Der im März 2020 von der EZB-Bankenaufsicht wegen der Corona-Pandemie verhängte Dividendenstopp wird zum 1. Oktober gelockert. Damit dürfen die meisten europäischen Banken grundsätzlich wieder Gewinnausschüttungen an ihre Aktionäre vornehmen.

Zuvor hatten die Institute beim jüngsten Bankenstresstest der EZB insgesamt robust abgeschnitten und solide Kapital-puffer für den Fall eines erneuten Konjunkturabschwungs vorgewiesen.

Während Institute in Spanien, Frankreich und den Niederlanden bereits Ausschüttungsprogramme in Milliardenhöhe verkündeten, rief die deutsche Finanzaufsicht Bafin die heimischen Geldhäuser noch zur Zurückhaltung auf. "Trotz der positiven Aussichten sollten die Institute weiter umsichtig vorgehen", erklärte Bafin-Exe-kutivdirektor Raimund Röseler in der Hauszeitschrift "Bafin Journal". "Die Institute sollten nur bei nachhaltig positiver Ertragsprognose und ausreichender Kapitalausstattung ausschütten", sagte Röseler.

Zu den Häusern, die unter diese Kategorie fallen, zählen offenkundig der Immobilienfinanzierer Aareal Bank und die Deutsche Pfandbriefbank. Die Aareal Bank will im Herbst eine weitere Ausschüttung von 1,10 Euro je Aktie beschließen, nachdem zunächst nur 0,40 Euro pro Aktie für 2020 gezahlt wurden. Im ersten Halbjahr hatte das Wiesbadener Institut sein Neugeschäft um ein Fünftel auf 3,3 Milliarden Euro gesteigert und seine Jahresprognose bekräftigt. Auch die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) will im Herbst über einen Nachschlag entscheiden. Bislang hatte der Gewerbeimmobilien-Finanzierer 26 Cent je Aktie gezahlt, im Herbst könnte es weitere 30 Cent pro Aktie geben, die zunächst aus regulatorischen Gründen zurückgehalten wurden. Die pbb hatte kürzlich nach guten Halbjahresergebnissen die Jahresprognose angehoben. Grundsätzlich schütte man 50 Prozent des Nettogewinns als reguläre Dividende aus, weitere 25 Prozent als Sonderdividende, bekräftigte dabei das Institut. Analysten rechnen künftig mit einer Dividende von mindestens 80 Cent pro Aktie und einer Dividendenrendite von über acht Prozent.

Deutsche Bank ab 2022


Anders ist die Lage bei der Commerzbank, die noch mitten in einem tiefgreifenden Kon-zern-umbau steckt und frühestens ab 2023 wieder eine Dividendenzahlung für möglich hält. Die Deutsche Bank wiederum hatte auf der diesjährigen Hauptversammlung Dividendenpläne für das Jahr 2022 angekündigt. Es sei "realistisch, dass wir nächstes Jahr wieder eine Dividende ausschütten können", sagte Bankchef Christian Sewing bei dem Aktionärs-treffen Ende Mai.

Laut Finanzaufsicht Bafin sind die deutschen Banken insgesamt in solider Verfassung und bislang auch gut durch die Krise gekommen. Nach derzeitigen Erkenntnissen soll dies auch so blieben, heißt es bei der -Bafin. Allerdings wolle man weiter im Einzelfall genau prüfen und bei "unangemessenen" Dividenden auch einschreiten, sagte Exekutivdirektor Raimund Röseler.

Viele europäische Häuser zeigen sich unterdessen bereits in Dividendenlaune. So haben unter anderem die französische Großbank BNP Paribas, die spanischen Häuser BBVA, Caixabank und Santander sowie die österreichischen Institute Erste Group und Bawag Dividendenzahlungen angekündigt. Frankreichs Branchenprimus BNP -Paribas etwa will nach starken Gewinnzuwächsen eine Zusatzdividende von 1,55 Euro vorschlagen.

Die BBVA bekräftigte eine Ausschüttungsquote von 35 bis 40 Prozent und hat zudem Aktienrückkäufe im Volumen von 3,5 Milliarden Euro angekündigt. Die niederländische ING wiederum plant nach einem deutlichen Gewinnanstieg im zweiten Quartal Aktienrückkäufe und eine Dividende von 3,6 Milliarden Euro. Zu weiteren Kandidaten für Ausschüttungen zählt das Analysehaus Kepler Cheuvreux unter anderem ABN Amro, Nordea und SEB.

Beim jüngsten EU-Banken-stresstest war ein Krisenszenario getestet worden. Dabei ging die harte Kernkapitalquote der teilnehmenden 50 europäischen Banken im Schnitt auf 10,2 Prozent zurück.