Aktivisten fordern bei Bayer die Wiederausgliederung des ehemaligen Monsanto-Geschäfts – Pharmasparte hebt Umsatzprognose deutlich an. Was ist für die Bayer-Aktie möglich?

Das Management von Bayer kämpft an vielen Fronten. Neben den immer noch nicht ausgestandenen Glyphosat-Prozessen in den USA machen Hedgefonds den Leverkusenern zu schaffen. Doch damit nicht genug: Die Pharmasparte kämpft mit Patentabläufen zweier Hauptumsatzträger. Der Gerinnungshemmer Xarelto, zur Vorbeugung von Schlaganfällen und Thrombosen eingesetzt, wird den Patentschutz bis 2027 schrittweise verlieren. Das Augenmedikament Eylea darf voraussichtlich bereits zwei Jahre früher von Generikaherstellern nachgebaut werden. 

Trotzdem hat die Bayer-Aktie seit dem Jahreswechsel fast 19 Prozent zugelegt. Neben dem Einstieg aktivistischer Investoren dürfte dafür vor allem der Ausblick verantwortlich sein, den Stefan Oelrich, Chef der Pharmasparte, vergangene Woche bei einer Healthcare-Konferenz von JP Morgan in San Francisco präsentierte. Die Umsatzprognose für neue Medikamente und Entwicklungsprojekte hat der DAX-Konzern auf mehr als zwölf Milliarden Euro fast verdoppelt. Für Zuversicht sorgen vor allem die erfolgreichen Markteinführungen des Prostatakrebsmittels Nubeqa und des Nierenmedikaments Kerendia, die es auf jeweils mehr als drei Milliarden Euro Umsatzpotenzial pro Jahr bringen sollen. Für das Xarelto-Nachfolgeprodukt Asundexian stellt Bayer sogar fünf Milliarden Euro in Aussicht — mehr als für den Vorgänger.

Wird Monsanto bei Bayer wieder ausgegliedert?

Darüber hinaus hat das Unternehmen etliche Produkte aus der Zell- und Gentherapieforschung mit Blockbuster-Potenzial in der Pipeline. Es bleiben jedoch Fragezeichen. Von 50 klinischen Entwicklungsprojekten, die Oelrich bei seinem Amtsantritt Ende 2018 vorfand, sind 34 gescheitert — Wasser auf die Mühlen der Aktivisten, die eine rasche Ablösung von Konzernchef Werner Baumann fordern und dabei auf eine externe Lösung pochen. Intern galt Oelrich bislang als einer von mehreren aussichtsreichen Kandidaten, zumal Entwicklungsprojekte lange Vorlaufzeiten haben, weshalb ihm die Flops nicht zur Last gelegt werden können.

Ob intern oder extern dürfte letztlich jedoch nicht das Hauptanliegen der Hedgefonds sein. Sie verlangen eine Aufspaltung des Konzerns — mindestens in Pharma- und Agrarchemiegeschäft. Je eher Baumann, der seinen Rückzug für April 2024 angekündigt hat, das Feld räumen würde, desto schneller wäre der Weg dafür frei. Denn eine schnelle Wiederausgliederung des Agrargeschäfts ist in der Strategie des Nochchefs nicht vorgesehen, da er es war, der die Monsanto-Übernahme durchgesetzt hat. Daher wird er auch für die Flut an Klagen verantwortlich gemacht, die auf Monsanto-Altlasten zurückgehen.

Einschätzung zur Bayer-Aktie

Nach Jeffrey Ubben, der mit seiner Investmentgesellschaft Inclusive Capital Partners 0,83 Prozent der Bayer-Anteile erworben hat, ist in der vergangenen Woche Bluebell Capital eingestiegen. Zwar ist bislang nicht bekannt, wie groß die Beteili- gung überhaupt ist, doch zählen die Briten zu den lautesten europäischen Aktivisten. Durch Kooperationen mit anderen Fonds schaffte es Bluebell 2021, Danone-Chef Emmanuel Faber aus dem Amt zu treiben.

Verbesserte Aussichten für die Pharmasparte, ein möglicherweise vorzeitiger Chefwechsel und die Aufspaltungsfantasie sprechen für weitere Kursavancen der Bayer-Aktie. Bluebell beziffert das Wertsteigerungspotenzial für den Fall einer Zerschlagung auf 70 Prozent. 

Zudem kaufte Bayer auch noch einen KI Spezialisten.

Dieser Text erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 03/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.