Auch beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures war auf Wochensicht ein Plus zu beobachten. Diesmal ging es mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 159.000 auf 162.400 Futures (+2,1 Prozent) nach oben. Weil sowohl große Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch Kleinspekulanten (Non-Reportables) kräftig gekauft haben, erhöhte sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 49.100 auf 56.000 Kontrakte (+14,0 Prozent) recht deutlich. Dies stellte den stärksten Zuwachs seit zwei Monaten dar.

Hauptverantwortlich für die positive Entwicklung waren vor allem große Terminspekulanten. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure (plus 4.000 Kontrakte) kräftig aufgestockt und zugleich ihr Short-Engagement um 900 Futures reduziert. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 33.500 auf 38.300 Kontrakte (+14,3 Prozent) massiv erhöht. Bei der Netto-Long-Position kleiner Terminspekulanten war im selben Zeitraum ein Anstieg von 15.600 auf 17.700 Futures (+13,5 Prozent) registriert worden.

Wer in Silber investiert, sollte sich darüber bewusst sein, dass es als stark konjunktursensitiv gilt. Weil ein großer Teil der Nachfrage in diversen Industrien generiert wird, reagiert es auf negative Konjunkturtrends häufig um einiges stärker als sein großer Bruder Gold. Dies führt zu einer erhöhten Kursschwankungsintensität (Vola), was mit einem höheren Investmentrisiko einhergeht. Aktuell kann man unter Zuhilfenahme der CBOE-Volatilitätsindizes auf Gold (21,6 Prozent) und Silber (52,8 Prozent) Letztgenanntem ein um mehr als den Faktor zwei höheres Verlustrisiko attestieren.

Charttechnik: Unterstützung akut gefährdet


Beim Blick auf den langfristigen Chart dominieren eindeutig die positiven Aspekte. Mit dem fulminanten Ausbruch aus der mehrjährigen Bodenbildungsphase sind die charttechnischen Ampeln hier eindeutig auf "Grün" gesprungen. Als positiven Begleitumstand kann man hier ganz klar die steigende 200-Tage-Linie hervorheben. In der Chartlehre fungiert sie vor allem als Trendfolgeindikator. Sollte sie nach unten drehen, wäre dies als eindeutiges Trendwechselsignal zu sehen. Auf kurze Sicht hat sich die Stimmung aber spürbar eingetrübt. Da das Edelmetall im August vom Aufwärts- in einen Seitwärtstrend gewechselt ist, hat sich auf dem erhöhten Niveau mittlerweile eine markante Unterstützungszone gebildet. Deren untere Begrenzung verlief bei 26 Dollar und wurde am gestrigen Montag unterschritten. Nun bewegt sich der Silberpreis im Bereich von 24 Dollar. Ende Juli legte der Silberpreis genau hier eine kurze Atempause ein, bevor er mit 29 Dollar auf den höchsten Stand seit siebeneinhalb Jahren angestiegen ist. Höchste Priorität hat somit das Verteidigen dieses charttechnischen Bodens.

Den Blick nach oben gerichtet, überzeugt Silber vor allem durch sein enormes Nachholpotenzial. Nur zur Erinnerung: Auf das Krisenjahr 2008 folgte in der Spitze eine Verfünffachung des Silberpreises. Wenn man bedenkt, dass die jüngste Krise weitaus heftigere wirtschaftliche Verwerfungen zur Folge hatte als die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers vor zwölf Jahren, dann sollte man sich über eine Rückkehr in den Rallymodus nicht zu sehr wundern. Auch bei der damaligen Preisexplosion gab es einige temporäre Korrekturphasen, in denen sich das Edelmetall um in der Spitze mehr als 20 Prozent verbilligt hat. Verglichen mit dem Goldpreis sind die ständigen Achterbahnfahrten wahrlich nichts für nervenschwache Investoren. Wahrscheinlich braucht man als Silberbesitzer von einer anderen Charaktereigenschaft besonders viel - nämlich Geduld.

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