Joseph Kumar Gross, Leiter Group Market Management der Allianz SE, über den Einstieg des Versicherers beim Einstieg beim FC Bayern, das Interesse für den Fußball und weitere mögliche Kooperationen mit dem deutschen Rekordmeister. Von Martin Reim

Hat die Allianz mit dem Einstieg beim FC Bayern tatsächlich einen guten Deal gemacht? Immerhin zahlen sie für den gleichen Anteil deutlich mehr als Adidas und Audi.

Ja, wir sind überzeugt, dass es ein sehr guter Deal ist. Wir investieren in unsere Marke und damit auch in die Geschäftsunterstützung im In- und Ausland. Seit die anderen Investoren eingestiegen sind, ist der FC Bayern München wieder um einiges bekannter und erfolgreicher geworden und natürlich auch internationaler. Sie können ja auch mal schauen, wie viel Luft die Bewertung des FC Bayern im Vergleich zum Beispiel zu Manchester United noch hat.

Könnte man die selbe Werbewirkung nicht günstiger erreichen?

Ich glaube fest, dass wir faire und angemessene Vereinbarungen zum Nutzen der Allianz und des FC Bayer getroffen haben. Die Allianz Arena ist heute schon unsere erfolgreichste Einzelmaßnahme im Marketing. Weltweit nutzen unsere Allianz Kollegen sowohl die Bekanntheit der Allianz Arena als auch die Auftritte des FC Bayern für Werbe-, Vertriebs- und Kundenbindungs-Maßnahmen. Unser Engagement ist stark international begründet. Der FC Bayern ist insbesondere durch die sportlichen Leistungen der letzten Jahre einer der globalen Top-Fußballclubs geworden mit über 150 Millionen Fans auf der ganzen Welt.

Warum interessiert sich die Allianz für Fußball?

Der Name Allianz steht für Gemeinschaft. Und Fußball steht für eine der größten Gemeinschaften der Welt. So ist es nur natürlich, dass wir unsere Marke über die Plattform Fußball erlebbar machen. Fußball ist wie eine internationale Sprache, die überall auf der Welt Millionen von Menschen sprechen. Fußball schweißt Menschen trotz ihrer kulturellen Unterschiede zusammen. Deshalb sind wir auch bei anderen Sportstadien Namensrechte-Partner geworden, zum Beispiel in Sydney, Nizza, London (Rugby) oder Sao Paulo. Wir richten außerdem seit Jahren das Allianz Junior Football Camp im Rahmen unserer globalen Initiative "Football for life" aus. Ziel ist es, fußballbegeisterte Jugendliche aus aller Welt zusammen zu bringen und den interkulturellen Austausch zu ermöglichen.

Einer Ihrer größten europäischen Konkurrenzen, die Zurich Versicherung, sponsort die Olympischen Winterspiele. Warum fokussiert sich die Allianz so stark auf Fußball?

Wir sind im Bereich Sponsoring breit aufgestellt. Neben dem Fußball unterstützen wir auch die Paralympische Bewegung, die Formel 1 und Golf. Außerdem sind wir seit einem Jahr Partner von Lang Lang und seiner Stiftung. Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele, wie wir diese Partnerschaften mit Leben füllen: Im Paralympischen Bereich arbeiten wir mit dem Internationalen Paralympischen Komitee zusammen als internationaler Partner, außerdem unterstützen zehn Allianz-Ländergesellschaften die Paralympics auf lokaler Ebene. Wir bringen Paralympische Sportler ins Unternehmen - zum Beispiel als Motivationsredner. Als Versicherer, der tagtäglich mit Unfällen arbeitet, ist das Thema für uns sehr relevant. Außerdem können wir durch die Begegnung mit den Sportlern Barrieren abbauen und das Thema Diversity vorantreiben. Die Formel 1 haben wir in den letzten Jahren stark auf das Thema Verkehrssicherheit fokussiert - als größten KFZ-Versicherer der Welt ist das für uns ein Kernthema. Mit dem Allianz Logo auf dem Safety Car verbinden bei jedem Rennen Millionen von Fans das Thema "Sicherheit" mit der Allianz.

Der FC Bayern will in die USA und nach Asien expandieren. Ist hier eine Kooperation mit der Allianz vorstellbar?

Ja, absolut. Die für die nächsten Jahre geplante Offensive des FC Bayern München zur Internationalisierung ihrer Marke in den USA und China werden wir entsprechend begleiten und uns in diesen Märkten als Partner und Versicherer des Vereins positionieren. Die Internationalität der Partnerschaft wird schon heute bei unseren gemeinsamen Facebook Aktivitäten sichtbar.

Wie passt der Deal mit den Compliance-Regeln der Allianz zusammen? Immerhin investieren Sie in einen Klub, dessen Präsident in Kürze wegen Steuerhinterziehung vor Gericht muss.

Als Finanzunternehmen haben wir einen hohen Anspruch an gute Unternehmensführung. Laut Transparency International sind wir aktuell das transparenteste Versicherungsunternehmen weltweit. Wir sind ein langjähriger Geschäftspartner des Vereins FC Bayern München, an dessen Erfolg Herr Hoeneß einen großen Anteil hat. Wir haben über die Beteiligung seit einem Jahr mit dem FC Bayern geredet und die Kooperation mit einer Option bis 2041 verlängert. Hier geht es um die Geschäftsbeziehung zwischen zwei Institutionen, dem FC Bayern München und der Allianz SE, nicht um einzelne Personen.