Erste LKWs des berüchtigten Startups Nikola rollen durch Deutschland. Doch es gibt eine große Überraschung: Denn sie fahren nicht mit Wasserstoff. Was das für die Nikola-Aktie bedeutet. Von Carl Batisweiler

Der US-Nutzfahrzeughersteller Nikola, der mit wasserstoffgetriebenen Lastwagen ähnlich wie Tesla bei Elektroautos die Branche revolutionieren will, erlebte schon kurz nach der Börsennotierung 2020 ein Desaster: Weil in einem Werbefilm ein Nikola-Brummi statt mit eigener Motorkraft nur ohne Antrieb einen Berg hinabrollte, warfen Investoren dem Unternehmen Betrug vor, der Aktienkurs stürzte ab, Nikola-Gründer Trevor Milton musste seinen Hut nehmen. Jetzt fahren drei emissionsfreie Nikola-Lkw im Hafen Hamburg – und tatsächlich mit eigenem Antrieb. 

Überraschung bei Nikola

Allerdings stammt der Strom für die drei elektrischen Testfahrzeuge nicht aus einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle, sondern noch aus einem Batteriepaket. Und die Brummis stammen auch nicht aus den USA, sondern wurden beim Nikola-Partner Iveco in seinem Iveco-Magirus-Werk im schwäbischen Ulm gebaut und zu großen Teilen auch entwickelt. Der italienische Hersteller hat für den Nikola Tre in Ulm eine eigene Produktionslinie errichtet und bereits etliche Prototypen für Tests am Nikola-Stammsitz in Phoenix, Arizona, geliefert. 

Nikola, Hamburger Hafen
Nikola

Dreimonatiger Tesbetrieb der Nikola Tre BEV startet

„Starke Partner wie der Hamburger Hafen sind ein weiterer Beweis dafür, dass der Nikola Tre BEV der richtige Lkw für Unternehmen ist, die mehr tun wollen, als nur über den Klimawandel zu reden", sagt Michael Lohscheller, Präsident der Nikola Corporation und bis 2021 Chef von Opel. „Diese Demofahrzeuge sind der Beleg, dass Unternehmen durch den Einsatz emissionsfreier Fahrzeuge in ihren Flotten wirklich etwas für unseren Planeten tun können."

Mit den drei Nikola Tre BEV startet ein dreimonatiger Testbetrieb der Fahrzeuge samt unterschiedlicher Lademöglichkeiten. In der zweiten Phase der Projektpartnerschaft von Nikola und dem Hafen Hamburg erfolgen im Jahr 2023 die vollständige Integration der BEV-Fahrzeuge in den Hafenbetrieb sowie die Installation der Ladeinfrastruktur und die damit verbundenen Servicedienstleistungen unter Einbeziehung der wichtigsten Lieferanten.

Nikola-Aktienkurs reagiert

Angetrieben wird der Nikola Tre BEV mit einer von der Iveco-Tochter FPT Industrial entwickelten und produzierten eAchse. Zwei an der Antriebsachse angeflanschte Elektromotoren bringen 480 kW beziehungsweise 653 PS kontinuierliche Leistung auf die Straße. In den USA bietet Nikola Speditionen den elektrischen Tre inzwischen als Testpaket für Preise zwischen 150.000 und 180.000 US-Dollar an. Der Nikola-Aktienkurs zog am Donnerstagvormittag um rund sieben Prozent an.