Der Silberpreis ist 2025 geradezu explodiert - und nach einem Plus von 140 Prozent seit Jahresbeginn am Montag heftig eingebrochen. Vier Charts zeigen, warum der Preisanstieg so rasant war – und Privatanleger jetzt besonders vorsichtig sein sollten.

Silber hat Anleger 2025 gleichermaßen begeistert und erschreckt. Anfang der Woche schoss der Preis erstmals über 84 Dollar je Unze, nur um kurz darauf im dünnen Handel zwischen den Feiertagen wieder Richtung 70 Dollar abzustürzen. Es war eine der heftigsten Korrekturen am seit jeher volatilen Silbermarkt in seiner Geschichte. Am Dienstag erholte sich der Kurs etwas und stieg wieder über 74 Dollar. 

Ist der Schreck damit vorbei? Vier Charts helfen, die Mechanik hinter der Rally und dem Absturz zu verstehen – und die Risiken einzuordnen.

Preisaufschlag für eine Feinunze Silber in Shanghai gegenüber London
Bloomberg
Preisaufschlag für eine Feinunze Silber in Shanghai gegenüber London

1. Nachfrage aus China treibt den Weltmarkt

Der wohl wichtigste Chart, den wir bei der Nachrichtenagentur Bloomberg entdeckt haben, zeigt den Preisaufschlag von Silber in Shanghai gegenüber dem Spotmarkt London. Der sogenannte London-Shanghai-Spread erreichte am Montag ein Rekordniveau. Dahinter steckt spekulative Nachfrage chinesischer Anleger, die massiv in Silberkontrakte an der Shanghai Gold Exchange drängten. Der lokale Preisdruck zog auch die internationalen Notierungen mit nach oben. In China musste der einzige dort notierte reine Silberfonds sogar zeitweise Neuanleger abweisen, weil die Euphorie trotz wiederholter Risikohinweise nicht nachließ, schreibt Bloomberg.


Kosten für eine Ein-Monats-Leihe vion Silber am Markt in London
Bloomberg
Kosten für eine Ein-Monats-Leihe vion Silber am Markt in London

2. Zoll-Chaos treibt Leihgebühr für Silber-Kontrakte

Die Regierung von Donald Trump hat Silber auf die Liste der kritischen Mineralien gesetzt, bislang aber von Exportbeschränkungen abgesehen. Die Folge der Unsicherheit: Silber wird gehortet – und zwar stärker in den USA als außerhalb. Das brachte bereits im Herbst die Edelmetallbörse in London in Schwierigkeiten: Weil offenbar immer mehr Silber in die USA geschafft wurde, stiegen in London die „Leihgebühren“ für Silber, das teilweise als Sicherheit für Forward-Kontrakte hinterlegt werden muss. Die Folge waren unterschiedliche Preise an den Spotmärkten in London und New York, was zu einer erhöhten Volatilität und häufigen Preisspitzen beitrug. Der Chart von Bloomberg zeigt das anhand der Preisdifferenz bei den Leihkosten.

Auch nach diesem Ereignis ist der Spread noch nicht wieder auf sein normales Niveau nahe Null zurückgekehrt.

RSI-Indikator frü den Silberpreis
Bloomberg
RSI-Indikator frü den Silberpreis

3. Technische Indikatoren im überkauften Bereich

Der dritte Chart zeigt einen von mehreren technischen Indikatoren, der die Abverkaufswelle am Montag mitausgelöst haben dürfte. Der Relative-Stärke-Index (RSI) lag wochenlang über 70. Diese Zone gilt als klassisches Zeichen für einen „überkauften“ Markt. Als dann Terminbörsen wie die Comex am Montag die Sicherheitsleistungen („Margin“) für Silber-Futures erhöhten, zwangen sie damit Spekulanten, Kapital nachzuschießen oder Positionen zu schließen. So eine Nachschussplicht verstärkt üblicherweise die Rückschläge im Markt – besonders nach steilen Anstiegen. Dass die Anleger, die auf Indikatoren wie den RSI blicken, ohnehin auf eine Verkaufswelle warteten, verstärkte den Effekt zusätzlich. 


Gold-Silber-Ratio
Bloomberg
Gold-Silber-Ratio

4. Das Gold-Silber-Verhältnis dreht

Der vierte Chart zeigt den Preis von Silber im Verhältnis zu Gold. Genauer: Wie viele Unzen Silber nötig sind, um eine Unze Gold zu bezahlen. Dieses Verhältnis stieg im Jahresverlauf, getrieben von der Rally beim Goldpreis, zunächst steil an. Als das Verhältnis zeitweise über 100:1 lag, galt Silber vielen Anlegern als „billig“. Die Folge: Sie strömten zu Tausenden in den Markt und kauften Silber, meist über Futures-Kontrakte oder physisch besicherte ETCs wie den iShares Physical Silver ETC. Dadurch hat der Silberpreis inzwischen stark aufgeholt, sodass das Verhältnis wieder deutlich gefallen ist. Der Chart zeigt auch: Historisch hält sich Silber nie lange auf extremen Niveaus – weder nach oben noch nach unten. Und sollte Gold einmal fallen, fällt Silber – nach dieser Logik – sofort mit.

iShares Physical Silver ETC (WKN: A1KWPR)

Was Anleger nun beachten müssen

Silber profitierte in diesem Jahr von globalen Unsicherheiten, der Dollar-Schwäche und einer spekulativen Nachfrage. Doch die enorme Volatilität zeigt auch: Anders als Gold ist das weiße Edelmetall kein sicherer Hafen, sondern eher ein Hochrisiko-Investment. Für Privatanleger gilt daher: Nur einen begrenzten Anteil ins Depot nehmen, starke Schwankungen einkalkulieren – und sich nicht von der Euphorie treiben lassen.

Am Dienstag steigt der Silberpreis wieder leicht an. Doch angesichts der geringen Handelsvolumina ist das noch kein verlässliches Zeichen dafür, dass der Sturm vom Montag schon ausgestanden ist.

Quellen-Hinweis: Die oben dargestellten Grafiken stammen von der Website der Nachrichtenagentur Bloomberg. Link zur Originalquelle.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: iShares Physical Silver ETC.