Es waren unangenehme Zeiten, auch für Alphabet. Als im Frühjahr 2020 die Pandemie die Welt erschütterte, brach der Gewinn des Internetriesen um fast ein Drittel ein. Jetzt das eindrucksvolle Comeback: Der Nettogewinn von Alphabet schoss im zweiten Quartal von knapp sieben Milliarden auf 18,5 Milliarden Dollar nach oben. Mit 27,26 Dollar je Aktie lag der Konzern rund 40 Prozent über der Konsensschätzung. Alphabet-Chef Sundar Pichai verzichtete auf spektakuläre Sprüche, verwies stattdessen auf die in weiten Teilen der Welt gestiegenen Onlineaktivitäten der Verbraucher und hob auch die Investitionen des Konzerns in künstliche Intelligenz hervor. Alphabet lebt vor allem von den Werbeeinnahmen der Internetsuchmaschine Google. Diese hat einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent. Darum platzieren Unternehmen aus Handel, Tourismus, Finanzindustrie oder auch der Unterhaltungswelt dort Anzeigen. Der Umsatz der Suchmaschine kletterte im Quartal um fast 70 Prozent auf knapp 36 Milliarden Dollar. Analysten hatten nur etwas mehr als 32 Milliarden erwartet.

Der heimliche Held

Der zweite wichtige Kurstreiber ist das Videoportal Youtube. Anders als bei einem TV-Sender muss Youtube seine Inhalte nicht selbst produzieren oder einkaufen. Jeder Nutzer kann Videos einstellen, Werbeeinkünfte werden geteilt. Der Umsatz der Sparte wuchs im Quartal um 84 Prozent auf sieben Milliarden Dollar. Analysten hatten 6,3 Milliarden erwartet. Auch das Cloud-Geschäft kommt voran, ist aber im Alphabet-Konglomerat nicht so wichtig wie bei den Marktführern Amazon und Microsoft. Alphabet ist in diesem Bereich noch in der Investitionsphase, der Verlust konnte im Quartal aber deutlich reduziert werden. Ab einer kritischen Größe wird Alphabet auch dort schwarze Zahlen schreiben. Nebulös bleiben die "anderen Wetten". Im Idealfall schlummert dort ein großen Geschäft. Analysten sehen Potenzial vor allem bei der Entwicklung von Technologien für das autonome Fahren. Bislang wird bei den "Wetten" Geld verbrannt. Angesichts der Stärke des Kerngeschäfts ist das kein Drama. Die für Anleger wichtigste Frage ist, wie lange Alphabet sein Wachstum halten kann. Zwei Faktoren sind entscheidend: Durch den zyklischen Charakter des Werbegeschäfts wird Alphabet in konjunkturellen Schwächephasen immer wieder Rückschläge verkraften müssen. Das wird überlagert durch den weiter wachsenden Werbemarkt im Internet. Dieser für Google und Youtube positive Trend dürfte sich durch die Pandemie beschleunigt haben. Analysten gehen laut Bloomberg davon aus, dass der Gewinn je Aktie nach dem kräftigen Sprung in diesem Jahr langsamer wachsen wird. Für 2020 wird ein Zuwachs von knapp zehn Prozent erwartet, für die beiden Folgejahren von 15 Prozent. Dem steht ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 25 entgegen. Damit ist die Aktie trotz Kursgewinnen nicht übertrieben teuer.

Gefunden: Die Aktie des Suchmaschinenkonzerns hat bereits deutlich zugelegt, das Momentum ist aber weiterhin hoch.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 2.800,00 Euro
Stoppkurs: 1.850,00 Euro