Der Sommer steht vor der Tür und damit der lang ersehnte Urlaub. Doch Reisen ist immer noch schwierig. Die Fallzahlen bleiben hoch, die Pandemie ist noch nicht überstanden. Einer Branche schadet dies aber nicht: Hersteller von Reisemobilen haben Hochkonjunktur. Denn gibt es wieder Lockerungen, sind Camping- oder sogenannte Pop-up-Plätze die ersten, auf denen übernachtet werden darf. Anstatt auf überfüllten Plätzen wird bei den Pop-ups gegen einen Obolus das Reisemobil in privaten Gärten, auf Höfen oder Grundstücken abgestellt. Selbst Urlauber, die bislang keinen Gedanken an diese Art zu reisen verschwendet haben, kommen ins Grübeln.

Ein Profiteur ist Knaus Tabbert. Seit September 2020 notieren die Bayern an der Börse. Der Start war holprig, obwohl die Branche damals schon angesagt war. Am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne bei 58 Euro wurden die Anteilscheine ausgegeben, die Anzahl der zu platzierenden Aktien davor noch reduziert. Vielleicht waren Investoren skeptisch, weil der Hersteller 2008 in die Insolvenz schlitterte. Seitdem hat sich aber viel getan, die anfänglichen Befürchtungen sind verflogen. Seit dem Börsengang entwickelte sich der Aktienkurs stark: Um rund 25 Prozent legte er seither zu.

Nachdem im April Corona-bedingt die Produktion stillstand, lief es in der zweiten Jahreshälfte rund: Knaus Tabbert setzte mit 24 350 Fahrzeugen zwar etwas weniger ab als 2019, der Umsatz kletterte jedoch um knapp zwei Prozent auf 795 Millionen Euro. Mit den Marken Knaus, Tabbert, Weinsberg, T@B und Morelo deckt der Konzern die wichtigsten Bereiche ab: Reisemobile, Caravans und Anhänger. Mit Rent and Travel kam vor vier Jahren ein Portal für die Vermietung dazu. Vor allem das Luxussegment lief gut.

In diesem Jahr will das Unternehmen zwischen 20 und 22 Prozent zulegen. Und auch in den Folgejahren will es wachsen: "Mittelfristig wollen wir durchschnittlich zwischen zehn und zwölf Prozent pro Jahr zulegen und eine Ebitda-Marge von mindestens zehn Prozent erzielen", sagt Finanzchef Marc Hundsdorf. Aktuell liegt die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 8,5 Prozent.

Dass diese Schätzungen nicht von ungefähr kommen, zeigen auch die Prognosen des Caravaning Industrie Verbands. Er rechnet in Deutschland bis zum Jahr 2025 mit einer Verdopplung der Neuzulassungen auf 200 000 Modelle pro Jahr. Um die Nachfrage im für das Unternehmen wichtigsten deutschen Markt zu bedienen, will Knaus Tabbert vor allem in Ungarn seine Produktion erhöhen und insgesamt 50 Millionen Euro für zusätzliche Kapazitäten investieren.

Der Titel ist zwar schon gut gelaufen, sein Potenzial ist aber noch nicht ausgeschöpft. Denn gehen die Pläne des Unternehmens auf und bestätigen sich die Prognosen des Verbands, ist noch einige Luft nach oben.