Die Immobilienbranche steht massiv unter Druck. Jetzt hat TAG Immobilien die Dividende für 2022 gestrichen und damit Investoren schockiert. Werden andere Konzerne folgen? Von Wolfgang Ehrensberger

Die Aktie des Immobilienkonzerns TAG Immobilien brach nach der Dividendenstreichung am Dienstag um mehr als zehn Prozent ein. Das Unternehmen begründete den Schritt damit, die Rücklagen stärken zu wollen. „Entsetzlich! Ein Unternehmen könnte kein negativeres Signal senden", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters die Analysten von Alpha Wertpapierhandel. Die Berenberg Bank reduzierte das Kurzsziel für die Tag-Aktie von 17,50 Euro auf 11,50. Das Papier hat binnen eines Jahres drei Viertel seines Wertes verloren.

Andere Analysten zeigten Verständnis für die Dividendenstreichung, äußerten sich aber skeptisch über die Geschäftsentwicklung. Der Markt sei extrem herausfordernd, hieß es bei Barclays.

Streichen weitere Immobilien-Aktien ihre Dividende?

TAG-Finanzvorstand Martin Thiel sagte, die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, „da die TAG seit Jahren signifikante und kontinuierlich steigende Dividenden gezahlt hat." Aber die Inflationsentwicklung sowie stark gestiegene Zinsen sorgten für Unsicherheit. Zudem gehe der Immobilienkonzern für 2023 von einem Rückgang des für die Branche entscheidenden operativen Ergebnisses (FFO I) um neun Prozent auf 170 bis 174 Millionen Euro aus.

Bereits Anfang November hatte der Wohnkonzern LEG ein Fragezeichen hinter die Dividende gesetzt und die Investitionen deutlich gekürzt. „Auch an uns gehen Ukraine- und Energiekrise, Zinsanstieg und gestiegene Baukosten nicht spurlos vorbei, worauf wir mit einer Anpassung unserer Geschäftsstrategie und hoher Kostendisziplin reagieren", sagte LEG-Chef Lars von Lackum. Die LEG Immobilien werde vom Expansionskurs der Vergangenheit abrücken und keine neuen Wohnungspakete mehr erwerben, bekräftigte er. Neubauprojekte will die LEG zudem nicht mehr erstellen.

In der Branche wird nun damit gerechnet, dass neben TAG Immobilien auch andere Immobilienkonzerne wie LEG oder Vonovia den Sparkurs verschärfen und die Ausschüttungen an Aktionäre streichen könnten.