Der von OpenAI-Software trainierte Sprach-Roboter ChatGPT ist derzeit in aller Munde. Software-Gigant Microsoft sicherte sich kürzlich eine große Beteiligung an dem Entwickler-Startup. Wohl auch aus Angst, seine Dominanz im Suchmaschinen-Bereich zu verlieren, beeilt sich Konkurrent Google nun, sein KI-basiertes Sprachmodell Lamda AI zu veröffentlichen. 

Der Chatbot des KI-Startups OpenAI wurde erst Ende November 2022 der breiten Masse vorgestellt und sorgt für mächtig Medien-Wirbel. ChatGPT verfügt über Fähigkeiten im Bereich künstliche Intelligenz, die viele Menschen zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht für möglich gehalten haben.

Lambda AI soll zuverlässig funktionieren

Das sorgt bei Google für Aufregung. Die Alphabet-Tochtergesellschaft bereitet nach jahrelangem Zögern nun unter dem Namen 'Bard' seine Konkurrenz-Software Lambda AI zum aktuell populären Text-Automaten ChatGPT für die öffentliche Nutzung vor. Google-Nutzer sollen "sehr bald" mit solchen Sprach-Systemen unter anderem als Ergänzung zur Websuche interagieren können, sagte Konzernchef Sundar Pichai am Donnerstag-Abend.

Der Internet-Riese entwickelt schon lange Software auf Basis künstlicher Intelligenz (KI), die sich mit Menschen unterhalten und Fragen beantworten kann. Bereits im Frühjahr 2018 demonstrierte Google ein Programm, das etwa Restaurants anrief, um eine Reservierung zu machen – und dabei nicht als Computer erkannt wurde. Umgehend wurde Kritik laut, dass solche Technologie missbraucht werden könne.

Seit die Entwicklerfirma OpenAI ihre Software ChatGPT öffentlich gemacht hat, die sekundenschnell Texte formulieren kann, die auch von einem Menschen geschrieben worden sein könnten, sorgt die Technologie für Aufsehen. ChatGPT gibt allerdings zum Teil falsche Antworten, was für Nutzer aber nicht erkennbar ist. Google werde bei der Veröffentlichung seiner Sprach-Software ambitioniert, aber verantwortungsvoll vorgehen, versicherte Pichai.

Microsoft will Suchmaschine Bing mit ChatGPT verknüpfen

Der Internet-Konzern Alphabet gerät strategisch unter Druck. Denn Erzrivale Microsoft investierte Milliarden in OpenAI (BÖRSE ONLINE berichtete) und wird Software des Start-ups in seine Cloud-Plattform integrieren. Medienberichten zufolge soll auch Microsofts Suchmaschine Bing damit verknüpft werden. Microsoft liegt im Geschäft mit der Web-Suche trotz jahrelanger Bemühungen weit hinter Google zurück.

Im vergangenen Quartal bekam Google die Flaute im Online-Werbemarkt zu spüren. Das Anzeigengeschäft rund um die Suchmaschine und die Video-Plattform YouTube sank im Jahresvergleich um rund 3,6 Prozent auf 59 Milliarden Dollar. Zuwächse bei Cloud-Diensten und erfolgreiche Wechselkurs-Geschäfte halfen jedoch, die Lücke zu schließen.

Magere Alphabet-Zahlen

Der Mutterkonzern Alphabet konnte dadurch lediglich ein einprozentiges Umsatzplus auf gut 76 Milliarden Dollar vorweisen. Analysten hatten allerdings mit rund 500 Millionen Dollar mehr gerechnet. Die Alphabet-Aktie verlor im nachbörslichen Handel am Donnerstag knapp fünf Prozent. Am Freitag beträgt das Minus vorbörslich noch gut drei Prozent auf 104,36 Dollar. Unterm Strich fiel der Konzern-Gewinn im Jahresvergleich um gut ein Drittel auf 13,6 Milliarden Dollar.

Investoren stellen zum Teil auch die hohen Kosten für potenzielle Zukunftsprojekte wie selbstfahrende Autos der Tochterfirma Waymo, Gesundheitstechnik oder Lieferdrohnen in Frage. Diese Bereiche schrieben im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 1,6 Milliarden Dollar bei 226 Millionen Dollar Umsatz.

JPMorgan hebt Kursziel an

Die US-Bank JPMorgan hat am Freitag das Kursziel für die Alphabet-A-Aktie von 115 auf 118 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf "Overweight" belassen. Analyst Douglas Anmuth schrieb in einer Studie von einem "gemischten" Schlussquartal 2022. Das Management verwende viel Energie auf die Entwicklung und Markteinführung von Angeboten rund um die Künstliche Intelligenz. Diese spiele eine Rolle in nahezu allen Produkten des Technologie-Unternehmens.

Noch optimistischer ist die kanadische Bank RBC. Analyst Brad Erickson hat die Einstufung für Alphabet A auf "Outperform" mit einem Kursziel von 130 US-Dollar belassen. Der Umsatz des Tech-Konzerns decke sich mit den Erwartungen, schrieb Erickson. Die beiden Faktoren Künstliche Intelligenz und die Ausgaben hätten die Quartalszahlen belastet. Die Suchmaschine Google schlage sich derweil wacker.

Im Frankfurter Handel verliert die Alphabet-C-Aktie am Freitag-Mittag etwa 2,7 Prozent auf 95,45 Euro.

Alphabet Inc Class C (WKN: A14Y6H)