Auf welche Aktien haben es eigentlich die Profi-Investoren abgesehen? Drei Kandidaten, die bei den Top-Investoren jetzt hoch im Kurs stehen

Welche Aktien halten die Großinvestoren derzeit für die spannendsten, lukrativsten und besten? Wir haben das 13F-Universum gescannt und nach Aktien gesucht, die bei Fondsmanagern jetzt besonders hoch im Kurs stehen – und stellen Ihnen drei aussichtsreiche Kandidaten vor.

ANHEUSER-BUSCH

Der Brauereikonzern kann trotz einem Absatzrückgang Umsatz und Gewinn steigern. Rückkaufprogramme machen den Wert zusätzlich attraktiv

Becks, Corona, Budweiser, Stella Artois, Franziskaner, Löwenbräu und Spaten gehören allesamt zur Anheuser-Busch InBev Unternehmensgruppe, die über ein regelrechtes Biermarkenimperium verfügt. Insgesamt gehören über 500 Marken zum Brauereikonzern, der seit seiner Entstehung 2008 durch die Übernahme von Anheuser-Busch durch die In-Bev-Gruppe durch weitere Zukäufe wie SAB Miller sogar noch weiter gewachsen ist. Dabei ist das Unternehmen mit einem Absatzvolumen von rund 560 Millionen Hektolitern Bier (56 Milliarden Liter) die weltweit größte Brauereigruppe. Bestandteil des Portfolios sind sowohl internationale als auch lokale Marken.

Operativ läuft es gut für den Brauereikonzern. Im dritten Quartal dieses Jahres stieg der Umsatz um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, trotz einer leicht rückläufigen Absatzmenge. Offensichtlich kann AB InBev mit seinen starken Marken Preise erhöhen, sodass der geringere Absatz ausgeglichen werden kann. Das Nettoergebnis stieg um rund drei Prozent. Der Absatz in den USA ging weiter zurück, nachdem die Marke Bud Light nach einer Kontroverse über eine Werbeaktion mit einer Transgender- Influencerin ihren Spitzenplatz auf dem US-Biermarkt verloren hatte. In den ersten drei Quartalen des Jahres sank der Absatz dort um rund zwölf Prozent. In der Region Asien und Pazi"k konnte das Unternehmen ein organisches Wachstum verzeichnen, dort stieg der Absatz um rund sechs Prozent. Den Cashflow setzt Anheuser-Busch InBev vor allem zur Entschuldung der Bilanz ein. Vor Kurzem wurde ein Anleiherückkaufprogramm in Höhe von drei Milliarden Dollar aufgelegt. Gleichzeitig kauft das Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten auch Aktien im Gegenwert von einer Milliarde Dollar zurück. Beide Maßnahmen sollten sich positiv auf die Wertentwicklung der Aktie auswirken. Mit einem für 2024 erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 ist sie eine fair bewertete Value-Aktie, die obendrein eine hübsche Dividende zahlt. Zuletzt stockte die Investmentgesellschaft Dodge & Cox ihre Position für 326 Millionen Dollar auf und hält damit Anteile im Wert von 1,76 Milliarden Dollar. Auch Citadel stockte seine Position auf. Der Hedgefonds kaufte Anteile für 61 Millionen Dollar und hält damit Aktien von Anheuser-Busch im Wert von 93 Millionen Dollar. Die Bill & Melinda Gates Stiftung ist mit 94 Millionen Dollar beteiligt.

CARRIER GLOBAL

CARRIER GLOBAL hat sich durch die Übernahme von Viessmann global verbreitert. Das lockt Investoren und sollte den Aktienkurs anschieben

Es war eine der meistdiskutierten Übernahmen hierzulande. Das traditionsreiche Familienunternehmen Viessmann ging an den US-amerikanischen Klimatechnikspezialisten Carrier Global. Stattliche zwölf Milliarden Euro, 80 Prozent in bar, der Rest in Aktien, bezahlte er da!ür. Weil in Deutschland just zum Zeitpunkt der Übernahme die Weichen auf energiefreundlicheres Heizen gestellt wurden, war der Kauf des Wärmepumpenspezialisten ein Glücksgriff: Ab Januar 2024 gilt hierzulande, dass jede neu installierte Heizungsanlage einen Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie verwenden muss. Mit dem Fokus auf Heizung, Lüftung und Klimatisierung spielt Carrier Global in der ersten Liga. Dabei könnten die Wärmepumpen wie ein Turbolader für die Energiewende wirken — nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und den USA. Nachdem der Aktienkurs durch pessimistische Stimmen zum Übernahmepreis etwas in die Knie gegangen war, haben sich Investoren eines Besseren besonnen. Vor allem gehen Analysten davon aus, dass der Gewinn 2024 durch den Kauf doch nicht so stark zurückgeht, dafür der Umsatz klettert. Das Geschäftsjahr 2023 läuft bislang gut. Im dritten Quartal kletterte der Umsatz um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Carrier Global will sich künftig rein auf das Kerngeschäft rund um Klimatechnik fokussieren und andere Teile wie die Sicherheitstechnik aufgeben. 

Jetzt gilt es, Viessmann in das Unternehmen zu integrieren und die Schulden, die wohl im kommenden Jahr rund das 3,5#Fache des Ebitda in Höhe von etwa 3,7 Milliarden Dollar betragen, wieder zu reduzieren. Hilfreich ist hier der hohe Cashflow. Dieser dürfte in den kommenden zwei Jahren bei rund vier Milliarden Dollar liegen. Daran, dass das Geschäft künftig sehr erträglich sein könnte, glauben auch Investoren wie Citadel Advisors. Der Finanzdienstleister ist hier mit 100 Millionen Dollar bereits investiert. Zuletzt hat auch Pinestone Asset Management aufgestockt — um 160 auf 216 Millionen Dollar. Der Titel ist attraktiv bewertet — auch im Vergleich zum Wettbewerb. Zudem sieht er charttechnisch gut aus.

TRADEWEB

Der globale Pionier im elektronischen Handel von Anleihen und Kreditderivaten setzt Trends in lukrativen Spezialmärkten

Nicht sexy, aber lukrativ. Die Anzahl der Anbieter von elektronischen Plattformen für den Handel festverzinslicher Wertpapiere und Finanzderivaten ist überschaubar, die Margen beim operativen Gewinn (Ebitda) deshalb beeindruckend: Sie liegen über 50 Prozent im Vergleich zu durchschnittlich 20 Prozent im S&P 500 Index. In vielen dieser Märkte dominiert Branchenpionier Tradeweb Markets, der vor 25 Jahren die erste Plattform für den elektronischen Handel mit US-Staatsanleihen präsentierte, im Duopol mit Konkurrent MarketAxess Holdings.

Tradewebs Präsenz in vielen der lukrativen Segmente mit jeweils hohen Eintrittsbarrieren bringt die Aktie auch auf die Kauflisten großer Investoren. Wellington Management erhöhte sein Investment jüngst um 102 auf 546 Millionen Dollar, William Blair erhöhte um 62 auf 182 Millionen, Westfield Capital investierte seine ersten 52 Millionen Dollar. Der Handel festverzinslicher Wertpapiere läuft selten über „traditionelle“ Börsen wie im Aktienhandel, sondern meistens „Over the Counter“ (OTC) sprichwörtlich über die Theke, also bilateral zwischen Käufer und Verkäufer, und über die Plattformen von Tradeweb und MarketAxess. Über 90 Prozent der weltweit 100 größten Vermögensverwalter nutzen Tradeweb, über 55 Notenbanken, mehr als 80 Prozent der 26 größten Versicherungen, weltweit über 2500 Kunden bringen Handelsliquidität.

Der Nachholbedarf bei der Digitalisierung ist groß. An Terminbörsen und Aktienmärkten in Industrieländern deckt der elektronische Handel 90 und 80 Prozent des Volumens ab. Bei Rates, Staats- und Unternehmensanleihen, mit Hypotheken besicherte Wertpapiere oder Zinsswaps sind es erst 60 Prozent. Bei Hochzinsanleihen laufen 30 Prozent des Handelsvolumens über Plattformen. Dank hoher Margen kann Tradeweb Aufsteiger leicht übernehmen, um seine Expertise zu erweitern. Während der vergangenen Jahre wurde der Handel mit Kreditderivaten ausgebaut, der nun knapp 28 Prozent der Erlöse liefert. Anleihen liefern noch gut die Hälfte des Jahresumsatzes von zuletzt knapp 1,2 Milliarden Dollar. Die operative Marge für 2023 wird auf knapp 52 Prozent geschätzt. Tradeweb fällt auch mit Innovationen auf: etwa mit dem kostengünstigen Handel eines Portfolios in einer Transaktion. Von 2018 bis heute stieg der Anteil des Portfoliohandels von null auf sieben Prozent. Beim Handel von Firmenanleihen führte Tradeweb die Absicherung über Staatsanleihen ein. Auf Tradewebs Plattformen sichern Händler heute 90 Prozent des Volumens mit Staatsanleihen ab.

KKR

Hohe Zinsen bremsen den New Yorker Finanzinvestorkonzern nicht im Geringsten. Der Kauf des US-Versicherers Global Atlantic bringt KKR deutlich voran

Auch Aktien von Private-Equity-Riesen wie KKR sind derzeit bei Big Money begehrt. Two Sigma erhöhte sein Investment um 4,8 auf 13 Millionen Dollar, Rockefeller Capital und Oak Hill investierten ihre ersten Tranchen, jeweils 9,5 und 83 Millionen Dollar in Aktien der weltweiten Nummer 2 der Finanzinvestorkonzerne. Über spezielle Fonds verwaltete KKR zum Halbjahr 519 Milliarden Dollar Vermögen institutioneller Anleger wie Pensions- und Staatsfonds, Versicherungen und privater Vermögensverwalter, sogenannter Family Offices.

Anfang November einigte sich KKR mit dem hochverschuldeten Konzern Telecom Italia (TI) über den Kauf der Festnetzsparte für mehr als 20 Milliarden Dollar. KKR bietet auch für Sparkle, die Unterwasserkabelsparte von TI, und kann mit einer höheren Offerte bis zum 5. Dezember auf einen Zuschlag hoen. Anders als von Experten erwartet, bremst der schnelle und deutliche Anstieg der Zinsen das zum Großteil über Darlehen finanzierte Geschäft der Beteiligungsriesen nicht. Die im Vergleich zum Bankensektor geringere Regulierung der Branche und die breite Aufstellung der Konzerne in vielen Spezialmärkten außerhalb der regulären Börsen, wo sich ihre Netzwerke bezahlt machen, bringen KKR und Co auch in unsicheren Zeiten hohe Mittelzuflüsse.

Bei KKR hat der milliardenschwere Kauf des US-Lebensversicherers und Altersvorsorgespezialisten Global Atlantic 2021 wesentlich dazu beigetragen das Vermögen um 87 Prozent auf 471 Milliarden Dollar zu erhöhen und das Anlageportfolio weiter zu diversifizieren. Ende Juni 2023 verwaltete KKR dann 519 Milliarden Dollar, knapp ein Drittel davon in Fonds für Firmenbeteiligungen wie KKRs Deal mit Telecom Italia. Gut 23 Prozent, rund 122 Milliarden Dollar, sind in Immo- und Infrastrukturprojekten angelegt, 200 Milliarden in Spezialkrediten und verbrieften Darlehen und der verbleibende Rest von 27 Milliarden in Hedgefonds.

Das Geschäft läuft. Im aktuellen Quartal erreichte KKRs dritter Technologiefonds die anvisierten drei Milliarden Dollar, auch der zweite, sogenannte Impact Fonds, der neben der Rendite auch ökologische, wirtschaftliche und soziale Wirkung haben soll, erreichte sein Ziel von 2,9 Milliarden. In den Asien-Fonds, aktuell gut sechs Milliarden Dollar schwer, soll weiter Geld fließen. KKRs Bilanz für das dritte Quartal war besser als erwartet.

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