Kaum eine Aktie steht so sehr für die rasante Erfolgsstory der Digitalära wie der E-Commerce-Pionier Amazon. Wer sich früh engagierte, ist reich geworden.
Am 15. Mai 1997 begann eine der beeindruckendsten Erfolgsgeschichten der Kapitalmärkte: Amazon, ein kleines E-Commerce-Start-up, ging an der Nasdaq an die Börse. In der Dot.com-Euphorie war Amazon ein Internet-Start-up unter vielen und sammelte zu einem Ausgabepreis von 18 Dollar pro Aktie seinerzeit gerade mal drei Jahre nach der Gründung 54 Millionen Dollar ein.
Jeff Bezos’ Vision: „Tag eins“ für das Internet
„Bei einer Wachstumsrate von 2.000 Prozent im Jahr möchte man einfach dabei sein“, trommelte Jeff Bezos, Amazons Gründer, kurz vor dem IPO 1997. Sein Versprechen schien kühn, doch es spiegelte das Potenzial des Internets wider. „Im Internet kann man Kunden schnell gewinnen – oder verlieren“, betonte Bezos. In seinem ersten Aktionärsbrief schrieb er: „Dies ist Tag eins für das Internet und, wenn wir es gut machen, für Amazon.com.“ „Day One“ ist bis heute Amazons Leitmotiv.
Bezos’ Vision trug tatsächlich schnell Früchte. Amazon wuchs unter seiner Führung rasant und zählte neben eBay und Yahoo zu den großen Stars der ersten Internet-Euphorie um die Millenniumswende. Der Rest der enormen Erfolgsstory ist bekannt: Amazon avancierte zum weltgrößten Online-Händler, mit AWS zum führenden Cloud-Anbieter – und insgesamt zum globalen Technologieriesen. Für wenige Handelstage kletterte Amazon Anfang 2019 als wertvollster Konzern der Welt gar auf den Börsenthron. Aktuell ist Amazon hinter Microsoft, Nvidia und Apple die Nummer vier der Börsenwelt.
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Internet-Pionier mit eBay und Yahoo
Doch der Weg in die Spitzengruppe der „Magnificent 7“ war turbulent: Das Platzen der Dotcom-Blase, die große Finanzkrise und andere Bärenmärkte für Techaktien (2018, 2020, 2022 und zuletzt der Zoll-Crash) prüften die Nerven der Anleger. Vom Hoch Anfang 2000 bis zum Tiefpunkt 2001 verlor die Amazon-Aktie sogar über 90 Prozent an Wert. Wer indes dabei geblieben ist, wurde im wörtlichen Sinne reich belohnt. Tatsächlich gibt es wenige Aktien, die dokumentieren, was langfristiges Investieren – die Magie des Compoundings – bewirken kann.
Beim Börsengang 1997 kostete eine Amazon-Aktie noch 18 Dollar. Doch Aktiensplits haben die Berechnung entsprechend verändert. Zwischen 1998 und 2022 gab es vier Splits: 2:1 (1998), 3:1 (1999), 2:1 (1999) und 20:1 (2022). Der Gesamtsplit-Faktor beträgt entsprechend 240 – eine Aktie von 1997 entspricht heute 240 Aktien. Der splitbereinigte IPO-Preis liegt also bei 18:240 = 0,075 Dollar je Aktie.
Die Magie des Compoundings: Mehr als 2 Millionen Dollar aus 1.000 Dollar
Hätte ein Anleger Amazon-Aktien im Wert von 1.000 Dollar zum Ausgabekurs gezeichnet und eine Zuteilung zum Ausgabekurs von 18 Dollar (splitbereinigt 0,075 Dollar) erhalten, hätte er 55 Aktien ins Depot gebucht bekommen. Nach den Splits wären daraus bis heute 13.200 Aktien im Wert von 2,72 Millionen Dollar geworden. Das entspricht einer atemberaubenden Rendite von rund 271.000 Prozent.
Selbst wenn der Anleger bei der Zeichnung keine Zuteilung erhalten hätte und am Ende des ersten Handelstags gekauft hätte, als der Kurs bei 23 Dollar (splitbereinigt 0,19 Dollar) lag, wäre er oder sie heute zweifacher Millionär. Nach Splits wäre das Investment 2,12 Millionen Dollar wert.
Die enorme Rendite verdeutlicht die Kraft des langfristigen Investierens – vorausgesetzt, man erwischt die richtige(n) Aktie(n). Im Rückblick wirkt Amazons Erfolg offensichtlich, doch zum Börsendebüt 1997 waren die Erfolgsaussichten noch vage. Andere E-Commerce-Händler wie eToys oder Webvan scheiterten spektakulär. Bleibt die Frage: Wer wird das nächste Amazon?
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.