Die China-Risiken bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung vor den geldpolitischen Signalen der US-Notenbank in dieser Woche drückten die Stimmung an der Börse. Anleger befürchten, dass der Krisenkonzern Evergrande einen Dominoeffekt am Immobilienmarkt verursachen könnte. Außerdem sorgte das anstehende Treffen der US-Notenbank Fed für Unsicherheit. Investoren erwarten Hinweise auf eine Drosselung der Konjunkturprogramme. Die Euphorie der Dax-Neugestaltung sei jedenfalls bereits am ersten offiziellen Handelstag mit 40 Mitgliedern verpufft, so Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.

Banken zählten neben Rohstoffwerten europaweit zu den größten Verlierern im sehr schwachen Marktumfeld. Die Sorge, dass die Evergrande-Krise weitere Kreise zieht, sei der Hauptgrund für den Kursrutsch auch in Europa, erklärte Analyst Neil Wilson von Markets.com. Zuletzt hatten mehrere Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Evergrande weiter heruntergestuft und vor Zahlungsausfällen gewarnt. "Die Angst vor einer nächsten Immobilienkrise ist zurzeit groß", ergänzte Christian Henke vom Broker IG.

Unter den Einzelwerten rückte Lufthansa in den Fokus. Die Fluggesellschaft macht sich mit einer Kapitalerhöhung bereit für die Rückzahlung der deutschen Staatshilfen. Damit würde die Airline ihre Abhängigkeit vom Staat verringern und wieder mehr eigenen Spielraum bekommen.

Zum Handelsschluss wurde der DAX von MTU angeführt gefolgt von Qiagen und Fresenius Medical Care. Als Schlusslicht ging die Deutsche Bank mit Kursverlusten von mehr als sieben Prozent aus dem Handel.

Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war


Lufthansa startet Kapitalerhöhung für Staatshilfe-Rückzahlung
Die Lufthansa stellt kurz vor der Bundestagswahl die Weichen für die Rückzahlung der deutschen Staatshilfen. Zu diesem Zweck will das Unternehmen neue Aktien im Gesamtwert von gut 2,1 Milliarden Euro ausgeben, wie es am Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Das Geld soll in die Rückzahlung der beiden Stillen Einlagen fließen, mit denen der deutsche Staat den Luftfahrtkonzern in der Corona-Krise im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hatte.

Autovermieter Sixt erwartet 2021 deutlich mehr Gewinn
Der Autovermieter Sixt wird dank eines überraschend guten Feriengeschäfts in Europa und den USA deutlich optimistischer. Der operative Konzernumsatz dürfte im laufenden Jahr 2,0 bis 2,2 Milliarden Euro erreichen, teilte das im SDax gelistete Unternehmen überraschend am Montag in Pullach mit. Bisher hatte der Vorstand 1,95 bis 2,1 Milliarden Euro erwartet. Der Gewinn vor Steuern soll mit 300 bis 330 Millionen Euro die bisherige Prognose von 190 bis 220 Millionen deutlich übertreffen. Analysten hatten den Angaben zufolge bisher im Schnitt einen Vorsteuergewinn von 217 Millionen Euro erwartet. Der Kurs der Sixt-Aktie drehte nach den Nachrichten in die Gewinnzone und lag zuletzt mit rund fünf Prozent im Plus.

Evergrande gibt Fehlverhalten von Führungskräften zu
Der kriselnde chinesische Immobiliengigant Evergrande hat Fehlverhalten mehrerer hochrangiger Manager eingeräumt. Sechs Führungskräfte haben demnach mehrere Anlageprodukte des Unternehmens illegalerweise im Voraus eingelöst. Evergrande teilte am Samstag mit, die Angelegenheit werde sehr ernst genommen. Der Konzern verlange von den Managern eine Rückzahlung der eingelösten Gelder und werde "strenge Strafen" verhängen.

Nagarro peilt höheren Umsatz an und senkt Margenprognose
Der IT-Dienstleister Nagarro hat heute sowohl gute als auch schlechte Nachrichten für seine Anleger: Das Umsatzziel für das laufende Geschäftsjahr erhöhte das Management dank steigender Nachfrage um 20 Millionen Euro auf nun 515 (2020: 430) Millionen Euro, teilte der Konzern am Montag im hessischen Kronberg im Taunus mit. Die Prognose für die Profitabilität wurde hingegen gesenkt.

Impfung für jüngere Kinder - positive Studienergebnisse von Biontech
Der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer hat sich nach Angaben der beiden Unternehmen bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren als gut verträglich und wirksam erwiesen. Die Daten der klinischen Studie sollen so bald wie möglich der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA und der US-Zulassungsbehörde FDA vorgelegt werden, teilten die beiden Impfstoffhersteller am Montag mit. "Wir sind froh, dass wir vor dem Beginn der Wintersaison den Zulassungsbehörden die Daten für die Gruppe von Kindern im Schulalter vorlegen können", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin laut Mitteilung.

Spahn für einheitliche Corona-Zugangsregeln zu Veranstaltungen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für einheitliche Zugangsregeln für Veranstaltungen ausgesprochen - auch mit stärkerer Unterscheidung nach Geimpften und Ungeimpften. "Wir sollten hier zu einer gemeinsamen Linie kommen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Ideal wäre nach seinen Worten, wenn sich alle Länder auf das 2G-Modell als Option einigten. "Die Veranstalter könnten dann bundesweit selbst entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen, um im Gegenzug von anderen Schutzauflagen befreit zu werden." Forderungen nach einem festen Datum für ein Ende aller Corona-Auflagen erteilte die Bundesregierung vorerst eine Absage.

Küchenmöbelhersteller erwarten 'außerordentlich gutes Jahr'
Die deutschen Küchenbauer haben die Corona-Delle mit zeitweise geschlossenen Möbelhäusern überwunden. Der Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK) berichtete am Montag über steigende Umsätze und gut gefüllte Auftragsbücher.

ING Deutschland baut auf Zustimmung von Kunden zu Gebühren
Die Direktbank ING will trotz vorübergehend wegbrechender Kontogebühren nach einem BGH-Urteil vom April nicht härter auf die Kostenbremse treten. "Die Zahl der Kunden, die bei uns die 4,90 Euro fürs Girokonto zahlen, ist nicht groß. Dass die Gebühren wegen des BGH-Urteils jetzt für einige Monate nicht reinkommen, kostet natürlich, aber das ist kein Riesenbetrag", sagte ING-Deutschland-Chef Nick Jue der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. "Ich werde das jedenfalls nicht mit Einsparungen an anderer Stelle kompensieren."

Aldi testet Geschäft ohne Kasse in London
Aldi testet in London einen Supermarkt ohne Kasse nach dem Vorbild von Amazon Go. Kunden benötigen für den Einkauf lediglich eine App, die sie beim Eintritt scannen. Im Laden registriert Technologie, wer welche Waren mitgenommen hat. Der Preis wird nach Verlassen des Geschäfts per App abgebucht. "Wir sind immer bestrebt, neu zu definieren, was es bedeutet, ein Discounter zu sein, und die in diesem Test verwendete Technologie wird uns eine Fülle von Erkenntnissen liefern", sagte der Chef von Aldi in Großbritannien und Irland, Giles Hurley, einer Mitteilung vom Montag zufolge.

Wegmarke für 'Bad Bank' FMS: Zwei Drittel des HRE-Portfolios verkauft
Die bundeseigene "Bad Bank" FMS Wertmanagement schrumpft wie geplant weiter und kommt beim Abbau der Altlasten der früheren Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) voran. Im ersten Halbjahr wurde das übernommene Portfolio von 61,6 auf 57,8 Milliarden Euro reduziert, wie die staatliche Abwicklungsgesellschaft FMS Wertmanagement am Montag in München mitteilte. Damit sind nunmehr über zwei Drittel des ursprünglichen HRE-Portfolios von gut 175 Milliarden Euro abgebaut. In diesem Jahr abgeschlossen werden soll der Verkauf der irischen Pfandbriefbank Depfa an die österreichische Bawag-Gruppe.

Osterloh im Untreue-Prozess: Angebote bei VW waren klar
Angeklagt sind drei ehemalige und ein noch amtierender Personalmanager des VW-Konzerns, darunter auch die beiden Ex-Konzernpersonalchefs Horst Neumann und Karlheinz Blessing. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, für Osterloh und andere einflussreiche Betriebsratsangehörige beim größten europäischen Autobauer zwischen 2011 und 2016 unangemessen üppige Bezüge freigegeben zu haben. Der Vorwurf lautet Untreue, teils auch in besonders schweren Fall. Dem Konzern soll daraus ein Schaden von mehr als 5 Millionen Euro entstanden sein. Gegen Osterloh selbst läuft ein separates Beihilfeverfahren, und die Vorwürfe im Fall der vier Führungskräfte aus dem Management richten sich nicht gegen ihn.

rtr/dpa-AFX/iw