Indische Adani-Gruppe verliert nach Shortseller-Attacke über 100 Milliarden Dollar Börsenwert. Sorge vor Finanz-Tsunami wächst. Und jetzt könnten auch Deutsche Bank und Siemens mit in den Adani-Strudel gerissen werden.

Der Absturz der indischen Adani-Unternehmensgruppe zieht immer weitere Kreise. Massive Betrugsvorwürfe der aktivistischen US-Investmentgruppe Hindenburg Research hatten in der vergangenen Woche einen beispiellosen Kurssturz in der Firmengruppe des indischen Milliardärs Gautam Adani ausgelöst, des bis dahin drittreichsten Menschen der Welt. Zu dem Konglomerat gehören unter anderem Kohleförderer, Baukonzerne und Hafenbetreiber. Mit einem Vermögen von umgerechnet 119 Milliarden Euro war Adani bis zum Börsensturz drittreichster Mensch der Welt. Nach dem Absturz war er mit 87 Milliarden zunächst auf Platz sieben abgerutscht.

Hindenburg Research warf der Gruppe umfangreiche Bilanzfälschung, Aktienmanipulation und missbräuchliche Nutzung von Steuerparadiesen wie Mauritius vor. Der US-Aktivist warnte insbesondere vor Gefahr für Gläubiger durch die immense Verschuldung der Gruppe. Daraufhin brach der Aktienkurs von Adani und weiteren Tochterunternehmen um bislang über 100 Milliarden Dollar ein. 

"Sorge vor Ansteckungsgefahr nimmt zu"

Inzwischen wächst die Sorge, dass sich die Turbulenzen wie ein Tsunami auf andere Unternehmen, Kreditgeber und das indische Finanzsystem ausweiten könnten. „Die Sorge vor einer Ansteckungsgefahr nimmt zu“, zitierte das „Handelsblatt“ Charu Chanana, eine Analystin des Wertpapierhändlers Saxo. In den Vordergrund rücken dabei auch immer stärker die Geldgeber der Adani-Gruppe, darunter neben indischen Banken und Versicherern auch der französische Energiekonzern Total, die Deutsche Bank und die Siemens Bank, wie das „Handelsblatt“ am Montag berichtete.

Adani hatte die Vorwürfe vehement zurückgewiesen, eine unabhängige Untersuchung durch externe Prüfer angekündigt und rechtliche Schritte in Erwägung gezogen. Dennoch wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Schockwellen in die indische Wirtschaft und darüber hinaus. Laut Ratingagentur Fitch soll sich die Verschuldung der Gruppe in den vergangenen vier Jahren auf mehr als 30 Milliarden Dollar verdoppelt haben.

Deutsche Bank finanzierte Solar- und Windkraftwerke

Total Energies bezifferte sein Adani-Engagement am Wochenende auf 3,1 Milliarden Dollar. Westliche Banken hielten sich laut dem „Handelsblatt“-Bericht bislang zu ihren Engagements bedeckt. Zu den europäischen Bankpartnern gehörten Deutsche Bank, Barclays, Standard Chartered, ING, Siemens Bank, UBS und Credit Suisse. Die Deutsche Bank hatte sich 2021 zusammen mit weiteren Instituten an einer 1,35-Milliarden-Dollar-Finanzierung vonSolar- und Windkraftwerken von Adani Green Energy beteiligt. Das „Handelsblatt“ zitiert Finanzkreise, wonach die Risiken der jeweiligen Engagements der westlichen Geldgeber zwar als gering eingestuft würden. Allerdings senkten Ratingagenturen wie S&P bereits die Kreditwürdigkeit von Adani-Unternehmen. In der Finanzbranche wachsen die Zweifel über die Zahlungsfähigkeit Adanis. Die indische Notenbank RBI äußerte „Besorgnis über die Engagements indischer Banken bei einem Unternehmenskonglomerat“, ohne Namen zu nennen.

Analysten warnten zudem davor, dass durch die Schieflage eine Vertrauenskrise bei indischen Aktien ausgelöst werden könne. Auch die Verflechtungen der Gruppe werden als potenzielles Systemrisiko gesehen. Dass das Vertrauen in Investoren bereits beschädigt sei, zeige die Absage einer Aktienplatzierung der Adani-Gruppe im Volumen von 2,5 Milliarden Dollar in der vergangenen Woche.

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