An den langfristig positiven Geschäftsperspektiven deutscher Rüstungsunternehmen gibt es aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten wenig Zweifel. Es gibt aber auch aktuelle Entwicklungen, die deren Kauf rechtfertigen.
In den vergangenen Tagen haben die Aktien von Rheinmetall, Renk und Hensoldt besonders deutlich zugelegt. Ein wichtiger Auslöser war die Ankündigung einer neuen Kooperation zwischen Rheinmetall und dem norwegischen Raumfahrtunternehmen Andoya Space. Ziel der Zusammenarbeit ist es, zivile wie militärische Kapazitäten für Satellitenstarts auszubauen und damit die strategische Autonomie Europas zu stärken, schließlich hat sich mit der Wiederwahl von Donald Trump das Verhältnis zwischen den USA und vielen Nato-Bündnisstaaten stark verschlechtert.
Die Nachricht über die Kooperation wurde an der Börse positiv aufgenommen und führte zu Kursgewinnen innerhalb der gesamten Branche. Zudem sorgen die wachsenden geopolitischen Spannungen und die fortlaufende Diskussion über höhere Verteidigungsausgaben in Europa für ein Umfeld, das den Rüstungswerten eine grundsätzliche Unterstützung verleiht.
Russland und China wollen neue Weltordnung
Der SOZ-Gipfel in Tianjin hat deutlich gezeigt, dass China zusammen mit Russland und anderen autokratischen Staaten aktiv an der Neuausrichtung des globalen Machtgefüges arbeitet. Durch die Betonung einer multipolaren Weltordnung, das sichtbare Bündnis mit autoritären Staaten wie Nordkorea, sowie der Aufbau alternativer wirtschaftlicher Strukturen signalisiert die SOZ eine Herausforderung für das westlich dominierte Wirtschafts- und Finanzsystem. Für Europa bedeutet dies eine doppelte Bedrohung: Zum einen verschiebt sich die geopolitische Machtbasis weg von transatlantischen Institutionen – zum anderen entstehen sich verstärkende sicherheits- und wirtschaftspolitische Spannungen, denen sich die EU strategisch stellen muss. Ohne ein starkes Militär im Rücken dürften Verhandlungen mit autokratischen Machthabern relativ schwierig werden bzw. sinnlos sein.
Rheinmetall: Rekordhoch im Visier
Das deutsche Rüstungs-Trio Rheinmetall, Renk und Hensoldt kann für die vergangenen Jahren eine ähnlich starke Performance aufweisen, schließlich haben sich deren Aktien auf Zwölfmonatssicht um 224 Prozent (Rheinmetall), 174 Prozent (Hensoldt) und 149 Prozent (Renk) allesamt mehr als verdoppelt. Die Outperformance von Rheinmetall dürfte u.a. auf deren DAX-Mitgliedschaft zurückzuführen sein. Mit einer Marktkapitalisierung von über 77 Mrd. übertrifft das Unternehmen nämlich die Vergleichswerte der beiden anderen Rüstungswerte um ein Vielfaches und gilt daher vor allem unter internationalen Investoren als erste Wahl.
Auch bei den Charts des Rüstungs-Trios gibt es einige Parallelen zu beobachten. Alle drei weisen nämlich – neben einer starken Performance – auch eine relativ hohe Kursschwankungsintensität auf. Mit Blick auf den max. Drawdown kann man der Rheinmetall allerdings das geringste Risiko attestieren. Diese Risikokennzahl gibt den größten prozentualen Kursverlust der Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraum an. Er verdeutlicht damit, wie stark ein Investment in einer Abwärtsphase maximal gefallen ist, bevor eine Erholung einsetzt. Bei Rheinmetall ergibt sich ein Wert von 21 Prozent, während bei Renk (34 Prozent) und Hensoldt (31 Prozent) in den vergangenen 12 Monaten deutlich stärkere technische Korrekturen registriert wurden. Weniger mutige Anleger sollten daher den Branchenprimus Rheinmetall favorisieren.
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