In der zu Ende gehenden Woche hatten Spekulationen auf einen weltweiten Wirtschaftsboom die Börsen angetrieben. Der Dax stieg um rund 1,8 Prozent auf den höchsten Stand seit 20 Monaten, der Dow-Jones-Index der Standardwerte in den USA knackte erstmals in seiner Geschichte die Marke von 20.000 Punkten.

Zum Wochenausklang deutete sich an den US-Börsen ebenfalls eine kleine Verschnaufpause an. Börsenexperte Markus Huber vom Broker City of London Markets rechnet damit, dass die kleine Schwächephase nicht lange anhält. "Besonders in den USA setzen Anleger darauf, dass der neue Präsident Donald Trump keine Zeit verliert und neue, radikale Maßnahmen auf den Weg bringt, die seiner Ansicht nach die Konjunktur ankurbeln." Trump hatte Steuersenkungen und Deregulierungen für Unternehmen sowie umfassende Infrastrukturprogramme in Aussicht gestellt. Die US-Wirtschaft hat zuletzt deutlich an Schwung verloren. Von Oktober bis Dezember legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet mit 1,9 Prozent weniger zu als erwartet.

THYSSENKRUPP-ANLEGER KOMMEN AUF HAUPTVERSAMMLUNG ZUSAMMEN



Unter den Top-Gewinner im Dax waren Thyssenkrupp mit einem Plus von rund einem Prozent. Konzernchef Heinrich Hiesinger erhöht in den andauernden Gesprächen über eine Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata Steel den Druck. Das machte er auf der Hauptversammlung in Bochum deutlich. Zusammen wollen die beiden Unternehmen den zweitgrößten Stahlkonzern Europas nach ArcelorMittal schmieden.

Zu den größten Verlierern gehörten europäische Bankenwerte, die in den Abwärtssog der Schweizer UBS gerieten. Im vergangenen Jahr brach der Gewinn des Finanzinstituts um rund die Hälfte auf 3,3 Milliarden Franken ein. UBS-Aktien sackten um 3,4 Prozent ab. Unicredit machte zudem die Aussicht auf die bevorstehende milliardenschwere Kapitalerhöhung zu schaffen. Insidern zufolge sollen die Konditionen kommende Woche festgelegt werden. Unicredit-Titel verloren bis zu 4,8 Prozent auf 27,81 Euro.

Ebenfalls unter Druck standen die europäischen Autowerte. Daimler gaben 1,2 Prozent ab. Volkswagen drehten am Nachmittag ebenfalls ins Minus und verloren 1,8 Prozent. Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn gerät in der Abgasaffäre nun auch wegen Betrugsverdacht ins Visier der Staatsanwaltschaft. Analysten werteten das in einer ersten Reaktion allerdings nicht als Paukenschlag. "Nachrichten über staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Einzelpersonen haben die VW-Aktie in der Vergangenheit nie wirklich berührt", betonte LBBW-Analyst Frank Biller.

TESCO NACH ZUKAUF IM HÖHENFLUG



Im SDax brachen Titel von Zeal Networks um bis zu 25,1 Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Der Glückspielanbieter kappte wegen drohender Steuernachforderungen die Dividende.

In London schossen Tesco um mehr als elf Prozent nach oben. Der britische Einzelhändler kauft für umgerechnet 4,3 Milliarden Euro den Großhändler Booker und sieht sich damit besser gerüstet gegen die Konkurrenz von Aldi und Lidl.

Ein Gewinn über Markterwartungen gab Microsoft Auftrieb. Die Aktien legten im vorbörslichen US-Geschäft um 1,9 Prozent zu und waren mit 65,48 Dollar so teuer wie noch nie.

rtr