Chart 1 - DAX im Stunden-Chart
Objektiv betrachtet verharrt der Deutsche Aktienindex aktuell noch in einer Seitwärtsbewegung, denn der markante Tiefstand von Ende März bei 11.619 Punkten wurde bisher noch nicht unterschritten - die Kurse drehten vergangene Woche und gestern sogar schon im Bereich der 11.675er-Marke wieder nach oben. Damit hat dieser Preisbereich eine Art Frühwarnfunktion bekommen. Sobald der DAX hier keine Käufer mehr findet, dürften die Dämme brechen und auch die 11.619er-Marke kommt dann unter starken Druck.
Wer genau hin schaut, erkennt zudem jetzt schon beunruhigende Signale. Insbesondere das Handelsvolumen, das immer an Tagen mit Kursverlusten steigt, spricht eine eindeutige Sprache: Nur wenn der Index fällt, werden die großen Umsätze gemacht, die einen Trend begleiten müssen damit er aussagekräftig ist. Zudem wurde in den vergangenen Tagen in Kurserholungen des Marktes am frühen Morgen wiederholt massiv abverkauft, so dass es sofort wieder zu Rückschlägen kam. Wir haben dieses Phänomen bereits in der gestrigen Analyse ausführlich für die erste Wochenhälfte beschrieben, am Donnerstag war es erneut zu beobachten.
Aus einem weiteren Grund sind die aktuellen Tests der nächstgelegenen Unterstützung nicht mit der Phase Ende März zu vergleichen: Damals notierte der Index oberhalb seines Monatsdurchschnittskurses (21-Tage-Linie, blau im Chart eingezeichnet), und wurde gekauft sobald er im Tagesverlauf leicht darunter gefallen war. Inzwischen befindet sich der Markt bereits seit einer Woche unterhalb dieses Mittelwertes und wird eher abverkauft, sobald er sich ihm von unten nähert.
Noch ist eine Bodenbildung zwar möglich, aber die Gefahr eines Ausbruchs nach Süden ist hoch. Kommt es zu Kursen unter der 11.600er-Marke, sollte die Abwärtsbewegung noch einmal deutlich an Fahrt gewinnen. Wer dann auf fallende Kurse spekuliert, kann sich dann über ordentliche Gewinne freuen. Passende Zertifikate stellen wir wie immer am Ende der Analyse vor.
Der kurzfristige Spielraum nach unten reicht bis in den Bereich 11.370/11.530. Dann wäre der Index um 4 bis 5,3 Prozent unterhalb seines Monatsdurchschnitts gefallen, wo vergangene Korrekturen zunächst pausierten (siehe Indikator auf Seite 2). Diese Prognose bleibt intakt, solange der Markt sich nicht über 12.110/12.150 erholt. Dann würde er nicht nur wieder über dem Monatsdurchschnittskurs verlaufen und würde auch noch über seinen letzten Zwischenhochs gekauft werden, was immer positiv zu werten ist. Der DAX hätte über diesem Widerstand zugleich mehr als 61,8 Prozent seiner Verluste aus der jüngsten Abwärtswelle wieder aufgeholt, dieses so genannte Retracement dient vielen Anlegern als Orientierungswert um zu entscheiden wann eine Korrektur vorbei ist. Klettert der Index höher, wäre dies ein Zeichen dafür, dass die Käufer die Dominanz am Markt zurück erlangen.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.
Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis
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Unterstützungen und Widerstände
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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