Auf der Suche nach attraktiven Renditen kommen Anleger an Ölaktien kaum vorbei. Die Unternehmen überzeugen nach dem Ölpreisanstieg der vergangenen Monate mit stattlichen Dividendenrenditen. Und im Fall von Royal Dutch Shell besteht zusätzlich ein ordentliches Kurspotenzial.

Dass der britisch-niederländische Multi wieder ordentlich verdient, zeigte sich in den Zahlen zum zweiten Quartal: 3,4 Milliarden Dollar wurden verdient. 2020, mitten in der Pandemie, fielen hier auch wegen Abschreibungen dicke Verluste an. Und der Konzern lässt die Aktionäre an den besseren Erträgen teilhaben. Die Quartalsdividende wurde auf 24 US-Cent deutlich angehoben. Künftig soll die Ausschüttung um vier Prozent steigen.

Neben der kontinuierlichen Anhebung der Ausschüttung kündigte der Öl- und Gaskonzern auch einen Aktienrückkauf an. Bis Ende des Jahres sollen zwei Milliarden Dollar ins eigene Unternehmen investiert werden. Der Zeitpunkt scheint günstig zu sein, die Aktie gilt als stark unterbewertet. Die verbesserten Rahmenbedingungen haben sich im Aktienkurs noch nicht nennenswert niedergeschlagen.

Seit Jahresanfang summiert sich das Kursplus auf rund 20 Prozent. Vom historischen Hoch - regelmäßig kam die Aktie auf Kurse oberhalb von 30 Euro - ist die Notiz weit entfernt.

Deutlich unterbewertet

Wie günstig der Ölkonzern ist, zeigt sich im Vergleich zu den US-Konkurrenten. Royal Dutch Shell wird mit dem Achtfachen des für 2021 prognostizierten Gewinns von 4,95 Dollar pro Aktie gehandelt. Bei ExxonMobil beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis 14, bei Chevron wird das 16-Fache gezahlt. Völlig unterschätzt werden auch einzelne Teile des Konzerns. Royal Dutch Shell ist ein bedeutender Akteur im florierenden Flüssiggasgeschäft. Außerdem betreibt die Firma das größte Einzelhandelsgeschäft der Branche. Mit rund 46 000 Tankstellen hat Royal Dutch mehr Standorte als beispielsweise die Fast-Food-Ketten McDonald’s oder Starbucks. Allein der Wert des Einzelhandelsgeschäfts wird auf 40 Milliarden Dollar geschätzt, was dem Zehnfachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) für 2020 entspräche.

Der Öl- und Gaskonzern erzielt Cashflows. Analysten rechnen für den Zeitraum 2021 bis 2026 mit freien Cashflows von insgesamt 142 Milliarden Dollar. Das entspricht fast dem Marktwert des Unternehmens. Dieser Schätzung liegt ein Brent-Rohölpreis von 65 Dollar pro Barrel und ein Erdgaspreis von 2,90 Dollar pro Tausend Kubikfuß zugrunde. Aktuell notieren sowohl Erdöl als auch Erdgas höher. Einen Teil dieser Mittel wird der Konzern in den Ausbau seines nichtfossilen Energiegeschäfts investieren. Auf Anlegerseite gibt es dafür im Moment noch überhaupt keinen Kredit.

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