Der weltgrößte Flugzeugbauer hat ordentliche Geschäftszahlen vorgelegt, die nicht unbedingt vom Hocker reißen. Die Airbus-Aktie springt jedoch nach oben und gehört am Donnerstag-Vormittag zu den besten Werten im Dax. Gleich mehrere gute News – unter anderem eine Dividendenerhöhung – geben Rückenwind. 

Die Engpässe in den Lieferketten bremsen das Geschäft des weltgrößten Flugzeugbauers Airbus weiter aus. Konzernchef Guillaume Faury verschiebt daher den geplanten Ausbau der Mittelstreckenjet-Produktion weiter in die Zukunft. Die Rekordrate von monatlich 75 Jets aus der Modellfamilie A320neo soll nun erst 2026 erreicht werden und damit ein Jahr später als ursprünglich geplant.

Auch für das laufende Jahr plant der Manager nur vorsichtig: Er rechnet mit der Auslieferung von rund 720 Verkehrsflugzeugen – und damit so vielen, wie ursprünglich schon für 2022 angepeilt. Da hatte der Dax-Konzern  wegen fehlender Teile und anderer Probleme netto 'nur' 661 Maschinen geschafft.

Die Börse reagiert dennoch positiv. Die Airbus-Aktie steigt am Donnerstag-Vormittag um gut drei Prozent auf 123 Euro – der höchste Stand seit Februar 2020. Damit scheint diesmal der Ausbruch über die Widerstandszone bei gut 120 Euro zu gelingen.

Airbus (WKN: 938914)

Analysten positiv überrascht

Branchenexpertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies zeigte sich von den Airbus-Finanzzahlen des vergangenen Jahres am Morgen positiv überrascht. Auch der Geschäftsausblick stimme zuversichtlich, abgesehen von der Prognose für den freien Barmittelzufluss.

Analyst David Perry von der Bank JPMorgan stellt den Anlegern sogar eine Kursrally in Aussicht. Der Markt sei vor dem Bericht sehr nervös gewesen, so der Experte. Nun hätten die Ergebnisse des vierten Quartals die Erwartungen getoppt und der Ausblick entspreche den bereits gestutzten Prognosen.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Airbus seinen Umsatz trotz der Probleme um 13 Prozent auf knapp 58,8 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte um 16 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu und übertraf damit sowohl das Ziel des Managements als auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Starker Ausblick

Für 2023 fasst Airbus-Chef Guillaume Faury einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns auf rund sechs Milliarden Euro ins Auge. Der freie Barmittelzufluss vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen dürfte jedoch deutlich zurückgehen: Die Airbus-Führung rechnet hier mit rund drei Milliarden Euro, nachdem der Konzern 2022 hier fast 4,7 Milliarden erreicht hatte.

Unter dem Strich blieb im vergangenen Jahr mit 4,25 Milliarden Euro rund ein Prozent mehr Gewinn übrig als im Vorjahr, obwohl Airbus wegen absehbar steigender Kosten für den Militär-Transporter A400M fast eine halbe Milliarde Euro zur Seite legte.

Dividende soll steigen

Den Anteilseignern des Konzerns winkt nun eine höhere Dividende: Die Ausschüttung soll im Vergleich zum Vorjahr von 1,50 auf 1,80 Euro je Aktie steigen und damit etwas stärker als von Analysten geschätzt.

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Große Beteiligung an Cybersecurity-Sparte von Atos geplant 

Zwischen den Geschäftszahlen rutscht fast beiläufig noch eine weitere interessante Neuigkeit: Der Flugzeugbauer Airbus interessiert sich nach Angaben von Atos für eine Beteiligung an der künftig eigenständigen Cybersicherheits-Sparte des französischen IT-Dienstleisters. Atos teilte am Donnerstag mit, Airbus habe ein unverbindliches Angebot für einen 29,9-prozentigen Anteil an Evidian vorgelegt.

Der Verwaltungsrat werde die Gespräche über eine strategische und technologische Partnerschaft mit Airbus fortsetzen und dem französisch-deutschen Konzern eine eingehende Buchprüfung (Due Diligence) ermöglichen. Man halte aber weiter Ausschau auch nach weiteren Interessenten und wolle Airbus keine exklusiven Verhandlungen zusichern. Der Rüstungskonzern Thales hatte im Januar öffentlich abgewinkt.

Börsenpläne für Evidian 

Atos will das attraktive Geschäft mit Cybersicherheit (BDS), Big Data und Digitalisierung bis Mitte des Jahres unter dem Namen Evidian abspalten und an die Börse bringen. Als Atos firmiert künftig nur noch das Brot-und-Butter-Geschäft mit IT-Dienstleistungen, das zuletzt geschrumpft war. In der ersten Jahreshälfte 2022 hatte Atos eine halbe Milliarde Euro Verlust erwirtschaftet.

Eine Beteiligung und damit der mögliche Ausbau des Cybersecurity-Geschäfts sowie die Fantasie eines Börsengangs von Evidian bietet Airbus zusätzlich zum Geschäft mit Verkehrsflugzeugen gutes Gewinnpotenzial, was sich auch weiterhin positiv auf die Airbus-Aktie auswirken sollte.

BÖRSE ONLINE hatte die Airbus-Aktie bereits im September 2022 neu zum Kauf empfohlen - damals zum Preis von gut 91 Euro. Das Kursziel lautete 137 Euro. Der Wert bleibt weiterhin haltenswert.

(Mit Material von Reuters und dpa-AFX)