Bitcoins kaufen – und sei es auf Pump – und so den Wert eines börsennotierten Unternehmens immer weiter steigern. Das war über Jahr ein einträgliches Modell. Doch mit den stark fallenden Kursen wendet sich das Blatt. Oder bietet sich gerade jetzt eine große Chance?

Das frühere Software-Unternehmen MicroStrategy (Börsenkürzel MSTR) fungierte jahrelang als exzellente Hebelwette auf den Bitcoin-Kurs. Wenn die Kryptowährung stieg, stieg der Kurs von MicroStrategy in der Regel noch schneller.

Doch schon vor einigen Monaten änderte sich das Bild: Der Kurs von Strategy, wie sich das Unternehmen mittlerweile verkürzt nennt, fing an zu fallen, obwohl der Bitcoin-Kurs im Oktober 2025 ein neues Allzeithoch erreichte. Offenbar nutzen immer mehr Anleger andere börsengehandelte Vehikel auf den Bitcoin: Seit Vermögensverwalter dafür ETFs und ETPs aufgelegt haben, entfällt die Notwendigkeit, sich über eine Aktie wie Strategy an einem Bitcoin-Pool zu beteiligen.

Seitdem die führende Kryptowährung nun auch noch in einen steilen Sinkflug überging, müssen die Aktionäre von Strategy die Erfahrung machen, dass ihre Aktie auch nach unten als Hebel wirkt – nur leider in die falsche Richtung. Sie hat allein in den vergangenen sechs Monaten mehr als 50 Prozent ihres Werts verloren.

Und das könnte für den gesamten Markt gefährlich werden.

Kernproblem: Kurs-Buchwert unter 1

Mittlerweile notiert die Aktie in der Nähe ihres 52-Wochen-Tiefs. Schlimmer noch: Die Marktkapitalisierung von MicroStrategy liegt erstmals unter dem Buchwert (net asset value, NAV) der gehaltenen Bitcoin-Bestände. Das ursprüngliche Kerngeschäft mit Software wird dabei nur mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet. Im Verhältnis zum gesamten Börsenwert von 50 Milliarden Dollar eine fast schon vernachlässigbare Größe. 

Theoretisch kann man die Aktie also mit Rabatt auf den Buchwert kaufen, wenn … 

... ja, wenn der Bitcoin nicht weiter fällt.

Und es gibt noch mehr Risiken:

Bitcoin (ISIN: CRYPT0000BTC)

Risiko: Index-Ausschluss

Analysten von JPMorgan veröffentlichten einen Kommentar, wonach sie ein hohes Risiko dafür sehen, dass Strategy aufgrund seiner extremen Fokussierung auf digitale Währungen aus wichtigen Indizes, insbesondere den MSCI-Indizes, ausgeschlossen werden könnte. Fans des Unternehmens werten diesen Kommentar als gezielten Angriff der größten US-Bank auf Strategy, weil JPMorgan selbst einen neuen Bitcoin-ETF auf den Markt bringen wolle. 

Tatsächlich stellt sich aber beispielsweise auch Standard & Poor's gegen Strategy. Der Indexanbieter nimmt das Unternehmen seit Monaten nicht in den S&P 500 auf, obwohl die Grundlage hinsichtlich der Marktkapitalisierung und der gestellten Anforderungen gegeben wäre.

Richtig ist: Sollte es tatsächlich zu einem solchen Ausschluss kommen, würde das weitere Kapitalabflüsse durch Indexfonds in Milliardenbereich auslösen, was die Aktie zusätzlich destabilisieren und den Kurs drücken würde. 

Risiko: fehlender Geld-Nachschub

MicroStrategy braucht im Schnitt steigende Bitcoinkurse, um sein Geschäftsmodell aufrechterhalten zu können, mit immer neuen Kapitalerhöhungen und Wandelanleihen neue Bitcoinbestände aufzubauen.

Ohne kontinuierlichen Kapitalzufluss dürfte sich der Fokus der Börse zunehmend auf die Frage verschieben, wie Strategy die bereits ausgegebenen Wandelanleihen – bei sinkenden Kursen – eigentlich tilgen will. Die ersten Anleihen werden im September 2027 fällig.

Verkauft Strategy bald zum ersten Mal Bitcoin?

Genau dieses Szenario wird nun gespielt: Zwar sitzt Stratagy trotz des relativ heftigen jüngsten Kursverfalls der Kryptowährung immer noch auf Buchgewinnen. Dies lässt sich gut ausrechnen, weil das Unternehmen seien Käufe relativ lückenlos öffentlich dokumentiert hat. Auf Websites wie "Strategy Tracker“ werden Buchwert, Marktkapitalisierung, Buchgewinne und die von Strategy-Gründer Michael Saylor selbst kreierte Kenngröße „Bitcoin-Yield“ quasi minütlich aktualisiert. Demnach liegt der durchschnittliche Kaufpreis im Strategy-Gesamtportfolio bei rund 74.430 US-Dollar.

Doch betriebswirtschaftlich könnte es sinnvoll sein, dass Strategy bei weiter sinkenden Bitcoin-Kursen anfängt, auch mal Bestände zu verkaufen, ehe der Stack noch weniger wert wird. Tatsächlich schließt Strategy-CEO Phing Le genau das nicht mehr aus. Für den Fall, dass der Börsenwert von Strategy unter den NAV fallen und gleichzeitig der Zugang für sein Unternehmen zu frischem Kapital versiegen würde, sei das eine Option, sagte Le am Wochenende im Gespräch mit „What Bitcoin Did“.

MicroStrategy (WKN: 722713)

Aussagen lassen Bitcoin-Kurs erst recht einbrechen

Der Markt reagierte am Montag höchst alarmiert: Würde Strategy damit beginnen, seine Bitcoins auf den Markt zu werfen, könnte das zusätzliche Angebot den Kurs weiter drücken. Immerhin kontrolliert das Unternehmen 3 Prozent aller jemals verfügbaren Bitcoins. Prompt fiel der Bitcoin-Kurs am Montag um weitere acht Prozent.

Damit steht der Kryptomarkt an einem gefährlichen Scheideweg. Denn auch andere Unternehmen, die ähnliche Bitcoin-Akkumulierungs-Strategien fahren wie Strategy, könnten mit in den Strudel gerissen werden – und ebenfalls Bitcoins abstoßen.

Da derzeit aufgrund wachsender Risikoaversion die Nachfrage für solche Mengen fehlt, könnte das zu einer Abwärtsspirale führen, die den ganzen Kryptomarkt auf noch viel tiefere Kurse drücken kann. 

Dass im aktuellen Strategy-Kurs eine historische Kaufchance liegt, wie noch vergangen Woche kolportiert, glauben nach Phing Les jüngsten Aussagen nur noch wenige.

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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.