Anfang Februar hat die Allianz-Aktie den corona-bedingten Kurseinbruch überwunden und ein neues Zwischenhoch bei 232,65 Euro erreicht. Dann jedoch geriet das Papier wieder unter Druck: Die Jahreszahlen kamen nicht gut an. Kriegsängste und schließlich der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine setzten der Aktie weiter zu. So steht sie mittlerweile bei rund 200 Euro.

Deutsche Versicherer wie die Allianz sind nach Angaben des Branchenverbandes GDV vom vergangenen Donnerstag "kaum in der Ukraine und in Russland engagiert". Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV), Jörg Asmussen, erklärte: "Abzuwarten bleiben die Auswirkungen durch die absehbaren Wirtschafts- und insbesondere Finanzsektorsanktionen."

Vier Hedgefonds-Vergleiche unter Dach und Fach


Am Montagabend gab es indes gute Nachrichten für die Allianz: So sind die ersten vier Vergleiche mit US-Investoren in der Hedgefonds-Affäre unter Dach und Fach. Das Gericht für den südlichen Bezirk von New York bestätigte am Montag die Vergleiche des Münchner Versicherungsriesen mit drei Einheiten der Krankenversicherungs-Organisation Blue Cross Blue Shield sowie dem Pensionsvermögen des Rüstungskonzerns Raytheon, wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Zur Höhe der Vergleichszahlungen wollte sich Rechtsanwalt Sean Gallagher, der mehrere Anleger gegen den Münchner Konzern vertritt, nicht äußern. Sie seien aber "gut für unsere Klienten", schrieb er.

Die von der Vermögensverwaltungs-Tochter Allianz Global Investors (AllianzGI) entwickelten und aufgelegten "Structured Alpha"-Hedgefonds hatten den Investoren Milliardenverluste gebracht. Die Papiere waren vor allem an große Pensionsfonds verkauft worden, die an eine sichere Anlage glaubten. Doch als die Märkte 2020 im Zuge der Corona-Krise wackelten, verloren sie einen Großteil ihres Einsatzes. Gut zwei Dutzend Anleger haben die Allianz auf rund sechs Milliarden Dollar verklagt, weil die Fonds sich anders als versprochen nicht als krisensicher entpuppt hatten. Sie warfen ihr vor, angesichts der zeitweiligen Panik an den Märkten von ihrer Investmentstrategie abgewichen zu sein.

Die Allianz hatte Mitte Februar erklärt, sie habe sich mit dem Großteil der Kläger geeinigt, und hatte 3,7 Milliarden Euro in der Bilanz für 2021 zurückgestellt. Damit sei aber nicht nur für die Vergleiche, sondern auch für weitere Kosten der Affäre vorgesorgt. Der Versicherer muss sich auch auf Strafen des US-Justizministeriums und der Börsenaufsicht SEC gefasst machen. Am Ende könnten die Kosten damit noch höher ausfallen.

Verband: Wintersturm-Serie dürfte Versicherer 1,4 Milliarden Euro kosten


Neben der Hedgefonds-Affäre und dem Ukraine-Krieg stehen bei der Allianz die jüngsten Winterstürme im Fokus. Die Versicherungsbranche rechnet bei den jüngsten Stürmen mit Schäden in Milliardenhöhe. "Wir gehen im Moment von versicherten Schäden in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro aus", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen laut Mitteilung am vergangenen Freitag in Berlin. Die drei Stürme "Ylenia", "Zeynep" und "Antonia", die der Verband als ein Ereignis wertet, reihen sich damit auf Platz drei der schwersten Winterstürme in Deutschland seit dem Jahr 2002 ein.

Der teuerste Sturm war demnach "Kyrill" im Jahr 2007 mit versicherten Schäden von 3,6 Milliarden Euro, gefolgt von "Jeanette" aus dem Jahr 2002 mit 1,44 Milliarden Euro.

Der Versicherungsmakler Aon hat die versicherten Schäden durch "Ylenia", "Zeynep" und "Antonia" sogar auf 1,6 Milliarden Euro geschätzt. Die drei Stürme waren vom 16. bis 21. Februar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde über Teile Deutschlands hinweggezogen und hatten schwere Schäden verursacht. Vor allem der Norden war betroffen.

"Drei schwere orkanartige Stürme in so kurzer Zeit sind bislang eher selten in Deutschland", sagte Asmussen. Weit über 90 Prozent der Hausbesitzer seien gegen Sturmschäden versichert.

Am Freitag legt die Allianz den ausführlichen Geschäftsbericht für 2022 vor.

Einschätzung zur Allianz-Aktie


Der jüngste Kursrücksetzer könnte sich als günstige Einstiegschance erweisen. Die Allianz-Aktie lockt mit ihrer hohen Dividende von 10,80 Euro für 2021. Kaufempfehlung.

fh/rtr/dpa-AFX