Das vor allem bei Katalysatoren von Benzin-Fahrzeugen eingesetzte Palladium hat sich seit Bekanntwerden der von Volkswagen im großen Stil angewendeten Softwaremanipulationen um 14,9 Prozent verteuert, während das bei Diesel-Katalysatoren bevorzugte Platin zeitweise einen Verlust von über acht Prozent hinnehmen musste, der mittlerweile aber wieder komplett aufgeholt wurde. Der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC wies bei Palladium-Futures unter den spekulativen Marktakteuren zum vierten Mal in Folge einen gestiegenen Optimismus aus.

Der wöchentliche Stimmungsbericht (CoT-Report) der Commodity Futures Trading Commission über die long bzw. short positionierten Palladium-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) weist für die vergangenen vier Wochen überraschenderweise ein leicht rückläufiges Allgemeininteresse an Palladium aus - ablesbar an der seither gesunkenen Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Doch große und kleine Terminspekulanten haben ihre bis dato eingegangenen Positionen kräftig verändert.

Besonders augenscheinlich: Spekulative Marktakteure haben vor allem ihr Short-Exposure deutlich reduziert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten führte dies zu einem deutlichen Schub nach oben. Im Zuge des Abgasskandals hat sich diese von 4.691 auf 12.212 Futures (+160 Prozent) mehr als verdoppelt. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie Großspekulanten (Non-Commercials), bei denen innerhalb eines Monats eine von 5.110 auf 12.207 Futures erhöhte Netto-Long-Position registriert worden war.

Aber auch die Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben umgedacht. Von Juni bis Ende September waren sie mehrheitlich pessimistisch gestimmt, also netto short. Nach einer 18 Wochen dauernden mehr oder weniger starken Phase des Pessimismus weisen kleine Spekulanten mittlerweile ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen long und short positionierten Futures aus. Von einem "echten Optimismus" ist diese Gruppe von Terminspekulanten allerdings noch meilenweit entfernt. Nur zur Erinnerung: Zum Jahreswechsel und in der zweiten Märzhälfte waren hinsichtlich der Netto-Long-Position Werte im vierstelligen Bereich registriert worden.

Auf Seite 2: Eindrucksvoller Rebound dank VW Aus charttechnischer Sicht war bei Palladium in den vergangenen 14 Monaten ziemlich viel los. Innerhalb dieses Zeitraums stürzte nämlich der Preis des Edelmetalls in der Spitze vom im September 2014 markierten Rekordhoch von 907 auf das Fünfjahrestief von 532 Dollar (-41 Prozent) ab. Eine massive Unterstützungszone verläuft im Bereich von 700 Dollar. Sie erwies sich vor zwei Jahren als Ausgangsbasis für größere und kleinere Erholungsphasen. Die andere Unterstützung ist oberhalb von 550 Dollar angesiedelt. Ende 2011 und Mitte 2012 erwies sich die Marke als solider Boden und wurde mehrfach erfolgreich verteidigt. Ein starkes Kaufsignal entstünde im Falle eines Überwindens der 200-Tage-Linie. Diese verläuft derzeit im Bereich von 710 Dollar.

Unter den Analysten herrscht derzeit ebenfalls ein hohes Maß an Optimismus, was sich an den für die kommenden Jahre ausgesprochenen Kurszielen ablesen lässt. Für 2016 reichen laut einer Datenerhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg die Prognosen der Rohstoffexperten von 625 bis 913 Dollar und ergeben einen Mittelwert in Höhe von 775 Dollar. Für die Folgejahre ergeben sich sogar Durchschnittswerte von 825 Dollar (2017), 880 Dollar (2018) bzw. 950 Dollar (2019). Behalten die Auguren Recht, wäre mit dem Edelmetall angesichts eines aktuellen Preises von lediglich 696 Dollar enorme Gewinne möglich. Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.