In der Woche zum 23. Juni verzeichnete aber auch unter anderem das allgemeine Interesse an Gold-Futures ein regelrechtes Comeback. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 489.600 auf 532.100 Kontrakte (+8,7 Prozent) markant erhöht. Dies stellte den stärksten Zuwachs seit Mitte Februar dar. Ausgelöst wurde diese Tendenz von einer massiven Kaufwelle unter den spekulativen Marktakteuren. Sowohl große als auch kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum deutlich optimistischer geworden. Dies bescherte der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten einen massiven Anstieg von 258.000 auf 287.300 Kontrakte (+11,1 Prozent).

Kräftig zugegriffen haben vor allem Großspekulanten (Non-Commercials). Sie haben zum einen ihr Long-Engagement um 31.000 Kontrakte ausgebaut und dabei ihr Short-Exposure um lediglich 3.500 Futures verstärkt. Ihre Netto-Long-Position stieg dadurch auf Wochensicht von 224.300 auf 252.000 Futures (+12,3 Prozent) deutlich an. Auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) sind optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 33.700 auf 35.300 Kontrakte (+4,7 Prozent) nach oben gefahren.

Im Zuge dieser Entwicklung kletterte der Goldpreis in der vergangenen Woche mit einem Tageshoch von 1.779 Dollar auf den höchsten Stand seit Oktober 2012. Seit zwei Monaten kann man dem Krisenschutz Gold lediglich kurze technische Korrekturphasen attestieren. Nicht viele Anlageklassen zeichnen sich in diesem Jahr durch einen gesunden Aufwärtstrend aus - Gold gehört zweifellos dazu. Angesichts der Meldungen zur Pandemie, zur Konjunktur und zur internationalen Geldpolitik sollte man sich darüber nicht allzu sehr wundern. In unserer Sprache unterscheidet sich Geld und Gold zwar lediglich durch einen Buchstaben, konstruktionsbedingt liegen zwischen beiden Währungen jedoch Welten. Und insbesondere die Historie des Euros kann mit dem Track-Record des gelben Edelmetalls nicht ansatzweise Schritt halten. Deshalb sollte jeder Investor seinem Portfolio in Zeiten wie diesen eine möglichst "üppige Portion Gold gönnen".

Deflation ante portas?


Am heutigen Montag wird das Statistische Bundesamt die aktuelle Teuerungsrate für Juni veröffentlichen. Analysten rechnen gegenüber dem Vormonat mit einem Rückgang von 0,6 auf 0,5 Prozent. Als nächstes warten die Investoren auf die Daten für Frankreich, Italien und die Eurozone (Dienstag), wo Analysten sogar negative Inflationsraten prognostizieren. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten werden für die Eurozone und Frankreich Werte von 0,0 bzw. minus 0,2 Prozent prognostiziert, während für Italien (minus 0,6 Prozent) sogar ein noch deutlicheres Minus erwartet wird. Normalerweise gilt eine deflationäre Phase eher als Belastungsfaktor für Gold. Da die Renditen von Anleihen im Volumen von mehreren Billionen Dollar aber ebenfalls im Minus notieren und die Gefahr einer beschleunigten Geldentwertung ein realistisches Szenario darstellt, sprechen derzeit viele Argumente für den Kauf oder zumindest für das Halten von Gold. Einer seiner größten Vorteile stellt bei Gold sicherlich das fehlende Kontrahentenrisiko dar. Im Gegensatz zu Aktien, Anleihen oder Papiergeld droht bei Gold kein Totalverlustrisiko.

Für ein Investment in den "sicheren Hafen" Gold sprechen aber auch ganz nüchterne finanzmathematische Kennzahlen wie bspw. die Volatilität, welche die Kursschwankungsintensität (und damit das Risiko) eines Investments zum Ausdruck bringt. Als besonders hilfreich gelten in diesem Zusammenhang die vom Terminbörsenbetreiber CBOE konzipierten und veröffentlichten Volatilitätsindizes, die aus entsprechenden Optionen berechnet werden. Hier überzeugt der Goldvolatilitätsindex (GVZ) durch seinen relativ niedrigen Wert von 20,5 Prozent. Zum Vergleich: Die Pendants auf den S&P-500 (VIX: 34,7 Prozent) und Rohöl (OVZ: 63,7 Prozent) bergen da ein erheblich höheres Risiko.