Starkes Wachstum im Rechenzentrumsgeschäft treibt AMDs Umsatz im zweiten Quartal nach oben. Doch Exportkontrollen und hohe Erwartungen halten die heiß gelaufene Aktie zurück.
Nvidias Rivale Advanced Micro Devices (AMD) hat im zweiten Quartal 2025 geliefert – zumindest fast. Mit einem Umsatz von 7,7 Milliarden Dollar legte der Halbleiterkonzern um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und übertraf damit klar die Analystenerwartungen von 7,42 Milliarden.
Auch beim bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) schlug das US-Unternehmen mit 0,54 Dollar die prognostizierten 0,40 Dollar deutlich.
Rechenzentren als Wachstumstreiber
AMD ist längst kein Nebendarsteller mehr in der AI-Ökonomie – Star-Fondsmanagerin Cathie Wood kaufte zuletzt kräftig zu. Mit seinen Instinct-Beschleunigern und EPYC-Serverprozessoren mischt der US-Konzern im Rechenzentrumsmarkt auf – der im ersten Halbjahr 2025 die Wachstums-Engine der Tech-Welt schlechthin ist. Hier kann AMD punkten: Der Rechenzentrumsbereich war eindeutig das Highlight im zweiten Quartal.
Mit einem Umsatzsprung von 57 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar übertraf dieser Geschäftsbereich erstmals das Client-Segment. Die Nachfrage nach AMDs MI300X- und MI350-GPUs sowie EPYC-Prozessoren explodierte – getrieben durch Hyperscaler wie Microsoft, Meta und Oracle, die ihre AI-Infrastruktur massiv ausbauen.
Auch der Client-Bereich konnte mit 28 Prozent Wachstum auf 2,9 Milliarden Dollar punkten – dank AMDs Zen-5-Prozessoren und einer spürbaren Erholung am PC-Markt. Im ersten Quartal waren die weltweiten PC-Lieferungen bereits um 9 Prozent gestiegen – AMD profitiert spät, aber nun mit Nachdruck.
Segment-Schieflage: Gaming verliert an Glanz, Xilinx schwächelt
Doch nicht alle Sparten liefen rund. Das Gaming-Segment brach um 30 Prozent auf nur noch 648 Millionen Dollar ein – vor allem wegen schwacher Nachfrage nach Konsolenchips. Auch das Embedded-Segment, das auf die Xilinx-Übernahme zurückgeht, schrumpfte um 3 Prozent auf 823 Millionen Dollar. Analysten werten das als Zeichen für einen anhaltenden Konsolidierungsprozess bei Industriekunden – AMDs Fokus liegt derweil ohnehin woanders: im boomenden AI-Segment.
Konzernchefin Lisa Su bleibt hier in ihrer Kommunikation koffensiv: AMD sei „strategisch hervorragend positioniert“ und sehe „anhaltende Nachfrage nach leistungsstarken AI-Produkten“. Tatsächlich könnten die neuen MI350-Chips mit einer Preisspanne von bis zu 25.000 Dollar pro Stück sogar zu einem Gamechanger werden.
Die Schattenseite des Wachstums: Exportkontrollen und geopolitische Bremsklötze
Doch nicht alles liegt in der Hand des Managements. Die neue US-Exportkontrollen gegen China bremsen den Verkauf der Instinct-Beschleuniger empfindlich. CEO Su musste einräumen, dass allein 2025 durch die Einschränkungen 1,5 Milliarden Dollar Umsatz wegfallen könnten – 700 Millionen davon bereits im laufenden Quartal. AMD könnte künftig wieder liefern, falls die US-Behörden Lockerungen erlauben – doch die Abhängigkeit vom regulatorischen Spielraum bleibt ein strukturelles Risiko.
Besonders pikant: Die betroffenen Chips wären im chinesischen KI-Markt hochattraktiv – AMD verliert hier nicht nur Umsatz, sondern auch potenziellen Marktanteil an Nvidia oder lokale Anbieter wie Huawei.
Prognose und Bewertung: Euphorie mit eingebautem Risiko
Für das dritte Quartal 2025 stellt AMD einen Umsatz von 8,7 Milliarden Dollar in Aussicht – über den Konsensschätzungen. Auch die Bruttomarge soll weiter bei 54 Prozent liegen. Die Einführung der MI350-Serie verspricht zusätzliches Upside-Potenzial – HSBC hob die KI-Umsatzprognose für AMD bereits von 9,6 auf 15,1 Milliarden Dollar an.
Trotzdem bleibt nach der jüngsten Börsenrallye Vorsicht geboten: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 56 ist AMD hoch bewertet – deutlich höher als etwa Nvidia . Die Aktie hat im bisherigen Jahresverlauf nicht nur 45 Prozent zugelegt, sondern vor allem seit den Tiefstkursen Anfang April um gar 112 Prozent. Erst vor wenigen Tagen notierte der Chiphersteller bei 182,50 Dollar auf einem 52-Wochen-Hoch.
Doch in drei der letzten vier Quartale folgte auf die Earnings ein Kursrückgang – eine Mahnung für alle, die sich von der AI-Euphorie mitreißen lassen. So kam es dann auch nach Handelsschluss: Anleger nahmen die Bilanz zum Anlass, um Gewinne bei der hoch bewerteten Aktie einzustreichen und schickten die Papiere nachbörslich um 4 Prozent auf 167 Dollar nach unten.
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