen. "Der wahrscheinlichste Joker auf dem Weg zu einem Goldpreis von 3.000 Dollar pro Unze ist eine rasche Beschleunigung eines bestehenden, aber langsam voranschreitenden Trends: die Entdollarisierung der Zentralbanken in den Schwellenländern, die wiederum zu einer Vertrauenskrise in den US-Dollar führen wird", so die Citi-Analysten, zu denen auch Doshi gehört. Dies könnte zu einer Verdopplung der Goldkäufe der Zentralbanken führen und den Schmuckkonsum als größten Treiber der Goldnachfrage ablösen, so Doshi weiter.

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2-Jahres-Chart Gold (Feinunze in US-Dollar, Spotmarkt)

Neuer Goldpreis-Rekord zum Ende des Jahres

Wie der World Gold Council im Januar berichtete, haben die Zentralbanken der Welt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren netto mehr als 1.000 Tonnen Gold gekauft (BÖRSE ONLINE berichtete). Dieser Wert könnte sich laut Citi verdoppeln.

Ein weiterer Auslöser, der Gold auf 3.000 Dollar treiben könnte, wäre eine "tiefe globale Rezession", die die US-Notenbank zu einer schnellen Zinssenkung veranlassen könnte. Doshi hält dieses Szenario allerdings für wenig wahrscheinlich.

Auch eine Stagflation – also ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum bei hoher Inflationsrate und steigender Arbeitslosigkeit – könnte ein weiterer Auslöser sein, obwohl Doshi sagte, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios ebenfalls "sehr gering" sei.

Abgesehen von den drei potenziellen Auslösern geht die Citi davon aus, dass der Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte 2024 bei 2.150 Dollar und in der ersten Jahreshälfte durchschnittlich bei etwas über 2.000 Dollar liegen werde. Ein neuer Rekord könnte gegen Ende 2024 erreicht werden, fügte Doshi hinzu.

Ölpreise wieder bei 100 Dollar?

Ein weiteres Wildcard-Szenario, das in dem Bericht der Citi hervorgehoben wird, ist, dass der Ölpreis wieder dreistellig werden könnte. Zu den Katalysatoren für einen auf 100 US-Dollar pro Barrel steigenden Ölpreis gehören laut Doshi höhere geopolitische Risiken, stärkere Opec+-Kürzungen und Versorgungsunterbrechungen in wichtigen Ölförderregionen.

Laut Doshi seien der Irak, der Iran, Libyen, Nigeria und Venezuela anfällig für Lieferunterbrechungen, wobei eine Verschärfung der US-Sanktionspolitik gegen den Iran und Venezuela möglich ist. Andere geopolitische Risiken wie russische Öllieferungen, falls die Ukraine russische Raffinerien mit Drohnen angreift, können nicht ausgeschlossen werden. Der Citi-Analyst sieht das Basisszenario für Öl in 2024 indes bei etwa 75 Dollar pro Barrel.

Am Dienstag-Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 83,46 US-Dollar. Das waren wenige Cent weniger als am Vortag. DIe März-Futures auf die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerten sich um 25 Cent auf 79,44 Dollar.

Der Handel am Rohölmarkt verlief zuletzt in ruhigen Bahnen ohne entscheidende Impulse. Die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten und Roten Meer machen sich am Markt in erhöhten Risikoaufschlägen bemerkbar und unterstützen die Erdölpreise. Die vielerorts schwächelnde Konjunktur, insbesondere in China, stellt dagegen eine Belastung dar.

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