Corona-Querdenker haben in Australien nichts zu lachen. Bei Demonstrationen werden diese manchmal rigoros von der Polizei verhaftet. Sogar in Wohnungen gingen Ordnungshüter zum Teil, um Personen festzunehmen, die über soziale Netzwerke zu Protesten gegen die rigiden Maßnahmen der Behörden zur Bekämpfung der Pandemie aufriefen.

Australiens Regierung begründet dieses Vorgehen mit der Ausnahmesituation wegen Corona. Kritiker halten dagegen die Demokratie für bedroht. In der Tat sind solche brachialen Methoden bisher nur aus Diktaturen bekannt.

Nachdem das Land gut durch die erste Corona-Welle gekommen war, ließ eine zunehmend lockere Haltung in Teilen der Bevölkerung im Juli und August die Zahl der Infizierten sprunghaft ansteigen. Vor allem im Bundesstaat Victoria mit der Millionenmetropole Melbourne, aber auch in anderen Provinzen explodierten die Krankheitszahlen. Daher sahen sich die Behörden veranlasst, dort einen Shutdown zu verhängen. Außerdem wurden zwischen den meisten Bundesstaaten strenge Grenzkontrollen eingeführt.

Der Erfolg ist unbestreitbar. Vor Kurzem konnte der Lockdown aufgehoben werden. Aktuell gibt es nach Auskunft des Gesundheitsministeriums kaum noch positive Tests.

Ökonomisch ging die Pandemie an Down Under nicht spurlos vorbei. Erstmals seit 1991 steckt das Land in einer Rezession. Die australische Notenbank rechnet mit einem BIP-Rückgang um vier Prozent. "Im internationalen Vergleich steht Australien trotzdem noch gut da", relativiert Christoph von Speßhardt, Geschäftsführer der deutsch-australischen Außenhandelskammer. 2021 rechnet die Zentralbank wieder mit zwei Prozent Wachstum.

Vor allem, weil die Wirtschaft des wichtigsten Handelspartners China wieder anzieht. Vom Fünften Kontinent werden dorthin viele Rohstoffe exportiert. Zudem stützt die Regierung mit Konjunkturmaßnahmen den Konsum. Hilfsmaßnahmen in Höhe von 300 Milliarden australischen Dollar (AUD) wurden auf den Weg gebracht.

Allerdings gibt es auch Probleme: Nach Kritik an der Hongkong-Politik Pekings drohte Chinas Führung mit Importbeschränkungen. Zudem leiden Tourismus und die Bildungsindustrie, immerhin viertwichtigster Wirtschaftszweig Australiens.

Die Notenbank versucht, die Wirtschaft anzukurbeln. Sie hat die Zinsen auf ein historisches Tief von 0,25 Prozent gesenkt und kauft erstmals in ihrer Geschichte Anleihen. Außerdem wurde ein Kreditprogramm für Banken aufgelegt. Trotzdem wird der Weg zurück zu alter Prosperität steinig. "Wir gehen davon aus, dass es bis 2022 dauert, bis die Wirtschaft das Vor-Pandemie-Niveau erreicht", sagt Sarah Hunter, Chefvolkswirtin des Wirtschaftsforschungsinstituts BIS Oxford Economics.

Sydney: Herzstück der Wirtschaft

Das scheint realistisch. Zum einen ist das Land Mitglied der gerade neu gegründeten global größten Freihandelszone RCEP, die aus 15 Staaten des asiatisch-pazifischen Raums besteht. Zum anderen gab es im ökonomisch bedeutendsten Bundesstaat New South Wales mit dem Finanzzentrum Sydney keinen Lockdown, da dort die Corona-Lage noch beherrschbar war.

Die Fülle guter Nachrichten hat zuletzt die Landesdevise zum Euro klettern lassen. Europa ist in einem neuen Lockdown, was die Wirtschaft schwächt. Zumal die Lage noch prekärer werden dürfte, da der Winter bevorsteht. In Down Under wird es dagegen Sommer, was es vereinfacht, Covid-19 zu kontrollieren. Von daher sollte sich der Aufwärtstrend des AUD zum Euro fortsetzen. Mit dem Mini-Future-Short-Zertifikat von Morgan Stanley (ISIN: DE 000 MC7 LC4 4) auf EUR/AUD profitieren Anleger mit Hebel 2,9.