Reichlich Nachrichten zum Umbau und der künftigen Struktur von Gesundheitskonzern Fresenius und seiner Dialyse-Tochter FMC sorgen am Mittwoch an der Börse für gegenläufige Entwicklungen. Während FMC mit einem Kursplus von mehr als 12 Prozent an der DAX-Spitze steht, sackt die Mutter-Aktie kräftig ab. Hintergünde und Analystenstimmen.

Die kriselnde Dialyse-Tochter FMC hat dem Gesundheits- und Klinikkonzern Fresenius schwache Geschäftszahlen beschert. Obwohl der Umsatz um neun Prozent stieg, sank das bereinigte operative Ergebnis um sechs Prozent (BÖRSE ONLINE berichtete). Bei FMC knickte der Gewinn 2022 um zehn Prozent ein.

Der Dialyse-Tochter machen ein Mangel an Pflegekräften in den USA, Lieferketten-Probleme sowie steigende Löhne und Materialkosten zu schaffen. Zudem starben viele Dialyse-Patienten an Corona. Für Fresenius wurde FMC zunehmend zum Bremsklotz.

Konzern-Umbaupläne sorgen für gegenläufige Kursentwicklungen

Wegen der aktuellen Organisation der beiden Unternehmen als Kommanditgesellschaften auf Aktien fließen die Ergebnisse von FMC aber komplett in die Fresenius-Bilanz ein. Auf die Schwäche will Fresenius nun reagieren und das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren. Derzeit hält Fresenius rund ein Drittel an der Dialysetochter.

An der Börse reagierten die Anleger gegenläufig: Während FMC-Aktien zeitweise um über 12 Prozent auf 41,65 Euro nach oben schnellten, sackten Fresenius-Papiere am DAX-Ende um viereinhalb Prozent auf 27,54 Euro ab. FMC erreichten den höchsten Stand seit Ende Juli, als sie nach einer herben Gewinnwarnung eingebrochen waren.

Fresenius Medical Care (WKN: 578580)

Analysten sind geteilter Meinung

Mit Blick auf FMC schrieb Analyst Graham Doyle von der Bank UBS, die Prognosen für 2023 seien "nicht so schlecht, wie einige Investoren es erwartet hatten". Die für das Jahr 2025 in Aussicht gestellte Spanne für die Marge impliziere, dass die entsprechenden Marktschätzungen nun um ein Viertel steigen dürften, unterstelle man eine Marge von 12 Prozent. Einige Anleger dürften jedoch zur Vorsicht neigen und eher das untere Ende der Spanne von 10 bis 14 Prozent Marge zur Basis ihrer Annahmen machen, so Doyle. Die Einstufung beließ er auf "Neutral" mit einem Kursziel von 30 Euro.

Analystin Victoria Lambert von der Berenberg Bank wies darauf hin, dass das bereinigte Nettoergebnis von FMC um ein Fünftel über der Konsensschätzung liege. Die Prognosen zur Profitabilität im Jahr 2025 dürften zudem deutlich höhere Marktschätzungen nach sich ziehen. Das laufende Jahr werde für den Dialyse-Anbieter allerdings ein Jahr des Übergangs werden. Sie sagt "FMC kaufen" und prognostiziert ein Kursziel von 46,83 Euro.

JPMorgan ist skeptisch

Analyst David Adlington von JPMorgan monierte hingegen, das weitere Vorgehen mit dem Anteil an FMC nach der Dekonsolidierung sei unklar. Mit Blick auf die Kursgewinne der Aktien gab sich der Experte skeptisch: "Auf diesem Niveau würden wir den Aktien nicht mehr nachjagen". Zwar seien die Papiere vergleichsweise günstig, aber das operative Umfeld bleibe schwierig und die Bilanz angespannt. Er stuft die FMC mit "Underweight" und einem Kursziel von 17,10 Euro ein.

Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Fresenius Medical Care nach Zahlen auf "Equal Weight" mit einem Kursziel von 32 Euro belassen, was ebenfalls deutlich unter der aktuellen Noierung liegt. Die Eckdaten zum vierten Quartal seien nicht so schlecht wie befürchtet, schrieb Analyst Hassan Al-Wakeel in einer aktuellen Studie. Vor allem aus dem Umbau des Konglomerats dürfte ein Mehrwert resultieren. Er bevorzuge dabei weiterhin die Aktien von Fresenius vor denen von FMC.

200-Tage-Linie überwunden

BÖRSE ONLINE sieht mittelfristig weiteres Kurspotenzial für die FMC-Aktie, zumal mit dem aktuellen Kursanstieg auch die gleitende 200-Tage-Durchschnitt überwunden wurde. Bevor die 50-Tage-Linie die 200er von unten schneidet, und damit ein weiteres Kaufsignal generiert, dürften allerdings noch einige Kursschwankungen bevorstehen.

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(Mit Material von dpa-AFX)