Der Weg zur Goldmine ist ein langer. Haben Minenunternehmen einen Ort gefunden, an dem sie die Wahrscheinlichkeit für eine wirtschaftliche Goldförderung als hoch einschätzen, müssen sie bei Regierungen und Behörden die erforderlichen Genehmigungen für den Bau und den Betrieb einer Mine einholen. Die Entwicklung der Mine ist dann ein komplexer, teurer und zeitintensiver Prozess. Erst wenn die Mine ihren Betrieb aufgenommen hat, kann sie Ertrag abwerfen. Bis es so weit ist, dauert es nicht selten mehr als ein Jahrzehnt. Ist die letzte unter ökonomischen Aspekten sinnvoll abbaubare Unze Gold aus der Erde geholt, muss das Gebiet wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

Während Minenunternehmen bei der Entwicklung eines Projekts zahlreiche Hürden zu überwinden haben, kümmern sich sogenannte Streaming- und Royalty-Gesellschaften um nichts dergleichen - können dafür aber einen ganz entscheidenden Beitrag zum Erfolg des Rohstoffprojekts beisteuern: Geld. Als "Streaming" wird im Fachjargon das Modell bezeichnet, das einer Firma gegen Vorauszahlung das Recht einräumt, während der gesamten Vertragslaufzeit einen Teil oder die gesamte Produktion der Mine zu einem festgelegten Preis zu kaufen.

Die Vereinbarung zwischen dem US-Konzern Royal Gold und der kanadischen Barrick Gold im Jahr 2015 zählt sicherlich zu den größten und eindrucksvollsten Streamingdeals der vergangenen Jahre.

Lukrative Vereinbarungen



Gemäß der Abmachung stellte Royal Gold dem Partnerunternehmen 610 Millionen US-Dollar zur Entwicklung der Pueblo-Viejo-Mine in der Dominikanischen Republik zur Verfügung, an der Barrick Gold 60 Prozent der Rechte hielt. Als Gegenleistung darf Royal Gold 7,5 Prozent des Barrick-Anteils an der Goldförderung bis zu jenem Zeitpunkt kaufen, zu dem insgesamt 990 000 Unzen Gold geliefert wurden, zusätzlich 75 Prozent der Silberproduktion bis zu einer Lieferung von 50 Millionen Unzen. Nach Erreichen der Lieferziele reduziert sich der Kaufanspruch um die Hälfte auf 3,75 beziehungsweise 37,5 Prozent der Produktion.

Das sind gewaltige Mengen Gold und Silber. Die wirklich interessanten Parameter der Vereinbarung sind jedoch die Konditionen, zu denen sich Royal Gold die Gold- und Silberlieferungen sichern konnte. Bis zu den vereinbarten Lieferzielen liegt der Kaufpreis bei nur 30 Prozent des Marktpreises, anschließend bei 60 Prozent. Für das Royalty- und Streaming-unternehmen ist es künftig praktisch egal, auf welchem Niveau Gold und Silber gerade notieren: Der Deal sichert Royal Gold in jedem Fall eine satte Gewinnmarge.



Spezialisten wie Royal Gold setzen darüber hinaus häufig auf Royalty-Vereinbarungen, die ihnen Lizenzgebühren an der künftigen Produktion, dem Umsatz oder Gewinn einer Mine einräumen. Bei dieser Variante können Royalty-Eigentümer von Produktionssteigerungen oder höheren Rohstoffpreisen profitieren, ohne das Minenrisiko selbst tragen zu müssen.

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Steigende Dividenden



Die Vereinbarung mit Barrick Gold ist nicht der einzige Royal-Gold-Deal. In den vergangenen Jahren hat sich die Firma im Goldsektor zu einem der weltweit führenden Royalty- und Streamingunternehmen entwickelt und glänzt mit beeindruckenden Zahlen: Allein im zurückliegenden ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verbuchte die Gesellschaft bei Umsätzen von 100 Millionen US-Dollar einen Nettogewinn in Höhe von 15 Millionen US-Dollar.

Grund zur Freude haben damit auch die Aktionäre: Die Dividende, die im Zeitraum 2001 bis 2018 durchschnittlich um 19 Prozent jährlich gestiegen ist, wird 2019 auf 1,06 US-Dollar je Aktie zulegen. Der starke operative Cashflow aus dem normalen Geschäftsbetrieb, der im vergangenen Quartal bei 44,6 Millionen US-Dollar lag, sowie die Liquiditätsreserve von zuletzt 1,1 Milliarden US-Dollar lassen weitere Deals erwarten.

Schon heute ist die Gesellschaft an mittlerweile 191 Minenprojekten weltweit beteiligt, von denen sich 41 bereits in der Produktion, weitere 17 im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden. Das aufgrund der starken Diversifikation deutlich reduzierte Risikoprofil gegenüber reinen Minengesellschaften, von denen selbst die großen meist nicht mehr als eine Handvoll Minen betreiben, gehört zu den wesentlichen Vorteilen des Sektors.

Gleich an knapp 300 Minenprojekten auf der ganzen Welt ist derweil die Nummer 1 der Branche, Franco-Nevada aus Kanada, beteiligt. 51 dieser Minen haben bereits den Produktionsstatus erreicht. Vor allem die Vermögenswerte in Lateinamerika überraschten im zurückliegenden Quartal recht positiv. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 120 000 Unzen Gold verkauft. Weitere 26 Millionen US-Dollar erlöste Franco-Nevada im Öl- und Gassegment, wo man sich in den zurückliegenden Jahren nach dem gleichen Schema ein Portfolio mit 58 produzierenden Förderstätten und 25 Projekten im Explorationsstadium aufgebaut hat.

Seit das Unternehmen im Jahr 2008 an die Börse ging, sind Umsatz und Ertrag kräftig gestiegen. Der Aktienkurs entwickelte sich deutlich besser als der Goldpreis und auch als der Goldminenindex GDX. In jedem der vergangenen elf Jahre konnten sich Anleger zudem über eine Erhöhung der Dividende freuen. Während viele andere Minenbetreiber ihre Dividendenzahlungen aufgrund der stark gefallenen Edelmetallpreise in der Vergangenheit reduzieren mussten, glänzen die großen Streaming- und Royalty-Gesellschaften mit einer bemerkenswerten Dividendenkontinuität - dank des Geschäftsmodells, das sich durch hohe Margen auszeichnet.

So hat auch Wheaton Precious Metals bislang mehr als 800 Millionen Dollar Dividende an seine Aktionäre ausgeschüttet. Das entspricht etwa 40 Prozent der kumulierten Gewinne, die die kanadische Gesellschaft seit ihrem Bestehen eingefahren hat. Neben Franco-Nevada und Royal Gold zählt Wheaton Precious Metals zu den drei sogenannten Gold-Streaming-Königen. Zur Vermögensbasis des Unternehmens gehören heute 19 operativ tätige Minen sowie neun Projekte im Entwicklungsstadium. Gefördert werden über alle Minen hinweg in erster Linie Gold (49 Prozent) und Silber (46 Prozent), geringe Anteile am Produktionsmix halten zudem Kobalt (drei Prozent) und Palladium (zwei Prozent).



Mit den Zahlen zum dritten Quartal konnte die Gesellschaft überzeugen. Im Gesamtjahr dürfte Wheaton Precious Metals 2018 bei Umsätzen von 777 Millionen US-Dollar einen Gewinn aus dem wiederkehrenden Geschäft von 210 Millionen US-Dollar erreichen. Die Analysten von Macquarie Research haben das Kursziel zuletzt auf 43 kanadische Dollar angehoben. Zum Quartalsende wies die Gesellschaft 100 Millionen Dollar Cash aus; aus der aktuellen Kreditlinie im Volumen von zwei Milliarden Dollar stehen zudem noch 600 Millionen Dollar zur Verfügung. Mit der verfügbaren Liquidität dürfte das Management von Wheaton Precious Metals die Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten nun intensivieren, nachdem mit der Beilegung eines langjährigen Steuerstreits in Kanada ein großer Belastungsfaktor weggefallen ist.

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Spannende Deals



Den ersten spannenden Deal im neuen Jahr konnte Sandstorm Gold unter Dach und Fach bringen. Zum Kaufpreis von 32,7 Millionen US-Dollar sicherte sich die Firma eine sogenannte Net Smelter Return Royalty (ein definierter Prozentsatz des Bruttogewinns aus einer Rohstoffmine) an der Fruta-Del-Norte-Mine von Lundin Gold und damit künftig 0,9 Prozent des Bruttogewinns der Mine abzüglich verschiedener Kosten. Der auf den ersten Blick unspektakuläre Deal lässt Branchenexperten aufhorchen, schließlich handelt es sich bei Fruta Del Norte in Ecuador um eine der signifikantesten Goldentdeckungen der vergangenen 20 Jahre und um eines der hochkarätigsten Goldprojekte der Welt.

Mitte 2017 hat Eigentümer Lundin Gold mit dem Bau der Mine begonnen, die rund fünf Millionen Unzen Gold und sieben Millionen Unzen Silber beherbergt. Ende des Jahres soll das erste Gold gefördert, im ersten Halbjahr 2020 der kommerzielle Betrieb aufgenommen werden. Durchschnittlich 330 000 Unzen Gold pro Jahr werden laut Planung dann in den ersten 13 Produktionsjahren aus der Erde geholt. Bei erwarteten Produktionskosten in Höhe von gerade mal 583 US-Dollar je Unze dürfte die Mine einen hohen Gewinn abwerfen. Mit dem jüngsten Deal hat sich die Zahl der Projekte im Portfolio von Sandstorm Gold seit dem Jahr 2010 von fünf auf derzeit 187 erhöht.

Obwohl das Unternehmen damit zu den am schnellsten wachsenden Firmen des Sektors gehört, wird die Aktie mit Blick auf den Nettoinventarwert nur etwa halb so hoch bewertet wie die drei Royalty Kings. Das Ziel des Managements, diese Bewertungslücke zu den Branchenführern in den kommenden Jahren mit weiteren Deals zu schließen, soll ohne weitere Kapitalerhöhung erreicht werden.

Es wäre ein starkes Signal seitens des Unternehmens, kann die Finanzierung größerer Streamingdeals doch locker mehrere Hundert Millionen Dollar Liquidität erfordern. Eine Verwässerung ist zwar grundsätzlich kein Problem, solange bei der Mine alles nach Plan läuft. Entstehen jedoch Verzögerungen oder andere Schwierigkeiten beim Bau oder der Produktion der Mine, drückt die Verwässerung meist auf den Aktienkurs.

Über einen ausreichend großen finanziellen Spielraum verfügt auch Osisko Gold Royalties. Eine Milliarde Dollar standen dem Konzern eigenen Angaben zufolge zum Jahreswechsel für neue Deals zur Verfügung. Gerade einmal 25 Mitarbeiter verwalten ein Portfolio mit mehr als 130 Unternehmensbeteiligungen, Royalty- und Streamingvereinbarungen.

Den Erlös von 154 Millionen Dollar aus dem Verkauf des Streaminganteils an der Brucejack-Mine von Pretium Resources im vergangenen Herbst investiert Osisko Gold Royalties zu einem guten Teil in ein 100 Millionen Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm und kündigte darüber hinaus eine weitere Dividendenzahlung an, das 17. Quartal in Folge.

Glaubt man den Analysehäusern, hat der Aktienkurs deshalb auch nach der starken Performance der letzten Monate weiteres Potenzial. 14 von 17 Analysten empfehlen den Wert derzeit zum Kauf, die Kursziele reichen bis an die 20-Dollar-Marke heran.