Adonis Maracallo ist seit Kurzem wieder Stammgast in der Filiale von Chipotle Mexican Grill in Brooklyns Court Street. "Ich liebe das Essen hier, ich habe es vermisst", erzählt der 25-Jährige einem Reporter der "New York Times". Maracallo war schon mal ein großer Fan der Fast-Food-Kette mit mexikanischem Flair. Bis Chipotle, ein Aufsteiger im amerikanischen Fast-Food-Business, vor gut vier Jahren seine Reputation auf einen Schlag verspielte. Erhebliche Probleme mit der Hygiene in einigen Filialen, die in Zusammenhang mit Erkrankungen von Kunden gebracht wurden, beförderten den Konzern ins Abseits. Dem Absturz folgte eine Schockstarre über mehrere Jahre.

Erst mit Brian Niccol, der Anfang 2018 von der ebenfalls mexikanisch geprägten Burgerkette Taco Bell aus der Yum-Brands-Gruppe an die Spitze von Chipotle wechselte, gelang die Befreiung. Der 45-jährige Topmanager verlegte Chipotles Zentrale aus Denver, Colorado, ins mondäne Newport Beach nahe Los Angeles. "Als ich zu Chipotle kam, gab es hier eine Menge guter Ideen. Was fehlte, war die Disziplin in ihrer Umsetzung", erklärt Niccol die Wende zum Besseren. Unter seiner Führung beschränkt sich das Unternehmen auf wenige große Projekte und forciert den Ausbau des Onlinegeschäfts.

Bei Kunden und Investoren kommt das gut an. Maracallo ist nicht der einzige Fan, den Chipotle-Chef Niccol erneut überzeugt hat. An der Wall Street ist Chipotle Mexican Grill mit einem beeindruckenden Plus von mehr als 80 Prozent seit Jahresbeginn der Topwert im S & P 500 und deutlich besser als der Index der größten US-Unternehmen, der auf 13 Prozent Wertzuwachs kommt.

Auch die Wall Street liebt Fast Food


Fast Food ist nicht nur auf der Straße, sondern auch bei Investoren an der Wall Street beliebt. Und das in turbulenten Zeiten - mit der Zollfehde zwischen den USA und China und einem möglichen wirtschaftlichen Abschwung in den Industrieländern. Der Russell 3000 Restaurant Index mit Riesen wie McDonald’s, Yum Brands (Taco Bell, Pizza Hut, KFC), Starbucks und den bisher auf Amerika fokussierten Aufsteigern wie Chipotle Mexican Grill und Shake Shack hat seit Jahresbeginn um 28 Prozent zugelegt. Und während Technologieaktien regelmäßig unter Druck sind, behaupten sich die Papiere von Konzernen wie McDonald’s und Starbucks, die auch in China stark präsent sind, mit stabilen Kursentwicklungen.

Vor allem in den USA profitiere die Fast-Food-Branche derzeit von einer Sonderkonjunktur, sagen Analysten der US-Bank Goldman Sachs. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der schnelle Burger oder Burrito bei Amerikanern beliebt. Bei den Mindestlöhnen liefere deshalb jede Steigerung um ein Prozent 0,8 Prozentpunkte zusätzliches jährliches Wachstum im Fast-Food-Business. Und weil in Amerika nach Schätzungen der Analysten 70 bis 80 Prozent der Menüs mit dem Auto an Drive-in-Schaltern geholt werden, beflügeln auch die günstigen Spritpreise das Wachstum.

Parallel zur Vorliebe der Amerikaner zu dieser Art Essen auf Rädern werden auch Lieferdienste wie Grubhub und Uber Eats zunehmend häufiger genutzt, ergab eine Umfrage von Goldman Sachs. Derzeit liefern die Essensboten in den Vereinigten Staaten erst wenige Prozent des Umsatzes in der Fast-Food-Branche. In zwei bis drei Jahren wird es schon mehr als ein Zehntel sein, prognostizieren die Analysten.

Bei Preisverhandlungen mit Lieferdiensten haben Restaurantketten wie McDonald’s oder Starbucks mit einer landesweiten Präsenz in den USA eine besonders gute Position. Und es ist für viele US-Bürger verlockend, Burger, Fritten und Pizza via App schnell und bequem von der Couch aus zu bestellen.

Für Fast-Food-Restaurants sind digitale Bestellungen ein lohnendes Zusatzgeschäft. Die Margen sind im Vergleich zur herkömmlichen Order am Schalter deutlich höher. Chipotle hat deshalb in 2.000 Filialen bereits zusätzliche Zubereitungs- und Verpackungslinien aufgebaut. Die Kalifornier sind mit mehr als 2.400 Restaurants in den USA weitgehend auf ihren Heimatmarkt fokussiert. Während der nächsten Jahre dürfte sich das nicht wesentlich ändern. Die Investmentrenditen pro Filiale sind in den Staaten am höchsten, und Chipotle könnte den ­Anteil des Onlinegeschäfts am Umsatz während der nächsten vier Jahre auf 30 Prozent ausbauen

Online bestellen, selbst abholen


Die auch international gut aufgestellten Branchenriesen McDonald’s und Starbucks verfügen in vielen Ballungsräumen über ein bestens ausgebautes Filialnetz und profitieren vom Ausbau des Digitalgeschäfts überdurchschnittlich. So macht Starbucks in den Filialen, die der Konzern in Eigenregie führt - das ist rund die Hälfte des Portfolios -, 40 Prozent des Umsatzes mit Onlinebestellungen, die von den Käufern selbst abgeholt werden. Und weil auch Amerikaner gern Punkte sammeln, um bei der Bestellung von vergleichsweise teuren Starbucks-Produkten zu sparen, haben sich mehr als 16 Millionen Kunden für das Bonusprogramm des Kaffeerösters aus Seattle registriert.

Daneben gibt es noch eine Kooperation mit dem Lieferdienst Uber Eats, die Starbucks nach ­einem erfolgreichen Pilotprojekt Anfang nächsten Jahres deutlich erweitern will. Politische Spannungen zwischen ­Washington und Peking sind den Starbucks-Kunden in den Ländern bisher herzlich egal. Gerade Amerika und China schieben das Wachstum der Kette deutlich an.

McDonald’s macht Druck


Im stark umkämpften Burger-Geschäft in den USA beschleunigt Primus McDonald’s währenddessen die Modernisierung und Digitalisierung in seinen mehr als 15.000 Restaurants. Bis Ende 2021 soll das Großprojekt abgeschlossen sein. Konkurrenten wie Burger King, Wendy’s oder Jack in the Box setzt der Marktführer aus Oak Brook im Bundesstaat Illinois damit stärker unter Druck. McDonald’s betreibt in den USA etwa im Vergleich zu seinem größten Rivalen Burger King fast doppelt so viele Filialen. Obwohl der dominierende Marktführer nach eigenen Angaben für rund 90 Prozent seiner US-Restaurants Franchise-Lizenzen an deren Betreiber vergeben hat, sind die jährlichen Mittelzuflüsse aus dem Geschäft Schätzungen zufolge mit mehr als vier Milliarden Dollar zehnmal so hoch wie der durchschnittliche Cashflow von Konkurrenten, die ebenfalls stark auf Franchising setzen.

Fast-Food-Aufsteiger Chipotle stellt keine Betreiberlizenzen aus und ist schuldenfrei. Und die Kalifornier bauen ihr Filialgeschäft eher moderat aus.

Investor-Info

Chipotle Mexican Grill
Begehrte Burritos


Dem Spezialisten für mexikanisches Fast Food ist ein sensationelles Comeback gelungen. Im zweiten Quartal legte der Umsatz in den rund 2400 Filialen in den USA auf vergleichbarer Fläche um zehn Prozent zu. Der Erlös mit Bestellungen via Web verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr und erreichte gut 18 Prozent am Gesamterlös. In drei Jahren sollen es 30 Prozent sein. Bis 2021 erwarten Analysten pro Jahr Umsatzsteigerungen von über zehn Prozent und in einigen Jahren deutlich mehr als 20 Prozent Gewinnplus.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 900,00 Euro
Stoppkurs: 580,00 Euro

McDonald’s
König der Burger


Mit weltweit mehr als 38.000 Filialen gelang es dem weltweit größten Fast-Food-Konzern, trotz der beeindruckenden Anzahl an Restaurants den Umsatz auf vergleichbarer Fläche um 6,5 Prozent zu steigern. Außerhalb Amerikas, wo 60 Prozent der Restaurants liegen, läuft es in Deutschland, Frankreich und Großbritannien besonders gut. Die Modernisierung und digitale Technologien liefern zusätzlich Impulse. McDonald’s hat seine ­Dividende bisher 43 Jahre in Folge erhöht.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 240,00 Euro
Stoppkurs: 166,00 Euro

Starbucks
Erste Sahne


Mit weltweit mehr als 27.400 Coffee-Shops ist der Marktführer deutlich größer als seine Konkurrenten. Auch bei digitalen Technologien liegt Starbucks vorn. Die vergleichsweise hohen Preise werden akzeptiert. Dank starker Zuwächse in den USA und China stieg der Nettogewinn im zweiten Quartal um 64 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Mehr als 16 Millionen Kunden nutzen das Bonusprogramm.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 105,00 Euro
Stoppkurs: 67,00 Euro