Im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report. Dieser informiert die Akteure an Goldmärkten über die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures. Das regelmäßige Update zeigt zum Beispiel auf, ob im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures gestiegen oder gefallen ist. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Gold-Future den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bewegt. Von erheblichem Interesse sind für Anleger aber vor allem für die registrierten Transaktionen und daraus abgeleiteten Stimmungsveränderungen unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). Dies lässt nämlich Rückschlüsse zu, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) war in der Woche zum 27. März ein markantes Minus von 545.500 auf 529.700 Kontrakte (-2,9 Prozent) registriert worden. Trotz dieser Entwicklung sind die spekulativen Marktakteure per Saldo deutlich optimistischer geworden. So hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten innerhalb einer Woche von 167.300 auf 226.400 Futures (+35,3 Prozent) erhöht, was den stärksten Optimismus seit zwei Monaten anzeigt.

Besonders auffällige Transaktionen gab es unter den großen Terminspekulanten zu beobachten. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure um über 35.000 Futures aufgestockt und zugleich ihre Short-Position um mehr als 19.000 Kontrakte zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 148.700 auf 203.400 Kontrakte (+36,8 Prozent) besonders kräftig erhöht. Zugleich sind aber auch kleine Terminspekulanten optimistischer geworden, was sich in einer von 18.500 auf 23.000 Futures (+24,3 Prozent) erhöhten Netto-Long-Position niedergeschlagen hat.

Auf Seite 2: Argument "sicherer Hafen" zieht

Immer wieder raten Kapitalmarktexperten von Gold ab, weil es zu riskant sei. Dieses Argument lässt sich mit der Kennzahl Volatilität derzeit allerdings eindeutig widerlegen. Unter dem Fachbegriff Volatilität versteht man die in Prozent angegebene Kursschwankungsintensität eines Investments. Vereinfacht ausgedrückt gilt folgende Regel: je höher die Volatilität, desto höher das Risiko. Der Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE) hat zahlreiche Volatilitätsindizes entwickelt und berechnet diese fortlaufend. Bei der Volatiliät von Rohstoffen wie Gold, Silber und Rohöl basiert der Indikator auf Optionen der jeweiligen ETFs.

Dabei fällt auf, dass der Gold-Volatilitätsindex mit aktuell 12,2 Prozent deutlich niedriger als seine Pendants auf Rohöl (27,4 Prozent) bzw. Silber (18,9 Prozent) ausfällt. Was aber viel wichtiger erscheint: Verglichen mit US-Aktien, kann man Gold derzeit als das deutlich risikoärmere Investment bezeichnen, schließlich zeigen die Volatilitätsindizes auf den Dow-Jones (23,8 Prozent), S&P-500 (22,5 Prozent) und Russell-2000 (22,6 Prozent) allesamt höhere Werte an. Trotz der hohen Diversifikation, die das Risiko normalerweise reduzieren sollte, kann man Gold attestieren, dass es seinem Ruf als "sicherer Hafen" gegenwärtig auf jeden Fall gerecht wird. Und auch mit Blick auf die charttechnische Lage sieht es so aus, dass bei den Aktienindizes das Rückschlagpotenzial um einiges höher ausfällt als bei Gold. Fazit: Aufgrund der zahlreichen Marktrisiken sollten Anleger Gold weiterhin als Krisenschutz mit "Must-Have-Charakter" einstufen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.