Im zweiten Quartal nahm die Zahl der aktiven Kunden um nahezu drei Viertel auf 4,18 Millionen zu. Hellofresh lieferte 149 Millionen Mahlzeiten und damit 122 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum aus. Offenbar ist das Management selbst vom Boom überrascht: Vorstandschef Dominik Richter erhöhte die Jahresprognose gerade ein weiteres Mal. Im besten Fall hält er ein Umsatzwachstum um 95 Prozent sowie eine operative Marge von elf Prozent für möglich. Zum Vergleich: Als Hellofresh 2019 den Break-even geschafft hatte, blieben gerade einmal 2,6 Prozent der Erlöse im bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hängen. Obwohl der Ausblick die bisherigen Analystenschätzungen weit übertrifft, ließ der Appetit der Anleger auf den Mid Cap spürbar nach. Seit der Prognoseerhöhung vom 10. August gab Hellofresh um rund acht Prozent nach. Möglicherweise ist der haussierende Aktienkurs den florierenden Geschäften zu weit vorausgeeilt. Immerhin bringen die Berliner aktuell mehr als das Doppelte des für 2020 maximal erwarteten Umsatzes auf die Börsenwaage. Um diese Bewertung zu rechtfertigen, müsste Hellofresh 2021 aus unserer Sicht viel stärker wachsen als aktuell vom Konsens unterstellt.

Rally muss verdaut werden

Wir haben die Aktie bereits Anfang Juni (Ausgabe 23/2020) von "Kaufen" auf "Beobachten" herabgestuft. Im Nachhinein betrachtet, kam dieser Schritt zwar etwas zu früh, doch jetzt nähert sich die Aktie von oben dem damals ausgegebenen Kursziel von 40 Euro an. Neben den jüngsten Zahlen spricht die Sorge vor der zweiten Corona-Welle dafür, dass Hellofresh zumindest einen Boden findet. Eine zum Szenario passende Anlagemöglichkeit bieten Discountzertifikate. Um gut ein Fünftel liegt der Briefkurs bei einem von der DZ Bank gehandelten Derivat unter der Notiz von Hellofresh. Abgesehen von den Transaktionskosten ist das Derivat in diesem Ausmaß vor Verlusten gefeit. Die Maximalrendite beträgt 17,3 Prozent. Sie ist in trockenen Tüchern, sobald der Basiswert am Ende der Laufzeit 40 Euro oder mehr kostet.