Trotz Analystenzweifeln zeigt sich der Luftfahrtsektor 2025 erstaunlich robust: Fraport meldet steigende Passagierzahlen, die IATA sieht globale Airline-Gewinne auf Rekordkurs – und Investoren greifen bei Fluglinien wie Delta und Reiseplattformen wie Airbnb zu. Ist jetzt der perfekte Moment, um in den Reisesektor einzusteigen?

Frankfurt hebt ab

Der Frankfurter Flughafen zeigt sich im Mai 2025 deutlich erholt: Mit 5,6 Millionen Passagieren verzeichnete das wichtigste Luftverkehrsdrehkreuz Deutschlands ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch das Frachtgeschäft zog kräftig an: 178.977 Tonnen bedeuten ein Zuwachs von 4,4 Prozent. Die Zahl der Flugbewegungen stieg um 5,7 Prozent auf 42.255 Starts und Landungen. Das kumulierte Höchststartgewicht legte ebenfalls um 4,4 Prozent auf rund 2,6 Millionen Tonnen zu. Fraport, Betreiber des Flughafens, meldet dazu ein stabiles, wachsendes internationales Geschäft: Die von Fraport aktiv betriebenen Auslandsflughäfen zählten im Mai zusammen 16,8 Millionen Passagiere – ein Anstieg von sechs Prozent.

Terminal 3 als Zukunftsinvestition

Im Frühjahr 2026 wird das neue Terminal 3 in Frankfurt in Betrieb gehen. Auf 12.000 Quadratmetern entstehen dort 64 neue Einzelhandels- und Serviceeinheiten. Das Retailkonzept sieht neben globalen Marken wie Montblanc, Boss oder Victoria's Secret auch lokale Anbieter und handwerkliche Spezialitäten vor. Zwei große Food Courts und ein Marktplatz mit 1000 Sitzplätzen sollen Passagiere länger am Airport halten und so den Non-Aviation-Umsatz steigern. Auch digitale Services, Tax Refund-Angebote und nachhaltige Konzepte sind Teil der Strategie.

Jefferies bleibt skeptisch

Doch trotz der positiven operativen Daten bleibt die US-Investmentbank Jefferies bei ihrer skeptischen Einschätzung der Fraport-Aktie. Analyst Graham Hunt bestätigte das "Underperform"-Rating mit Kursziel 51 Euro. Der Grund: Das Verkehrswachstum im Mai sei schwächer als erwartet ausgefallen. Im April sei der Anstieg noch deutlicher gewesen. Zudem seien die Kapazitäten im Mai schneller gewachsen als die Nachfrage, was auf eine mögliche Überkapazität hindeuten könnte.


Darüber hinaus sieht Jefferies strukturelle Risiken: Fraport trägt eine hohe Verschuldung mit einem EBITDA-Multiplikator von 6,5x. Die jährlichen Fälligkeiten übersteigen eine Milliarde Euro, was in Kombination mit steigenden Bundrenditen die Finanzierungslage belasten könnte. Auch geopolitische Unsicherheiten und eine schwächere Erholung des US-Reiseverkehrs spielen eine Rolle.

Deutsche Bank dreht Silber auf – Upgrade dank Staatspower

Anders als Jefferies zeigt sich die Deutsche Bank optimistischer: Sie hat ihr Kursziel für Fraport von 40 auf 50 Euro angehoben und die Einstufung auf "Hold" erhöht. Trotz gesenkter Gewinnschätzungen für 2025 und 2026 sehen die Analysten Chancen auf eine positive Entwicklung. Vor allem erwarten sie, dass die geplanten deutschen Infrastrukturmaßnahmen langfristig positiv auf den Luftverkehr durchschlagen. Die Marktteilnehmer preisen diese Effekte allerdings zum Teil bereits ein. Trotzdem bleibt die Deutsche Bank dabei: Das Verhältnis von Chancen zu Risiken sei aktuell ausgewogen.

IATA-Ausblick: Globale Branche mit leichtem Aufwind

Parallel dazu hat die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA ihre Prognose für das Jahr 2025 aktualisiert. Demnach wird für die globale Airline-Branche ein Nettogewinn von 36,0 Milliarden US-Dollar erwartet – ein leichter Anstieg gegenüber 32,4 Milliarden im Jahr 2024. Die Gewinnmarge steigt damit von 3,4 auf 3,7 Prozent. Die Gesamterlöse der Branche sollen mit 979 Milliarden Dollar ein neues Allzeithoch erreichen (+1,3 % ggü. 2024), während die Ausgaben mit 913 Milliarden Dollar (+1,0 %) leicht darunter liegen.


Die Zahl der Flugreisenden weltweit soll 2025 auf 4,99 Milliarden steigen – ebenfalls ein Rekord. Die Luftfrachtmenge wird auf 69 Millionen Tonnen geschätzt. Sinkende Kerosinpreise (durchschnittlich 86 USD/Barrel, -13 % gegenüber 2024) entlasten die Airlines spürbar. Dies kompensiert teilweise die schwächere gesamtwirtschaftliche Entwicklung (Welt-BIP-Wachstum: +2,5 %, nach 3,3 % im Vorjahr).

Europa: Starke Nachfrage, wachsende Gewinne

Die IATA erwartet für Europa einen Branchengewinn von 11,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 (nach 9,6 Mrd. 2024). Die Nachfrage im Passagiersegment wird um 6,0 Prozent zunehmen, die Kapazitäten um 5,9 Prozent. Größere Teile der Flotten kehren nach Triebwerksproblemen wieder in den aktiven Betrieb zurück. Besonders Low-Cost-Carrier treiben das Wachstum voran. Auch die offenen Luftverkehrsabkommen mit Nordafrika eröffnen neue Streckenoptionen.

Risiken bleiben

Die IATA weist aber auch auf Risiken hin: Neben geopolitischen Konflikten und handelspolitischen Spannungen (z. B. Zölle) stellen Lieferkettenprobleme ein zentrales Problem dar. Die Auslieferungszahlen neuer Flugzeuge bleiben mit 1.692 Einheiten deutlich unter dem Bedarf. Die Flottenverjüngung stockt, Leasingkosten steigen, viele Maschinen müssen wegen Triebwerksproblemen am Boden bleiben. Über 1.100 Maschinen unter zehn Jahren stehen derzeit still, viele davon mit PW1000G-Antrieb.

US-Airlines: Trotz Gegenwind auf Kurs

Besonders im Fokus stehen derzeit auch die großen US-Fluggesellschaften wie Delta Air Lines und United Airlines. Trotz politischer Unsicherheiten und gedämpftem Konsumklima in den USA planen beide Gesellschaften mit weiterem Wachstum. Die IATA prognostiziert für Nordamerika einen Gewinnanstieg auf 12,7 Milliarden Dollar im Jahr 2025 – das höchste absolute Ergebnis weltweit. Die Netto-Marge steigt auf 4,0 Prozent, das entspricht 11,10 USD Gewinn pro Passagier.


Delta Air Lines und United Airlines stehen dabei exemplarisch für die Ertragskraft des US-Marktes. Auch Investoren wie Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, setzen auf diese zyklischen Gewinner: Laut aktuellen 13F-Filings hält Bridgewater Aktienpositionen im Volumen von rund 105 Millionen USD in Delta Air Lines und 40 Millionen USD in Alaska Airlines. Southwest Airlines ist mit rund 30 Millionen ebenfalls vertreten. Diese Investments deuten auf das Vertrauen in eine fortgesetzte Erholung des globalen Passagierverkehrs – trotz geopolitischer Spannungen und inflationsbedingter Kaufzurückhaltung.

Schweizer Zuversicht: Flughafen Zürich erwartet Rekordjahr

Ein interessanter Kontrapunkt zur Jefferies-Skepsis kommt aus der Schweiz: Der Flughafen Zürichrechnet im laufenden Jahr mit einem neuen Passagierrekord von über 32 Millionen Fluggästen – mehr als vor der Pandemie. Trotz angespannter globaler Lage, so CEO Lukas Brosi, zeige sich die Reiselust der Menschen ungebrochen. Gerade Reisen in die USA blieben gefragt. Auch politisch bedingte Spannungen oder Zollrisiken hätten bislang kaum Einfluss auf die Nachfrage gehabt.

Airbnb und Expedia: Profiteure der Reisewelle?

Neben klassischen Fluggesellschaften könnten auch Touristikplattformen wie Airbnb und Expedia vom globalen Reisedrang profitieren. Steigende Passagierzahlen, mehr Kurztrips und flexible Buchungswünsche begünstigen gerade jene Geschäftsmodelle, die auf individuelle Reisegestaltung setzen. Sollten sich die IATA-Prognosen bewahrheiten, dürften auch diese Aktien in den kommenden Monaten verstärkt ins Visier von Investoren geraten.

Kurzfristige Unsicherheit, langfristige Chancen

Fraport steht exemplarisch für die gesamte Branche: Operativ auf Erholungskurs, strukturell noch nicht über den Berg. Wer in den nächsten Monaten auf Fraport setzt, muss mit Volatilität leben – aber die Chancen auf mittel- bis langfristige Kursgewinne stehen gut, wenn sich die IATA-Prognosen als realistisch erweisen. Die Bewertung erscheint angesichts des erwarteten Passagierwachstums, der geplanten Infrastrukturentwicklung und der weltweiten Luftfahrttrends zumindest nicht überzogen.

"Es braucht Nerven, um durch Turbulenzen zu fliegen – aber am Ende zählt der Kurs, nicht der Gegenwind."

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