Die Transformation zum Technologie-Konzern ist bei Siemens fast abgeschlossen. Im Bereich Automatisierung und Smart Infrastructure zählen die Münchener zu den Weltmarktführern. Was kommt als Nächstes?
Die Aktie pendelt seit Tagen zwischen 240 und 250 Euro. Neue Impulse könnten von der Bilanzpressekonferenz am 13. November kommen. Dann präsentiert Konzernchef Roland Busch das Zahlenwerk für 2024/25 und die künftige Strategie. Seit seinem Amtsantritt 2021 legte der Umsatz über 40 Prozent zu, das Ergebnis pro Aktie hat sich mehr als verdoppelt. Die Aktie notiert nahe ihrem Allzeithoch und zählt zu den Zugpferden des DAX.
Busch formte Siemens mit Restrukturierungen, Stellenabbau, Desinvestitionen und Akquisitionen zu einem reinen Technologiekonzern. Der Fokus liegt auf Software, Digitalisierung und Rentabilität der Bereiche Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility. Die Margenziele dürften erreicht worden sein.
Details zu den neuen Zielen gibt es erst Mitte November. Eines hat Busch im Rahmen einer Präsentation vor Führungskräften jedoch verraten: „Wir ändern das Betriebssystem der Firma“, sagte der CEO. Das „Betriebssystem“ steht dabei metaphorisch für die grundlegende Art des Organisierens, Entscheidens und Handelns bei Siemens. Buschs Plan dürfte demnach darauf abzielen, schneller und effizienter zu arbeiten, Innovationen zügiger auf den Markt zu bringen und damit das Wachstum zu beschleunigen. In Segmenten wie Industrieautomatisierung, Simulationssoftware und Smart Infrastructure steckt den Analysten von Marketresearch zufolge mittelfristig großes Potenzial.
Digital Industries mit Margenpotenzial
In der Industrieautomatisierung zählt Siemens zu den drei größten Anbietern weltweit. Systeme wie SIMATIC S7-1500 und die Plattform Mindsphere helfen Unternehmen, Produktionsprozesse zu optimieren. Über 45 Millionen Automatisierungssysteme sind installiert. Der KI-Assistent „Siemens Industrial Copilot“ erhielt den Hermes Award. Mit der Übernahme von Altair stärkte Siemens das Simulationssoftware-Segment.
Digital Industries steuerte im dritten Quartal rund 23 Prozent zum Konzernumsatz bei. Nach schwachen Quartalen sollen die Akquisitionen Altair und Dotmatics wieder für steigende Margen sorgen. Altair bringt KI- und Datenanalyse-Lösungen, Dotmatics stärkt Software für Life Science. Damit wächst der Anteil wiederkehrender SaaS-Umsätze. Laut Marketresearch könnten sich die weltweiten Umsätze mit Simulationssoftware und Industrieautomatisierung bis 2035 verdreifachen. Siemens dürfte überdurchschnittlich profitieren. Eine Erhöhung des Margenziels von 17–18 Prozent gilt als wahrscheinlich. Gelingt es, Margen wie Rockwell Automation (21,2 Prozent) zu erreichen, wäre das Segment rund 100 Milliarden Euro wert.
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Global top bei Smart Infrastructure
Zum Herzstück zählt die Plattform Siemens Xcelerator. Sie unterstützt Projekte wie das Blended-Wing-Flugzeug von JetZero oder nachhaltige Garnproduktion bei Spinnova. Die Sparte profitiert von hoher Nachfrage nach Rechenzentrumsinfrastruktur, insbesondere in den USA. Laut Analysten dürfte der Umsatz mit entsprechenden Technologien bis 2035 um 50 Prozent steigen. Siemens zählt zu den größten Unternehmen in diesem Bereich. Eine Bewertung vergleichbar mit Schneider Electric ergäbe rund 80 Milliarden Euro.
Volle Auftragsbücher bei Mobility
Die kleinste und margenschwächste Sparte erzielt knapp die Hälfte des Umsatzes mit Zügen und 36 Prozent mit Bahninfrastruktur. Die Deutsche Bahn plant bis 2029 Investitionen von über 100 Milliarden Euro. Das Auftragsvolumen hat sich verdreifacht, Umsatz und Marge stiegen deutlich. Eine Bewertung von etwa elf Milliarden Euro erscheint möglich.
Desinvestments für weiteres Wachstum
Busch dürfte Hinweise zu Siemens Energy und Healthineers geben, deren Beteiligungen rund 65 Milliarden Euro wert sind. Kapital, das ins Kerngeschäft fließen könnte. Analysten erwarten eine Reduzierung dieser Anteile, höhere Margenziele und weitere Kostensenkungen. Buschs neuer Plan könnte aufgehen – Börse Online erhöht das Kursziel auf 300 Euro, den Stoppkurs auf 210 Euro.
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