Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde – auch an der Börse. Spätestens seit Software-Riese Microsoft sich mit Milliarden an dem Chatbot ChatGPT von OpenAI beteiligte, ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Zahlreiche KI-Aktien boomen. Welche Aktien und ETFs noch vom Hype profitieren könnten.

Microsoft hat bereits 2019 in das KI-Startup OpenAI investiert. Mit der weiteren Investition vor wenigen Wochen könnte Microsoft eine Beteiligung von insgesamt 49 Prozent erreichen. Wie das Medien-Start-up Semafor berichtete, würde OpenAI durch die Investition mit etwa 29 Milliarden Dollar bewertet.

Microsofts Frontalangriff mit einer Version des KI-Chatbots, der in seine Suchmaschine 'Bing' integriert wird, dürfte dem Google-Mutterkonzern Alphabet ernsthafte Sorgen bereiten. Denn 'ChatGPT' könnte das Suchmaschinen-Geschäft revolutionieren, da er weit präzisere und kompaktere Antworten liefert. Alphabet-Tochter Google hingegen bietet den Suchern derzeit noch 'nur' eine Masse an Websites, viele davon gesponsert.

Google bereitet nun eilig seine Konkurrenz-Software 'Bard' für die öffentliche Nutzung vor. Google-Nutzer sollen schon "sehr bald" mit solchen Sprach-Systemen unter anderem als Ergänzung zur Websuche interagieren können, sagte Konzernchef Sundar Pichai Anfang Februar (BÖRSE ONLINE berichtete).

Microsoft (WKN: 870747)

Die Analysten von Morgan Stanley sehen generative Sprachmodelle, wie sie von ChatGPT bereitgestellt werden, jedoch nicht als das 'nächste große Ding'. "In den letzten Jahren haben wir eine Reihe von Anlagetrends erlebt: Von Meme-Aktien über Cannabis bis hin zu Web 3.0", hieß es seitens Morgan Stanley. Doch schon nach wenigen Wochen haben sich die Themen wieder abgekühlt und das Kapital floss zum nächsten Thema.

Merkmale eines Hypes

Generative KI, die jetzt durch ChatGPT populär gemacht wird, zeige alle Merkmale eines Hypes: Social-Media-Posts drehen sich darum, die Risikofinanzierung in Form von Venture Capital steigt massiv und Medien springen auf den ChatGPT-Zug auf.

Dennoch deute etwas darauf hin, dass der KI-Hype eine ernsthafte Überlegung wert sei, meinte das Analysten-Team. Morgan Stanley stellt fest, dass die Technologie "die schnellste Plattform für eine Million Nutzer und die schnellste für 100 Millionen Website-Aufrufe ist. Wenn wir daher die Technologie-Diffusion mit realem Marktwirkungspotenzial betrachten, ist generative KI ein ernsthafter Anwärter."

Tatsächlich ist die Marktkapitalisierung von Alphabet um mehr als 100 Milliarden US-Dollar gefallen, nachdem Googles Bard eine Frage zum Solarsystem falsch beantwortet hatte. In Bezug auf Microsofts eigenen AI-Chat-Start, sagen Wall Street-Analysten, dass das Unternehmen noch viel Arbeit vor sich hat. Die Genauigkeit der KI-Software sei eine Achillesferse.

Chinesische KI-Werte schwanken kräftig

Auch China-Aktien von Baidu legten zeitweise kräftig zu, nachdem die chinesische Suchmaschine angekündigt hatte, im März interne Tests eines ChatGPT-Projekts namens 'Ernie Bot' abzuschließen. Nachdem eine chinesische staatliche Zeitung vor Hype und Risiken von ChatGPT-bezogenen Aktien gewarnt hatte, rauschten viele KI-involvierten Aktien in Hongkong wieder in die Tiefe.

Die Aktien von Alibaba sind in der vergangenen Woche hingegen gestiegen, nachdem ein Bericht in der Securities Times meldetet, dass der chinesische Konzern einen eigenen Dienst für Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, der dem von OpenAI entwickelten ChatGPT ähnelt. Das KI-Produkt befinde sich derzeit in der Testphase, hieß es in dem Bericht.

Privatanleger lieben kleine KI-Werte

Ähnlich läuft es derzeit für einige Unternehmen aus der zweiten oder dritten Reihe. Laut Vanda Research verzeichnet das Drei-Milliarden-Dollar-KI-Software-Unternehmen C3.ai aktuell rekordverdächtige Privatanleger-Zuflüsse. Die Aktie hat sich im bisherigen Jahresverlauf bereits mehr als verdoppelt.

"Small-Cap-Unternehmen haben KI als einen viel größeren Teil ihres Geschäfts als die größeren", sagte Matthew Tuttle, Chief Executive Officer von Tuttle Capital Management, in der vergangenen Woche gegenüber Reuters.  Tuttle habe C3.ai-Aktien zunächst geshortet, wolle nun aber auf die Long-Seite wechseln, weil "dort die Action ist".

"Wenn Sie in KI investieren, sollten Sie die Tatsache berücksichtigen, dass die kleineren Unternehmen mit Goliath konkurrieren, und Goliath hat die Größe, Effizienz und das Kapital, um den Raum zu besitzen", sagte zudem eToro-Analystin Callie Cox.

Drei ETFs mit KI- bzw. AI-Inhalten

Anleger sind eher auf der sicheren Seite, wenn man das KI-Risiko auf mehrere Schultern verteilt. Das folgende Schaubild zeigt die Performance seit Jahresbeginn für drei bekannte börsengehandelte KI- und Robotik-Fonds gegenüber dem S&P 500 Index und dem Invesco QQQ Trust, der den Nasdaq-100 nachbildet.

Factset/ MarketWatch
Drei KI-ETFs im Vergleich zu S&P-500 und Nasdaq-100 seit 2.1.23

Für die Megatrends KI und E-Mobilität werden auch leistungsfähige Chips benötigt. Die Nachfrage nach den Halbleitern dürfte in den nächsten Jahren daher stark ansteigen. Davon sollten auch die Aktien aus dem BÖRSE ONLINE Chip Power Index profitieren, in dem gleich 15 Chip-Werte zusammengefasst sind. Mit dem Indexzertifikat WKN DA0ABM können Anleger nahezu 1:1 an der Entwicklung des Index teilhaben.

Weitere Informationen zum Chip Power Index finden Sie hier.

(Mit Material von Reuters)