Zuschlag in Italien: Für 330 Millionen Euro übernimmt der Versicherungskonzern Allianz die italienische Sachversicherungssparte des britischen Versicherers Aviva und festigt nach eigenen Angaben dort die Position als drittgrößter Sachversicherer Italiens. Autoversicherungen, die in Italien als besonders lukrativ gelten, liefern die Hälfte des Aviva-Prämienvolumens in Italien, das sich zuletzt auf rund 400 Millionen Euro belief.

Mit rund 500 Vertretern kommt das Geschäft für Schadenunfallversicherung von Aviva in Italien auf einen Marktanteil von einem Prozent. Die ebenso verfügbaren 51 Prozent der Briten an der italienischen Lebensversicherungsparte gehen indes an CNP Assurances aus Frankreich. Die verbleibenden 49 Prozent behält weiterhin die Mailänder Großbank Unicredit. Die Allianz hält sich mit Zukäufen im Lebensversicherungsgeschäft aufgrund der dauerhaft niedrigen Zinsen bis auf Weiteres zurück.

Mögliche Zukäufe in Polen


Im Bereich Sachversicherung könnte die Allianz allerdings Ende März erneut zukaufen, diesmal in Polen. Auch dort will Aviva seine Sparte verkaufen. Die Briten wollen sich künftig auf Großbritannien, Irland und Kanada beschränken und ziehen sich deshalb aus Kontinentaleuropa zurück. Mit Geboten für Aviva in Polen sind neben der Allianz die Versicherer Generali aus Italien und die niederländische NN Group im Rennen. Der Wert der polnischen Tochtergesellschaft wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt.

Ein Zuschlag in Polen dürfte die Stimmung der Allianz-Aktionäre weiter verbessern. Bei der Bilanz für das abgeschlossene Geschäftsjahr hat der Konzern kürzlich starke Zahlen vorgelegt. Anders als viele Konkurrenten haben die Bayern die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Industrieversicherungssparte AGCS, in der Sachversicherung und auf die Kapitalanlagen besser verkraftet als von Analysten erwartet - vor allem dank eines starken Schlussquartals 2020.

Im Gesamtjahr schrumpfte der Umsatz zwar um knapp zwei Prozent auf 140,5 Milliarden Euro. Und mit 10,8 Milliarden Euro operativem Gewinn verdienten die Münchner neun Prozent weniger als im Vorjahr. In der Kasse blieben aber 400 Millionen Euro mehr als erwartet.

Ausgerechnet in einem Jahr mit starken Turbulenzen an den Märkten glänzte die Sparte Vermögensverwaltung. Das Volumen des verwalteten Vermögens stieg um 5,3 Prozent auf knapp 2,4 Billionen Euro, eine Summe fast auf dem Niveau von Frankreichs Wirtschaftsleistung. Als einzige Sparte im Verbund steigerte das Asset Management den operativen Gewinn um sechs Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Das sind knapp 27 Prozent des Konzerngewinns. Gemessen an der Größe des für Kunden weltweit verwalteten Vermögens ist das Asset Management der Allianz innerhalb der Versicherungsbranche ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal. Das zahlt sich vor allem in den USA mit der US-Tochter Pimco aus. Der weltweit größte Anleihespezialist genießt bei Investoren weltweit großes Vertrauen. Von den 33 Milliarden Euro Zufluss für 2020 kamen men 26 Milliarden über Pimco. Positiv ist auch, dass der größte Vermögenszufluss, 18 Milliarden Euro, aus Asien stammt.

Dass die Allianz insgesamt ohne Corona ihre ursprünglichen Jahresziele erreichte hätte, zeigt, dass die Münchner auf einem guten Weg sind. Für 2021 werden zwölf Milliarden Euro an operativem Gewinn in Aussicht gestellt. Das wäre ein neuer Bestwert. Allerdings enthält die Prognose eine Schwankungsbreite von einer Milliarde nach oben und nach unten.

Die Solvenzquote, die wichtige Kennzahl für ausreichende Kapitalreserven, liegt mit 207 Prozent knapp unter den 212 Prozent im Rekordjahr 2019. Ausschüttungen an die Aktionäre prüfe die Finanzaufsicht weiterhin sehr genau, sagte Chef Oliver Bäte. Für 2020 schlägt der Vorstand eine unveränderte Dividende von 9,60 Euro je Aktie vor. Einer Erhöhung hätte die Finanzaufsicht wohl nicht zugestimmt, ließ Bäte durchblicken.