Die Diskussionen um die US-Zölle auf Ein-Kilogramm-Goldbarren haben zum Wochenauftakt spürbar nachgelassen und den Spread zwischen Futures- und Spot-Preis dahinschmelzen lassen. Neue Impulse könnte der Goldpreis den kommenden Handelstagen dennoch erfahren.
Am vergangenen Freitag markierte der Dezember-Kontrakt auf den Gold-Futures mit 3.534,20 Dollar ein neues Rekordhoch und reagierte damit auf Medienberichte, wonach die US-Regierung erwägt, länderspezifische Importzölle auf gängige Goldbarren zu erheben. Grundlage war eine Mitteilung der US-Zollbehörde, die eine entsprechende Einstufung nahelegte. Das Weiße Haus kündigte daraufhin eine Durchführungsverordnung an, um die Zollpolitik für Gold zu präzisieren. Besonders betroffen wäre die Schweiz als führendes Zentrum für Goldraffination, deren Ausfuhren bereits mit 39 Prozent US-Importzoll belegt sind.
Einige Raffinerien – darunter auch große Schweizer Produzenten – stoppten angesichts der Unsicherheit vorerst ihre Lieferungen in die USA. Analysten erwarten, dass Zölle Preisunterschiede zwischen den Handelsplätzen vergrößern und die Marktliquidität belasten könnten. Im Zuge dieser Entwicklung musste an den US-Terminmärkten für Futures für eine Unze Gold zeitweise fast 100 Dollar mehr bezahlt werden als am Kassamarkt. Dieser Preisunterschied hat sich mittlerweile auf ungefähr die Hälfte reduziert.
Hochspannung beim Goldpreis
In dieser Woche dürften sich die Akteure an den Goldmärkten für mehrere wichtige Termine besonders stark interessieren. So könnten z.B. die zur Veröffentlichung anstehenden US-Inflationsdaten für den Monat Juli (Dienstag) Aufschluss darüber geben, ob sich der Preisauftrieb in den USA weiter abschwächt oder erneut an Dynamik gewinnt. Laut von Trading Economics veröffentlichten Umfragen unter Analysten sollen sich die Konsumentenpreise von 2,7 auf 2,8 Prozent p.a. und die Kernrate von 2,9 auf 3,0 Prozent beschleunigen.
Diese Zahlen gelten als wichtiger Indikator für die künftige Zinspolitik der US-Notenbank. Sollten sie höher als erwartet ausfallen, dürfte dies die Hoffnung auf sinkende Leitzinsen trüben. Mittlerweile zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 88 Prozent an, dass am 17. September eine Zinssenkung um 25 Basispunkte erfolgen wird. Je niedriger die Zinsen, desto leichter fällt es Goldbesitzern, darauf zu verzichten (Opportunitätskosten).
Außerdem werden in den nächsten Tagen diverse US-Notenbanker in öffentlichen Auftritten ihre Einschätzungen zur Wirtschaftslage und zur Geldpolitik abgeben. Solche Kommentare können die Markterwartungen in Bezug auf Zinsschritte oder Zinspausen entscheidend beeinflussen. Angesichts der sensiblen Wechselwirkung zwischen Zinsentwicklung, Inflationserwartungen und der Attraktivität von Gold als Anlageform blicken Investoren in dieser Woche daher mit besonderer Spannung auf diese Termine.
Marktrauschen von Gold ignorieren?
Am positiven Mindset für Gold dürfte sich auf lange Sicht dennoch wenig ändern, wenngleich moderate technische Korrekturen nicht auszuschließen sind. Trumps Angriffe auf den globalen Welthandel und die US-Notenbank Fed dürften aller Voraussicht nach weiterhin das Ansehen des Dollars belasten und die Attraktivität von Gold tendenziell fördern. Als wichtigste Argumente dürften für die Käufer von Gold weiterhin das nicht vorhandene Kontrahentenrisiko und seine Seltenheit fungieren. Selbst Donald Trump kann (zum Glück) nicht „auf Knopfdruck“ unbegrenzte Mengen an Gold produzieren.
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