Eine überraschende Entscheidung in China hat den Silberpreis über Weihnachten nochmals explodieren lassen. Händler und verarbeitende Industrie versuchen sich einzudecken– offenbar um jeden Preis.

Völlig unerwartet hat China über Weihnachten Exportbeschränkungen für Silber beschlossen, die schon zum 1. Januar 2026 greifen sollen. Eine neue Kaufwelle trieb den Preis für eine Feinunze daraufhin an den asiatischen Märkten bis Montagfrüh bis auf 84 Dollar. Damit ist der Wert des Edelmetalls über die Weihnachtstage um fast 15 Prozent gestiegen.

Auslöser dafür ist die überraschende Entscheidung Chinas, seine Silberexporte ab dem 1. Januar 2026 stark einzuschränken. Damit sollen unter anderem die Beschaffungsmengen für die einheimische Chip- und Solarindustrie gesichert werden. Schätzungen zufolge stammt aus China mindestens 60 bis zu 70 Prozent der weltweiten jährlichen Silberproduktion.

Investoren und Industrie fürchten Knappheit

Der Schritt erwischte viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß. Hatte es schon vorher regelmäßig Berichte über eine Knappheit von physischem Silber gegeben, so griff über die Weihnachtstage eine wahre Kaufpanik um sich: Am zweiten Weihnachtstag, an dem neben den Börsen in Asien auch die US-Börsen geöffnet waren, kostete die Feinunze Silber in Asien zeitweise mehrere Dollar mehr als in New York.

Der Silberpreis wird über Futures-Kontrakte ermittelt, mit denen Anleger künftige Silbermengen handeln. Normalerweise werden diese Verträge am Ende durch einen Barausgleich beglichen. Nun wird erwartet, dass mehr Marktteilnehmer auf einer physischen Lieferung ihrer erworbenen Silbermengen bestehen könnten – das würde die meisten Verkäufer dieser Silberkontrakte in große Schwierigkeiten bringen, weil sie das Silber vorher gar nicht eingekauft haben.

Auslöser für die wahre Kursexplosion dürften aber neben Spekulanten diesmal auch Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie sein, die versuchen, sich alle noch verfügbaren Silbermengen zu sichern. Das Edelmetall ist für die Herstellung von Halbleitern (Chips) und Solarzellen nahezu unverzichtbar und kann auch in vielen anderen Produkten kaum ersetzt werden. 

Silber (WKN: 965310)

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Experten am Silbermarkt warnen seit Jahren vor diesem Szenario. Denn das sogenannte „Papier“-Handelsvolumen in Silber übersteigt die verfügbare, jährliche Produktion um ein Vielfaches. Schnelle Abhilfe ist nicht möglich, da dazu erst neue Silberminen erschlossen und entwickelt werden müssen. Daher dürften Minenaktien, die die Aussicht auf neue Silberfördermengen bieten, nun stark gefragt sein. Dazu gehören etwa Equinox, Endeavour Silver oder auch der kanadische Produzent Hecla, einer der aktuellen Tipps im Goldfolio-Report von Markus Bußler.

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CME erhöht die Margin

Allerdings gibt es eine Möglichkeit, die Silberspekulation zu stoppen, von der auch in der Vergangenheit schon Gebrauch gemacht wurde: Die Chicago Mercantile Exchange (CME), an der die Futures-Kontrakte gehandelt werden, kann die Margin, also die Höhe der geforderten Sicherheiten für Futures-Kontrakte, erhöhen. Dadurch würde mehr Kapital im Markt gebunden. Es stünde also nicht mehr für weiter Silber-Spekulationen zu Verfügung.

Genau diesen Schritt ist die CME nun zum zweiten Mal binnen weniger Wochen gegangen. Nachdem die Margin bereits einmal Mitte Dezember erhöht worden war, steigt sie nun erneut: Ab dem heutigen Montag (29. Dezember 2025) müssen Nicht-Mitglieder der Börse pro Kontrakt 25.000 Dollar als Sicherheit hinterlegen. Offiziell wird der Schritt mit der höheren Volatilität im Silbermarkt begründet.


Lässt die CME die Silber-Rally implodieren?

In ihrer Geschichte hat die CME auf diese Weise schon zweimal Silber-Spekulanten eingebremst: 1980 beendet sie den Silber-Trade der Gebrüder Hunt, die zuvor fast den gesamten Markt über Futures aufgekauft hatten, um den Preis nach oben zu treiben. Damals stand Silber bei 49,50 Dollar je Unze und fiel daraufhin um 30 Prozent. Auch 2011 griff die CME über eine Erhöhung der Margin in den Markt ein, als der Silberpreis binnen weniger Monate von gut 18 auf fast 48 Dollar explodiert war.

Auch damals fiel der Preis danach um rund ein Drittel.

Könnte es wieder so kommen? Diesmal steht Silber schon rund 60 Prozent höher als damals. Doch die Drohung scheint zu wirken: Kurz nach Beginn des Handels in Europa drehte der Silberpreis am Montag nach Süden. Um 9.30 Uhr notierte die Feinunze „nur“ noch bei 76 Dollar. Ob das bereits mit dem Eingriff der CME zu tun hat, wird sich erst zeigen, wenn am frühen Nachmittag dort der Futures-Handel eröffnet.


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