Nach dem Katastrophenjahr 2017 mit drei schweren Hurrikanen in den USA ist der Rückversicherer Munich Re zurück auf dem Weg zur Normalität. Der Gewinn blieb im zweiten Quartal nahezu stabil bei 728 Millionen Euro nach 733 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Damit erfüllte der DAX-Konzern die Erwartungen.

Überraschend hohe Großschäden



Die Ausgaben für Großschäden waren mit 605 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Am stärksten schlug der Schaden beim Bau eines Wasserkraftwerks in Kolumbien zu Buche.

Steigende Ausgaben für Großschäden haben in der Theorie auch eine positive Seite. Denn in den vergangenen Jahren waren die Prämien für Rückversicherungen stark gefallen. Grund dafür waren vergleichsweise geringe Schäden. Auch das Überangebot durch Hedgefonds und Pensionskassen hatte belastet. Mit hohen Ausgaben für Schäden - wie 2017 durch die verheerenden Hurrikane in den USA - haben die Rückversicherer nun Argumente, ihre Preise anzuheben. Die Münchener Rück habe bei den zum 1. Juli neu ausgehandelten Verträgen nach eigenen Angaben bei den Erstversicherern 0,9 Prozent höhere Prämien durchgesetzt. Die Munich Re baute ihr Geschäftsvolumen um 42 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro aus.

Die Prämien in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung reichten nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. So lag die kombinierte Schaden-Kosten-Quote mit 102 Prozent leicht über der kritischen 100-Prozent-Marke. Je geringer die Schaden-Kosten-Quote, desto profitabler ist die Versicherung. Ist dieser Kennwert größer 100, schreibt das Unternehmen im eigentlichen Versicherungsgeschäft Verluste. Im Vorjahreszeitraum lag die Schaden-Kosten-Quote noch bei 93,9 Prozent.

Mindestens 2,3 Milliarden Euro Gewinn im Blick



Für das Gesamtjahr ist die Munich Re optimistisch und konkretisierte die Prognose. Solange das zweite Halbjahr normal verlaufe, werde der Gewinn in der oberen Hälfte der Spanne von 2,1 bis 2,5 Milliarden Euro liegen, sagte Konzernchef Joachim Wenning. Damit peilt der Rückversicherer mindestens 2,3 Milliarden Euro an. Im ersten Halbjahr fuhren die Münchener bereits knapp 1,6 Milliarden Euro ein.

Eine Anhebung der Prognose habe der Vorstand zwar diskutiert, sich dann aber dagegen entschieden. Denn das zweite Halbjahr verlaufe in der Regel nicht so gut wie das erste.

Die Hurrikan-Saison in den USA und der Karibik steht noch bevor. 2017 hatten die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria" in der Karibik gewütet. Die Schäden durch die Orkane hatten die Munich Re 2,7 Milliarden Euro gekostet und den größten Teil des Gewinns aufgefressen, wodurch der Nettogewinn um 85 Prozent eingebrochen war. Unter dem Strich war nur noch ein Überschuss von 392 Millionen Euro geblieben. Für die diesjährigen Wirbelsturm-Monate erwartet die Munich Re eine mittlere Frequenz an Hurrikanen. Dennoch könnten wie im Vorjahr wenige Wirbelstürme besonders stark ausfallen - was wieder auf das Ergebnis drücken würde.

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Einschätzung der Redaktion



Die Munich Re hat die Anleger am Mittwoch nicht wirklich überzeugt. Das Papier rutschte mit einem Minus von zeitweise 4,2 Prozent ans DAX-Ende.

Für Bauchschmerzen in der Bilanz sorgte insbesondere die hohe Schaden-Kosten-Quote durch die unerwartet teuren Großschäden.

Die Münchener werden in Zukunft aller Voraussicht nach von steigenden Zinsen profitieren. Ein Großteil der Kapitalanlagen des Dax-Konzerns steckt in festverzinslichen Wertpapieren.

Die Munich Re-Aktie bleibt insbesondere wegen der hohen Dividende - für 2019 werden neun Euro je Papier erwartet - ein solides Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger. Auch aufgrund des Aktienrückkaufprogrammes und der Aussicht auf einen möglichen Zinsanstieg bleiben wir bei unserer Kaufempfehlung.

Kursziel: 220,00 Euro
Stoppkurs: 167,00 Euro