Das Edelmetall Gold bleibt in einem bullishen Set-up. Barrick Gold erteilt kostspieligen Übernahmen eine Absage und setzt auf eigene Projekte. Von Markus Bussler

Die Marke von 1800 Dollar konnte der Goldpreis zwar bislang noch nicht knacken. Dennoch präsentiert sich das Chartbild aktuell bullish. Der Rücksetzer ist nach der vorangegangenen Rally von mehr als 100 Dollar kein Beinbruch. Im Idealfall verteidigen die Bullen nun den Bereich um 1730 Dollar und schaffen es, im nächsten Anstieg bis in den Bereich von 1833/1820 Dollar vorzudringen. Dann hätte man aus charttechnischer Sicht ein neues höheres Tief und ein höheres Hoch — und damit eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Goldpreis diese mehr als zwei Jahre dauernde Korrektur beendet hat.

Barrick Golds Seitenhieb

Vor allem für Anleger, die zu Minenaktien greifen, ist es interessant zu sehen, wie die großen Goldproduzenten in diesen Zeiten agieren. Agnico Eagle beispielsweise hat die Schwächephase des Sektors für zwei Übernahmen genutzt — Kirkland Lake Gold und Yamana Gold. Damit hat sich der Konzern 100 Prozent an den beiden größten kanadischen Goldminen gesichert und schiebt sich auf Rang 3 der größten Goldproduzenten weltweit. Wenn die Yamana- Übernahme in trockenen Tüchern ist, rückt Agnico sogar langsam zu Barrick Gold auf. Mark Bristow, CEO von Barrick Gold, erteilt spektakulären Übernahmen eine Absage. „Andere kaufen, wir bauen“, sagte er jüngst auf einer Investorenveranstaltung. Natürlich war das ein Seitenhieb auf Agnico Eagle.

Doch in der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass Barrick Interesse an der Detour-Lake-Mine hatte, die sich Agnico durch die Kirkland-Lake-Über- nahme gesichert hat. Die Zukunft von Barrick Gold hört auf den Namen Reko Diq. Ein riesiges Kupfer- und Goldvorkommen in Pakistan. Die Rede ist von Investitionskosten von zehn Milliarden Dollar, von denen Barrick Gold wohl fünf Milliarden investieren müsste — der Rest würde für die Joint-Venture-Part- ner fällig.

Gold: eine Frage der Philosophie

Kaufen oder bauen? Das ist eine Philosophiefrage. Wenn der Goldpreis seinem bullishem Set-up folgt, dann dürfte die Entscheidung, Minen während der jüngsten Korrektur zu kaufen, richtig gewesen sein. Die Produktion steigt sofort, und in einem Umfeld anziehender Goldpreise werden auch die Gewinne höher ausfallen. Der Vorteil des Baus: Die Unternehmen entscheiden aktiv, wie groß das Projekt werden soll und welche Technik verwendet wird.

Allerdings reden wir bei Reko Diq von einer Bauzeit von mehreren Jahren. Und es gibt zweifelsohne sicherere politische Gefilde als Pakistan. Für die Anleger aber wichtig: Die Goldunternehmen investieren wieder. Und damit setzen sie ein Zeichen, dass sie mit einem höheren Goldpreis in den kommenden Jahren rechnen.

Dieser Artikel erschien zuerst in €uro am Sonntag 47/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold