Da kann man inzwischen schon von schöner Regelmäßigkeit sprechen: Südkoreas Präsident Moon Jae-in hat sich erneut mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un getroffen. Zum dritten Mal schon in diesem Jahr. Allerdings nicht wie bisher im Grenzort Panmunjom, sondern in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. Ein Novum.

Der Annäherungsprozess geht also weiter. Das zeigt sich auch daran, dass Moon von einer hochkarätig besetzten Wirtschaftsdelegation begleitet wurde. Der wichtigste Mann von Samsung, der Vizevorsitzende Lee Jae-yong, war dabei, Kim Yong-hwan, Chef des aus 60 Firmen bestehenden Mischkonzerns SK Group, dazu hochrangige Vertreter des Elektronikkonzerns LG, des Stahlkonzerns Posco und des Autoherstellers Hyundai Motor.

Allerdings sorgte das Treffen nicht mehr für so viel Euphorie, wie dies zu Beginn des Jahres noch der Fall war. Auch an der Börse nicht. Hier mussten der Leitindex Kospi und der Technologie-Index Kosdaq im Jahresverlauf ebenso Federn lassen wie andere Schwellenländerbörsen.



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Wilde Gerüchte um Samsung SDI



Unsere Empfehlungen von Anfang Februar haben sich trotzdem nicht schlecht gemacht. Der Kurs des Herstellers von Bildschirmen und Batterien Samsung SDI hat mit einem Gewinn von über 49 Prozent das Ziel von 45 Euro überschritten. Und es könnte noch mehr drin sein: Auf der IAA in Frankfurt stellte man gerade einen Akku für Elektroautos vor, der bis zu 700 Kilometer Reichweite bringen soll. Kenner bestätigen, dass sogar das Know-how für den Bau eines eigenen E-Autos vorhanden sei. Vielleicht - so wird gemunkelt - will man gar bei Tesla einsteigen.

Der zweite Tipp Samsung - eine unserer Langfristempfehlungen - hängt am unteren Rand eines Seitwärtstrends fest. Anleger sollten den engen Stop-Loss beachten! Dies gilt auch für Hyundai, ein Tipp aus Heft 17/2018. Enttäuscht von den Februar-Tipps hat derweil nur LG Display, das mit einem Minus von etwa zehn Prozent ausgestoppt wurde.

Dass die Börse trotz guter Konjunkturaussichten derzeit etwas schwächelt, liegt an einer gewissen "Sippenhaftmentalität" großer Investoren. So belastet der Handelskonflikt zwischen den USA und China eben auch das Beinahe-Nachbarland der Volksrepublik. Dazu kam ab Mitte des Jahres eine gewisse Schwäche der Landeswährung Won. Im Gegensatz zu anderen Schwellenländern hält sich das Minus hier aber in Grenzen. Schlichter Grund: Südkorea verfügt über einen supersoliden Haushalt, und die Auslandsverschuldung geht gegen null.

Und dennoch wird das Land auch von Sorgen geplagt. Die Stimmung ist schlecht. Gerade die junge Generation beklagt Leistungsstress und fehlende Zukunftsaussichten. Die Regierung verspricht Besserung. "Menschenzentriert" soll die von Konglomeraten beherrschte Wirtschaft werden. Neben der Aussöhnung mit dem Norden ist es der wichtigste Punkt auf der Agenda von Präsident Moon, die wirtschaftlichen Sorgen der Bürger zu lindern. So will man den Mindestlohn erhöhen und die Kosten für Bildung und Krankenversicherung senken. Dies soll dazu beitragen, dass das Pro-Kopf-Einkommen wohl dieses Jahr das Italiens übertreffen wird.

Die Grundlagen für weitere Erfolge sind eigentlich gegeben: Dank einer Rekordzahl von Patentanmeldungen, großer Forschungsausgaben und einer Industrie mit hoher Wertschöpfung ist Südkorea von der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zum fünften Mal in Folge zum innovativsten Staat der Welt ausgerufen worden. Ebenfalls top: Südkoreas Wirtschaft hat die höchste Zahl von Robotern pro Arbeitnehmer. Und mit der KAIST-Hochschule (Korea Advanced Institute of Science and Technology) verfügt man laut Nachrichtenagentur "Reuters" über die innovativste Universität Asiens.

Und Korea will mehr: Die Regierung spricht blumig von einer "hyperverbundenen Gesellschaft", von einer "vierten industriellen Revolution". Die Bürger des Landes sollen bald untereinander sowie mit Verkehrsmitteln, Behörden, Büros und Fabriken mit dem ultraschnellen Mobilfunknetzwerk 5G ständig dauerhaft verbunden sein. Die Koreaner sollen so von höherer Qualität in Gesundheitsvorsorge, Sicherheit und öffentlichen Dienstleistungen profitieren.

Dies alles soll auch dazu beitragen, dass Koreas Unternehmen mehr eigene Produkte entwickeln. Bisher war man sehr gut darin, ausländische Technologien zu adaptieren und Prozesse zu verbessern. Bestes Beispiel sind die kapitalintensiven Industrien wie der koreanische Auto- und Schiffbau, die dank Effizienzverbesserungen rasant eine international hervorragende Wettbewerbsstellung erreicht haben. Doch das allein wird künftig nicht mehr reichen. Auch weil China immer mehr Zwischenprodukte, die bislang aus Südkorea geliefert wurden, selbst herstellt. Ein eigenes E-Auto wäre da also ein echter Meilenstein. martin blümel



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