Der Medienunternehmer Barry Diller schrieb mit Paramount und Fox Programmgeschichte und schaffte es vom Botenjungen zum Boss. Heute setzt er auf Online-Gaming und Sportwetten.
Die Olympischen Sommerspiele in Paris im Jahr 2024 boten neben sportlichen Höhepunkten sowie den faszinierenden Eröffnungs- und Abschlussfeiern eine auffällig hohe Prominentendichte auf den Zuschauertribünen: Stars aus Film, Fernsehen und Musik saßen neben VIPs des Adels und der Medien, dazwischen bekannte Kultur- und Wirtschaftsgrößen.
Es überrascht daher nicht, dass sich im Juli 2024 auch Barry Diller während des Sportfestivals in der Stadt des Lichts aufhielt. Der Amerikaner ist Geschäftsmann und die Branche, die ihn groß gemacht hat, ist die Unterhaltungsindustrie. So mancher Star verdankt seine Bekanntheit Dillers Wirken. Der amerikanische Medienmanager und Unternehmer hat wie kaum ein anderer das Entertainment-Business seines Landes geprägt. Er arbeitete beim Fernsehsender ABC, war Vorsitzender von Paramount Pictures und leitete Fox Inc. Er entwickelte den Shoppingsender QVC, investierte in Dating-Plattformen und Reiseportale.
Aber der Reihe nach: Barry Diller wird 1942 in San Francisco geboren, zieht aber noch im Kindesalter mit der Familie nach Los Angeles. Schon früh interessiert er sich fürs Kino und die Popkultur. Er beginnt ein Studium an der UCLA, das er nach kurzer Zeit abbricht. Es ist zu weit weg von dem, was ihn eigentlich interessiert, und das ist: Hollywood. Barry sucht sich einen Job und fängt bei der legendären Agentur William Morris als Botenjunge an. Er beobachtet, stellt Fragen oder hört einfach nur zu. Wann immer es seine Zeit erlaubt, studiert Barry im Archiv die Verträge der Künstler, liest Drehbücher und analysiert, warum bestimmte Projekte gemacht und andere verworfen werden. Er lernt dabei, wie Produktionen organisiert, Entscheidungen getroffen und Geschäfte abgewickelt werden. Kurz gesagt: Er beginnt zu verstehen, wie die Branche tickt. Schon damals knüpft er Kontakte zu Schauspielagenten und Entscheidungsträgern in den Film- und Fernsehstudios. Es ist das, was man gemeinhin als „learning by doing“ bezeichnet und was die Basis seiner späteren Karriere werden soll.
Diller etabliert den Spielfilm
Es dauert auch nicht lange und Diller bekommt eine Stelle in der Programmplanung des Fernsehsenders ABC. Der junge Mitarbeiter Diller hat die Idee für ein neues Format. Er nennt es: „Film der Woche“, ein eigens nur fürs Fernsehen produzierter Film, der wöchentlich zur besten Sendezeit ein breites Publikum vor dem Fernseher versammeln soll. Anfang der 70er-Jahre ist das etwas ganz Neues und für ABC ein Alleinstellungsmerkmal — und nicht ohne Risiko, denn dafür wird eine eigene Entwicklungs- und Produktionsabteilung benötigt. Eine Aufgabe, die Diller mit Freude übernimmt. Der Bedarf an Geschichten, Darstellern und Filmemachern ist gewaltig und so bekommen viele junge Talente durch das Format erstmals die Chance, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Allen voran Steven Spielberg, dessen Erstlingswerk „Duell“ aus dem Jahr 1971 dazu führt, dass die großen Hollywoodstudios auf ihn aufmerksam werden. Farrah Fawcett, die später als einer der „Drei Engel für Charlie“ zum Star wird, und Schauspieler wie Jacqueline Bisset, Nick Nolte oder Lloyd Bridges beginnen ihre Karrieren in den Filmen der Woche auf ABC. Nicht zuletzt ist es Barry Diller, der den heute klassischen 90-Minuten-Spielfilm im Fernsehen etabliert.
Sein Erfolg bleibt in der Branche nicht unbemerkt. Er wird von Paramount Pictures abgeworben und 1974 zum Geschäftsführer. Das Unternehmen produziert sowohl fürs Kino als auch fürs Fernsehen, und das in ganz unterschiedlicher Art und Weise. Der TV-Bereich hat seinen Sitz an der Ostküste in New York, wo man noch im Dunst der 50er-Jahre lebt und arbeitet: nach außen konservativ, nach innen zügellos. So in etwa beschreibt es Barry Diller in seinen Memoiren, die im Frühjahr 2025 erschienen sind. Er vergleicht es mit den ersten Staffeln von „Mad Men“: die Familie und das Eigenheim im schicken Vorort, die Geliebte in der Stadt und zum Mittag Martinis. Das TV-Programm besteht aus Serien wie „Happy Days“, „Detektiv Rockford – Anruf genügt“ und „M.A.S.H.“.
Wenn man bereit ist, die Zweckmäßigkeit über Bord zu werfen und über genügend Ressourcen verfügt, gibt es immer einen Weg.“
Anspruchsvoll und unbequem
An der Westküste hingegen hat die Ära des „New Hollywood“ begonnen. Eine Generation junger Filmemacher bricht mit der traditionellen Erzählweise und bringt gesellschaftskritische Stoffe auf die Leinwand. Paramount Pictures ist eines der zentralen Studios, das den amerikanischen Autorenfilm fördert. Diller erkennt das Potenzial von Stoffen wie „Chinatown“, „Serpico“, „Der Dialog“ und „Die Unbestechlichen“. Er unterstützt Regisseure wie Roman Polanski, Sidney Lumet, Francis Ford Coppola und Alan J. Pakula dabei, ihre Geschichten zu erzählen. Barry Diller geht das Risiko ein, anspruchsvolle und häufig unbequeme Themen auf die Leinwand zu bringen, und trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Filmbranche weiterentwickelt und vielfältiger wird. Das kommt Filmschaffenden und Zuschauern gleichermaßen zugute. Für Paramount treibt Diller die Filmproduktionen von „Saturday Night Fever“, „Grease“ und „Jäger des verlorenen Schatzes“ voran und mit „Cheers“ bringt er ab den frühen 80ern eine der langlebigsten Sitcoms ins Fernsehen.
Mitte der 80er-Jahre wirbt Rupert Murdoch um Barry Diller. Der Australier hat gerade Fox Inc. gekauft, das in erster Linie aus dem Filmstudio 20th Century Fox sowie einer Handvoll lokaler TV-Stationen besteht. Murdoch möchte ein eigenes nationales Fernsehnetzwerk in den USA aufbauen und damit den Sendern ABC, CBS und NBC Konkurrenz machen. Die Umsetzung soll Diller übernehmen, wofür eigens die Fox Broadcasting Company gegründet wird. Während sich Murdoch um Lizenzen und Finanzierung kümmert, ist Diller für Programmstrategie und Netzwerkausbau zuständig. In den acht Jahren, die Barry Diller das Unternehmen führt, gehen einige der innovativsten Formate auf Sendung: Serien wie „Eine schrecklich nette Familie“, „21 Jump Street“ und „Beverly Hills 90210“ oder die bis heute erfolgreichste Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Anfangs ins Spätprogramm verbannt, zieht Diller Homer & Co in den frühen Abend — der Rest ist Geschichte.
Next Stop: Teleshopping
Dillers Geschichte bei Fox endet 1992, weil sich Rupert Murdoch weigert, ihn am neuen Unternehmen zu beteiligen. Diller bleibt dem Mediengeschäft treu, konzentriert sich jedoch künftig auf Beteiligungen. Auf die Idee, in einen Teleshopping-Sender zu investieren, bringt ihn seine Frau, die Modedesignerin Diane von Fürstenberg. Sie ist Erfinderin des weltberühmten Wickelkleids und überlegt zu diesem Zeitpunkt, ihre Modelle auf dem jungen Verkaufssender QVC anzubieten.
Diller erkennt, dass im Tele- und Onlineshopping großes Potenzial liegt, und investiert neben QVC in das Homeshopping-Netzwerk HSN sowie in zahlreiche weitere TV-Kanäle und digitale Plattformen. Unter dem Dach seines heutigen Medienkonzerns IAC (InterActiveCorp) befinden sich Ticketmaster, Expedia, Hotels.com, Match.com und viele andere mehr. Im August 2020, Diller ist bereits 78 Jahre alt, kauft er für rund 1,4 Milliarden Dollar 16,5 Prozent der Anteile an MGM Resorts. Das Konsortium betreibt Casino-Hotels wie das Bellagio oder Mandalay Bay in Las Vegas, doch Dillers Interesse gilt Bet MGM, der Online-Gaming- und Sportwettenplattform. Er sieht in der Digitalisierung des Glücksspiels einen ähnlichen Umbruch, wie er bereits im Einzelhandel und der Reisebranche erfolgt ist.
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