Die implizite Volatilität gilt im Zertifikategeschäft als "Salz in der Suppe". Wegen der in diesen Vehikeln enthaltenen Optionen nimmt die Kursschwankungsbreite - neben anderen Faktoren - maßgeblichen Einfluss auf die Konditionen. Zwar hat sich der VDAX-New nach dem sprunghaften Anstieg von Mitte März wieder beruhigt (siehe Chart). Doch der Gradmesser für die in DAX-Optionen eingepreiste Volatilität steht noch immer deutlich über dem langjährigen Mittelwert.

Investieren mit Rabatt

Insbesondere mit Discountzertifikaten können Anleger darauf setzen, dass sich die Lage weiter beruhigt. Sie agieren hier de facto als Verkäufer von impliziter Volatilität. Einen solchen, im Fachjargon als "Schreiberstrategie" bezeichneten, Ansatz ermöglicht beispielsweise das in der Tabelle aufgeführte Discountzertifikat auf den DAX. Selbst wenn der Leitindex das aktuelle Niveau nicht halten kann, ist mit dem Derivat bis Weihnachten eine Rendite von 6,4 Prozent möglich. Entscheidend ist, dass der DAX die Laufzeit auf oder über dem Cap von 11 500 Punkten beendet. Geht die Rally an den Märkten weiter, hätten Produktinhaber nichts davon. Im Gegenzug für diesen Verzicht steigen sie mit einem Rabatt von 11,9 Prozent ein. Dadurch würde das Investment, abgesehen von den Gebühren, erst in die roten Zahlen rutschen, wenn der DAX am 18. Dezember im Bereich von 10 800 Punkten oder tiefer steht.

Teilschutz mitsamt der Chance auf die Partizipation nach oben ermöglichen Bonuszertifikate. Insofern ist diese Produktgattung dafür geeignet, mit Sicherheitspolster an der Wall Street zu investieren. Ein Bonuszertifikat auf den S & P 500 wirft in knapp einem Jahr unter folgender Voraussetzung mindestens 5,2 Prozent ab: Der US-Leitindex fällt nicht auf oder unter die Barriere bei 2200 Punkten. Sollte der Höhenflug des weltweit wichtigsten Aktienmarktes weitergehen, wären die Halter des Zertifikats über das Bonusniveau hinaus dabei. Dagegen kippt ein erneuter Kurseinbruch den Teilschutz, sobald der S & P 500 das Polster von aktuell 26 Prozent aufbraucht. In diesem Fall wäre das Zertifikat dem vollen Risiko des Börsengradmessers ausgesetzt. Angesichts von Unwägbarkeiten wie den steigenden Corona-Fallzahlen oder dem unsicheren Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen ist das Derivat durchaus mit Risiken verbunden.

Dass die Investoren dem Aufschwung an den Börsen und der vermeintlichen Konjunkturerholung nicht voll und ganz trauen, zeigt der Goldpreis. Gerade ist die Krisenwährung auf das höchste Niveau seit Oktober 2012 geklettert. Der Andrang in diesen sicheren Hafen macht sich auch bei der Börse Stuttgart bemerkbar. Seit Anfang März sind die Bestände von Euwax Gold II um mehr als ein Drittel auf knapp 8,8 Tonnen des Edelmetalls gestiegen. Der ETC ist im Unterschied zu einem klassischen Zertifikat mit physischem Gold besichert. Ab einer vergleichbar kleinen Menge von 100 Gramm liefert die Stuttgarter Börse das gelbe Metall im Bedarfsfall aus.