MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet trotz verheerender Erdbebenschäden in der Türkei für dieses Jahr mit eher mehr Gewinn als bislang. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die 4 Milliarden übertreffen, ist natürlich gestiegen", sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka bei der Vorlage der endgültigen Zahlen zum ersten Quartal am Mittwoch. Denn mit einem Überschuss von 1,3 Milliarden Euro im ersten Jahresviertel hat der Münchner Dax-Konzern schon fast ein Drittel des Jahresziels erreicht. Für eine Anhebung der Prognose ist es aus Sicht Jureckas aber noch zu früh.

An der Börse ging es für die Munich-Re-Aktie nach einem anfänglichen Kursrutsch aufwärts. Am Mittag lag sie zuletzt mit 0,5 Prozent im Plus bei 324,20 Euro und gehörte zu den stärksten Titeln im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat sie damit rund knapp sieben Prozent an Wert gewonnen.

Die Munich Re hatte ihre wichtigsten Gewinnzahlen zum ersten Quartal schon Ende April vorab veröffentlicht und die Erwartungen von Analysten klar übertroffen. Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies schrieb mit Blick auf die detaillierten Zahlen vom Mittwoch von einer beeindruckenden Entwicklung.

Dass sich der Vorstand für 2023 keinen höheren Gewinn zum Ziel setzt, erklärte Finanzchef Jurecka mit einer vorsichtigen Planung. In diesem Jahr müssen große Versicherungsunternehmen ihre Zahlen erstmals nach den neuen Rechnungslegungsvorschriften IFRS 17 und IFRS 9 berechnen. Die Vorjahreszahlen wurden so weit wie möglich angepasst.

Hatte die Munich Re für 2022 nach alter Rechnungslegung noch einen Überschuss von 3,4 Milliarden Euro gemeldet, wäre dieser laut Jurecka nach neuen Regeln mit 5,3 Milliarden Euro deutlich höher ausgefallen. Dies liege allerdings an positiven Sondereffekten, darunter hohen Währungsgewinnen und die Auflösung einer Verlustkomponente im Schaden- und Unfallgeschäft.

Ohne solche Sondereffekte hätte der Gewinn dem Manager zufolge bei 3,9 Milliarden Euro gelegen. Die für 2023 angepeilten rund 4 Milliarden Euro entsprechen ihm zufolge auf vergleichbarer Basis also einer leichten Steigerung.

Tatsächlich verdiente die Munich Re bereits im ersten Quartal weniger als ein Jahr zuvor. Damals hatten hohe Währungsgewinne und geringe Großschäden dem Konzern einen Quartalsgewinn von 1,5 Milliarden Euro beschert. Diesmal führten Währungsverluste und teure Großschäden zu einem Rückgang auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Das verheerende Erdbeben in der Türkei an der Grenze zu Syrien schlug bei der Munich Re mit rund 600 Millionen Euro zu Buche.

Während der Gewinn im gesamten Rückversicherungsgeschäft wegen unerwartet hoher Großschäden um mehr als ein Fünftel auf 1,05 Milliarden Euro einbrach, steigerte die Erstversicherungstochter Ergo ihren Überschuss um gut 40 Prozent auf 219 Millionen Euro. Auch die Kapitalanlagen des Konzerns warfen dank der gestiegenen Zinsen deutlich mehr ab.

Unterdessen konnte die Munich Re ihre Einnahmen deutlich steigern. Der Versicherungsumsatz wuchs im Jahresvergleich um knapp acht Prozent auf 14,3 Milliarden Euro. Diese Kennzahl tritt in der neuen Rechnungslegung an die Stelle der bisher üblichen Prämieneinnahmen. Für das Gesamtjahr peilt das Management weiterhin einen Versicherungsumsatz von etwa 58 Milliarden Euro an.

Rückenwind erwartet der Vorstand weiterhin von höheren Preisen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung: Bei der Vertragserneuerung zum 1. April setzte die Munich Re bei ihren Kunden hier 4,7 Prozent höhere Preise durch und baute ihr Geschäftsvolumen um 11,1 Prozent aus./stw/mne/mis

Quelle: dpa-Afx